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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 24.1906

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Nr. 12
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Ein Beitrag zu dem Kapitel: Mystik und Volkskunst
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Chronik des Diözesankunstvereins
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15939#0129

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All diese bildlichen Darstellungen gehen
aber ans ein Bild zurück, das Sense
selbst zum 14. Kapitel des Büchleins der
ewigen Weisheit entworfen hatte. Da-
rauf stehen die Verse: „Ich wil rösen
brechen" n. s. w. Dasselbe ist in der '
ersten Druckausgabe von Senfes Werken!
(Augsburg, 1482, Bl. 59 v) zu finden.
Herr Dr. Bihlineier, dem ich letztere Mit-
teilung verdanke, wird das Bildchen in
seiner kritischen Sense-Ausgabe nach einer
alten Handschrift des 14. Jahrhunderts
publizieren._L. B.

(Lhronik des Diözesankunstvereins.

Am 19. November 1906 starb der seitherige
Vorstand des Nottenburger Diözesankunstvereins,
der hochw. Herr Pfarrer Detzel in St. Christina
bei Ravensburg. Die großen Verdienste, die
sich der Verewigte unter Aufwendung all seiner
körperlichen und geistigen Kräfte um die Hebung
der kirchlichen Kunst in unserer Diözese erwarb,
werde» unvergessen sei». Ihre Würdigung
muß einem eigenen Artikel in unserem Organ
Vorbehalten bleiben.

Am 22. November, dem Begräbnistage des
Verstorbenen, versammelten sich die Ausschuß-
mitglieder zu einer Sitzung unter dem Vorsitz
des Schriftführers, Msgr. K. Kümmel. An-
wesend waren sechs Mitglieder. In derselben
wurde beschlossen, die V o r st and s ch a f t
H er r n Ch e fr ed a kt e u r Ai s g r. K. K ü »t m c I,
die Redaktion und 2 eitung des „A r ch i v
s ü r ch r i st l i ch e K » n st" H e r r n U »i v e r s i -
tätsprofessor Or. L. B a u r in T ü b i n g e n
zu übertragen. Msgr. Kümmel nahm auf
eindringliche und einstimmige Bitte sämtlicher
anwesenden Ausschußmitglieder die Vorstandschaft
provisorisch an. Professor Or. L. Baur er-
klärte sich zur Uebernahme der Orgnuslcitung
bereit. — An ihn sind von jetzt ab alle
Manuskript - und Büchersendungen
(Rezensionsexemplare) zu richten.

Die Rcchnungsablage zum Zwecke derDecharge-
erteilung an den Kassier, Herrn Stadtpfarrer
Aigeltinger, wurde für die Generalversammlung
nngesetzt.

Literatur.

Die Kunst des K l o st e r s R e i ch e u et u
im IX. und X. Jahrhundert und der
ncuentdeckte karolingische Gemäldezyklus
zu Goldbach bei Neberlingen. Festschrift
zum 80. Geburtstage Seiner Königlichen
Hoheit des Großherzogs Friedrich von

Museum", 187-1, toi. XCI1., etwa 1470—90.
— Ein Faksimile in Denifles Sense - Ausgabe,
I. Band (Titelblatt). Ein Exemplar dieses Holz-
schnittes ist in der Landesbibliothek zu Stutt-
gart. — Das Original war einst im Besitz von
Häßler in Ulm.

Baden. Mit Unterstützung des Groß-
herzoglichen Ministeriums der Justiz, des
Kultus und Unterrichts von Or. Karl
Künstle, Professor an der Universität
Freiburg i. Br. gr. 4" (VIII und 62,
mit 4 Tafeln) Freiburg 1906, Herdersche
Verlagshandlung. 20 M.

Karolingischer Gemäldezyklus wird man er-
staunt fragen! Bisher las man in den Hand-
bücher» der Kunstgeschichte, daß wir leider von
der karolingischen Wandmalerei nur noch aus
literarischen Quellen Nachricht hatten. Der Ver-
fasser erbringt aber den Beweis, daß die im
Sommer 1904 in der Kapelle zu Goldbach bei
Neberlingen aufgedeckten und hier publizierten
Bilder (Heilung des Aussätzigen, Jüngling von
Naim, Christus mit zwei Pharisäern, Sturm
auf dem Meere und zwei Votivbilder) der zweiten
Hälfte des IX. Jahrhunderts angehören. Jni
ersten Teil gibt er eine Uebersicht über die Reichen-
auer Kunstgeschichte im IX. und X. Jahrhundert,
die bisher noch nicht im Zusammenhang mit der
Geschichte des Klosters behandelt wurde, und
kommt bei der Untersuchung der reichenauischen
Kirchen zu dem Ergebnis, daß St. Georg auf
Oberzell nebst dem Wunderzyklus an seinen Wän-
den dem IX. und nicht dem X. Jahrhundert zu-
zuweisen sei. Damit ist eine sichere Grundlage
gewonnen für die Datierung der Goldbacher
Bilder, die im zweiteil Teil behandelt werden,
und die, wie der Augenschein lehrt, aus der
gleichen Schule und derselben Zeit, wie jene in
Oberzell stammen: beide Zyklen sind noch karo-
lingisch. Dieses wichtige Resultat dürfte nicht
nur bei den Kunsthistorikern, sondern bei allen,
die sich um die deutsche Vergangenheit interessieren,
Aufsehen erregen und so bildet das Werk eine
würdige Weihegabe znm 80. Geburtstag des
Großherzogs von Baden.

Max W i» g e n r o t h, A » g e l i c o da
Fiesoie. Mit 109 Abbildungen. Biele-
feld und Leipzig, Velhagen und Klasing.
1906. 4 M.

Es ist da erzählt von einem stillen Mönch, der
in der Sturm- und Drangzeit der Arnostadt einer
stillen Oase des Friedens gleicht, wo die Palmen
sich neigen und himmlische Gespräche mit einander
führen, wo die Leidenschaften verbannt sind und
süßer Friede weht. Seine Kunst war diesem
Frate „Gottesdienst im heiligsten Sinne des
Wortes, sein Leben war nur ein Gedanke und
sein Herz hatte nur einen Schlag, er lebte und
webte in Christus allein". Sein Lebensinhalt
war, in Bildern von zartestem Empfinden die
Nachfolge Christi zu predige» : Der Mönch gehörte
ja zum Predigerorden. Es ist Fra Giovanni
da Fiesole. In warmen liebebegeisterten Wor-
ten führt Wingenroth den Leser in Giovannis
Heimat, die auch Giottos Heimat ist, in die Kloster-
zelle nach Fiesole (Konvent San Domenico),
zwischen Cypresseu und Oelbäumeu in der klaren
durchsichtigen Lust Toskanas gelegen, wo er zu-
erst Miniaturen malt und von da den Weg zur
großen Kunst findet, zu den zarten, sinnenden
Madonnen und den wunderlieblichen Engeln in
 
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