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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 1
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Baur, Ludwig: Was wir sollen und wollen, [1]: zum 25. Jubiläum unseres "Archivs"
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0009

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4

wird," schrieb er damals/ „hängt vor
allem von der Geschicklichkeit der Mitar-
beiter ab, die rechten Saiten anzuschlagen,
ebensosehr aber auch von der Möglichkeit,
seinen Leserkreis über die Heimatdiözese
anszudehnen. Gelingt ihm dies nicht, so
wird es sich dem zurückweisenden Urteils-
spruch unterwerfen, weil es sich dem Leser
als unnützlich, oder neben vorhandenen
Organen als überflüssig erwies."

Die Zeit hat diese Bedenken zerstreut
und das Organ als durchaus lebensfähig
erwiesen. Eine stets steigende Zahl von
Abonnenten hat gezeigt, daß ein Bedürfnis
nach Belehrung über die kirchlichen Stil-
arien, über liturgische Gesetze, welche das
Gebiet der Kunst berühren, über Geschichte
der Kunst, sei es der allgemeinen oder
lokalen, vorhanden ist tind sachgemäß be-
friedigt sein will.

Auch im Jahre 1889, als der General-
versammlung in Sigmaringen mit Rück-
sicht ans die Neugründung der „Zeit-
schrift für christliche Kunst" der Vor-
schlag gemacht wurde, das „Archiv"
aufzugeben, entschied man sich dagegen.
Man betonte den Wert eines eigenen
Organs für den Verein und glaubte den
Lokalzeitschriflen neben dem Zentralorgan
Existenzrecht, Stellung und Beruf vindi-
zieren zu sollen.

So tritt die Zeitschrift nunmehr zum
25mal ihren Gang an. Es ist vielleicht
nicht unangemessen, wieder an das Pro-
gramiu zu erinnern, das sie sich vor 25
Jahren gesetzt und auf den Grundcharakter
hinzuweisen, den sie sich selbst geben wollte
und sollte. Wir halten es für nützlich,
jenes Programm zur Kenntnis der jüngeren
Mitglieder, Abonnenten und Mitarbeiter
hieher zu setzen.

Es sollten im „Archiv" behandelt wer-
den :

1. Fragen aus dein Gebiete der Kunst über-
haupt.

2. Die kirchliche Architektur, Formen und
Konstruktion der Baugiieder und des ganzen
Baues; stilistische Behandlung der Bauelemente
in den verschiedenen Kunstperioden.

3. Die Malerei, soivohl die monumentale
als die Tafel-, Glas- und Mosaiknialerci nach
technischer, künstlerischer und geschichtlicher Rich-
tung.

4. Die Skulptur in Holz, Stein, Terrn-
cotta und Metall, chromatische Behandlung ein-
schließlich der Metallmalerei (Email).

5. Das KunstHand werk, jcin Verhältnis

zur Kunst und Grundsätze für seine Behand-
lung.

a) Die P a r a in e nti k, Kenntnis der Seiden-
stoffe und ihrer Arten, Webart, Künstle-
risches, desgleichen Leinwand und Teppiche.

b) Das .ft n n st Handwerk in ' Holz, Stein
und Metall, soiveit es der Kirche dient.

c) Glockcnku » de, technische und geschicht-
liche.

d) Kenntnis der Orgel intb ihrer Behand-
lung.

ß. Statistik der kirchlichen Geb ä u d e,
ihrer inneren und äußeren Restauration seit
dem Wiederaufleben der mittelalterlichen Stil-
arten. . . .

7. Orientierung i in G e b i e t der Lite-
ratur über Kunst und Kunsthandwerk. . . .

8. Korrespondenzen über Tatst« ch e»
und Erschein u »gen, w e l ch e f ü r ch r i st-
l i ch e K u n st von Bedeutung sind, sei es
in fördernder oder hemmender Richtung. Berichte
über künstlerische Leistungen vertritt die Redaktion
nicht; vielmehr tragen deren Verfasser selbst die
Verantwortung. Derartige Artikel müssen auf
Verlangen der Redaktion von den Autoren unter-
zeichnet werden. In das Gebiet der Reklame
darf das „Archiv" nicht herabsteigen.

9. Miszellen, kurze Notizen, Lesefrüchte
aus dem Gebiete der Kunst, des Kunsthandwerks
und der Liturgie, soiveit diese das ftunsthand-
werk beeinflußt.

Nim wissen wir jo wohl: mit einem
Programm allein ist es nicht getan, und
das schönste Programm nützt nichts, wenn
es bloß auf dem geduldigen Papiere
steht. — Die Geschichte unseres „Archivs"
beweist, daß man sich redliche Mühe gab,
dem gesteckten Ziele gerecht zu werden:
die Redaktioustäligkeit, welche zuerst der
P Prälat Schwarz (1883-1885), da-
nach der nunmehrige hochwürdigste Herr-
Bischof Or. Paul Wilhelm v. Kepp-
ler (1885—1894), dann sein Bruder
Stadtpfarrer Eugen Keppler (1895
bis 1896), und endlich zuletzt Pfarrer
Detzel (1897—1906) entfaltete, ging
bewußt und mit Erfolg darauf aus, die
Förderung und Verfeinerung des Kunst-
verständnisses anzustreben, dem Ungeschmack
und der Unfeinheit ans allen Gebieten
des christlichen Kunstschaffens entgegenzu-
treten, mit Rat und Tal durch das
künstlerisch Bessere das Minderwertige zu
ersetzen, die Zierde des Hauses Gottes
mit allen zu Gebote stehenden Mitteln
zu fördern und im hochwürdigen Klerus
wie bei den Vertretern von Kunst- und
Kuusthaudwerk die Ueberzengung zur Evi-
denz zu erheben: für Gott, für das Hans
Gottes, für das, was der Ehre Seiner
 
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