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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 24.1906

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Nr. 12
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Pfeffer, Albert: Die Monstranz von Jettenhausen bei Friedrichshafen
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Schön, Theodor von: Zur Geschichte des Glockengusses in der Reichsstadt Biberach
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https://doi.org/10.11588/diglit.15939#0124

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— iio —

gelöst in Säulen und Ornamentik. In
der Struktur ist so die Monstranz noch
durch und durch gotisch; sie ist eine der
letzten Ausläufer dieser Stilperiode; nach-
dem die hohe Kunst ermattet und versiegt
war, erlebt die Kleinkunst noch einmal
eine glänzende Nachblüte.

Die Jetteuhauser Monstranz ist in
Konstanz entstanden. Sie trägt das
Konstanzer Beschanzeichen (Wappenschild
etwas verschieden von dem bei Marc
Rosenberg, die Goldschmiedemerkzeichen,
Frankfurt, Keller, 1890, unter Nr. 913
abgebildeten). Das Bleisterzeichen ist ein
Pflugeisen in einem Schild (Rosenberg
liest es als ein in einem V stehendes I,
I. c. Nr. 923). Der Name des Gold-
schmieds ist bis jetzt noch nicht zu eruieren.
Vom gleichen Meister stammt die Mon-
stranz der Pfarrkirche zu Engen (Aus-
stellung in Karlsruhe 1881, Kat. Nr. 288;
Abb. in „Aeltere knnstgewerbl. Arbeiten
ans der Ausstellung in Karlsruhe", Frank-
furt, Keller, 1882, Nr. 39). Die Engener
Monstranz ist größer, 82 cm hoch, wäh-
rend die Jetteuhauser die Höhe von 04 cm
hat. Auf den ersten Blick zeigt sich die
Verwandtschaft, vertikale Anlage, die-
selben gegossenen Ornamente, dieselben
Silberfignrchen. Erstere ist schlanker in
der Form und etwas reicher in den De-
tails. Ein Vergleich der beiden Werke
lehrt auch, wie ungeschickt und schwer-
fällig die moderne Einfassung des Repo-
sitoriums ausgefallen ist. Auch zeitlich
liegen sie nicht weit von einander: die
Monstranz von Engen ist eine Stiftung
vom Jahre 1623, während die Jetten-
hanser im Jahre 1629 gestiftet worden ist.

Höchst merkwürdig ist die Geschichte
der Monstranz. Nach der auf die Unter-
seite des Fußes eingrnvierlen Inschrift:
RMVS . DN . D . IO . IACOBVS .
MIRGEL . EPS . SEBAST . SVF-

ERA.CVSTOS . ECEIAE .

CATHEDR . CONSTANT . PA-
ROCI-IIAEI . SVAE . BERGENSI .
. . . . TES ....A.D.I.... und
dein Wappen anr Fuße (vierteiliger Schild,
mit Mitra und Bischofsstab darüber, in
den Feldern rechts oben und links unten
Mitra und Bischofsstab, links oben Pe-
likan, rechts unten drei Kronen) mit der
Jahreszahl 1629 ist der Stifter der

Weihbischof Johann Jakob Mir ge l
von Konstanz. Derselbe, 1569 in
Lindau geboren von patrizischen Eltern,
die zur Zeit des allgemeinen Glanbens-
abfalles dort fast als die einzigen der
katholischen Kirche treu geblieben waren,
wurde 1598 Weihbischof an Stelle des
sehr verdienten Balthasar Wnrer, 1602
Domknstos, gestorben 1629, ein um die
große Konstanzer Diözese und ihre Reform
sehr verdienter Mann (Konst. Holl, Fürst-
bischof Jakob Fugger von Konstanz, Frei-
bürg, 1898; Freib. Diöz.-Arch. 9 (1875),

8 f.). Im Gedächtnis der Nachwelt blieb
er besonders durch seine Freigebigkeit.
Was er von seinem Vermögen bei seinen
Lebzeiten noch nicht den Kirchen und
Klöstern, besonders dem nengegründeten
Jesuitenkloster in Konstanz geschenkt, das
vermachte er zu Stiftungen für Studenten,
da nach seinen Worten alles, was er von
Gott empfangen habe, auch wieder zu
Gottes Ehre verwendet werden müsse (bei
Holl, I. c. 193 f.).

Weihbischof Mirgel schenkte die Mon-
stranz im Jahre 1629 als Domkustos
seiner Pfarrei Berg bei Friedrichshafen,
die nach dem Eibev Taxationis (ed.
Haid in Freib. Diöz.-Archiv 5 (1870),
38) schon 1353 zur Domknstodie gehörte.
In Berg verblieb diese Schenkung des
Domknstos bis znnl Jahre 1791. In
diesenr Jahre verkaufte sie die Pfarr-
gemeinde aus unbekannten Gründen an
die benachbarte Pfarrei Jettenhansen dem
Gewichte nach, 180 Lot a 1 fl. 10 kr.,
in Summa 210 fl., über welche Summe
Pfarrer Joh. Rep. Weltin von Berg am
24. Oktober 1791 quittiert (Pfarrarchiv >
Jettenhansen). Ans die Rückseite der
Quittung schrieb Franz Marlin Kees, der
als Pfarrverweser Berg und Jettenhansen
versah: „Preis allen Negierungen, die
durch weise Anstalten Kirchen und Stif-
tungen väterlich vor Eigenmächtigkeiten vor-
stehender Art schützen. 1. Januar 1826."
Der Pfarrverweser dürfte recht haben.

Zur Geschichte des Glockengusses
in der Reichsstadt Biberach.

Aon Theodor Sch ö n.

Im Jahrgang 1902 Nr. 2, S. 43
dieser Zeitschrift wurde der Biberncher
 
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