Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Brinzinger, Adolf: Historienmaler Bernhard v. Neher, [1]
DOI Artikel:
Baur, Ludwig: Die neuen Glasgemälde in der Stadtpfarrkirche zu Schramberg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0024

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18

ihr Sohn Karl Alexander waren dem
Künstler wohlwollend zugeneigt, Schnchardt
und Eckermann, Göthes einstige Sekretäre,
sowie Friedrich Preller seine Freunde,
ganz besonders aber Oberbaudirektor Kle-
mens Wenzelslaus Coudray, dessen Tochter
Maria am 10. März 1840 Nehers Gattin
wurde, mit welcher er 46 Jahre lang
in glücklichster Ehe gelebt hat sgest. Stutt-
gart, 21. Januar 1893). 1837 befiel

den Künstler ein schweres Augenleiden,
weshalb er seinen Freund Kögl zu Hilfe
nahm. Noch bedeutender als die Schiller-
bilder sind die Bilder im Göthe-
zimmer: Scene» aus Fausts erstem und
zweitem Teil, über ihnen je drei kleinere
Bilder: Zauberlehrling, Erlkönig, König
von Thule und anderseits der Fischer,
der neue Pausauias, der Gott und die
Bajadere; ferner zwei Bilder aus Hermann
und Dorothea, Egmont, Tasso, Götz von
Berlichinge», dann kleinere Sceuen aus
Wilhelm Meister, Iphigenie und Werther.
In den aufsteigenden Streifenbildern sind
die lebensvollen Gestalten aus Göthes
Gedichten verherrlicht: Prometheus, Meine
Göttin, Ganymed, Wandrers Stnrmlied.
„Sie gehören zum Besten, was nur in
dieser Art besitzen" (Pechtj. Im Geiste
der antiken Plastik sind die Kartons der
Türenreliefs ausgesührt: Amor als Land-
schaftsmaler, Gesang der Geister über den
Wassern, und Urworte. Das Schiller-
zimmer hat Helle heitere Farben, das
Göthezimmer ist ernster, gedämpfter ge-
halten mit braunrotem Grundton, die
Umrahmung grau in grau. In sechs Jahren
malte Neher daS Göthezimmer, von Kö-
gel und einigen andern Schülern unter-
stützt. „Ein einfacher inniger Ton wird
angeschlagen mit tiefem Versenken in Gö-
thcs Dichtungen. Der erzählende Ton
ist gut getroffen in de» Balladen, mit
holdseliger Liebenswürdigkeit und naiver
Anmut eines Ghirlandajo ilnd Beuozzo
Gozzoli, der großen Florentiner des
15. Jahrhunderts. Die dramatischen
Sceuen geben oft in wenigen Figuren
das bezeichnende Moment mit psycholo-
gischer Feinheit" (Lübke). Die Original-
kartons der Bilder in Weimar sind in
der Stuttgarter Staatsgalerie. Während
dieser Weimarperiode erhielt Neher im
Frühjahr 1841 schon einen Nus als . Di-

rektor der Akademie in Leipzig, als
Nachfolger des. verstorbenen Veit Hans
Schnorr vonKarolsfeldfl794 —1872). Im
Herbst 1841 trat er diese Stelle in Leipzig
an, arbeitete aber in den Sommermonaten
in Weimar. In Leipzig hat Neher eine
Reihe tüchtiger Schüler herangebildet.
Im benachbarten Dresden verkehrte er
mit den Künstlern Rietschel, Franz Hanf-
stängel, Hübner, Bendemann und Semper.
Im Frühjahr 1.846 wurde er nach Stutt-
gart berufen, zunächst als Professor und
daun als Vorstand der Kgl. Kunstschule.

(Schluß folgt.)

Dia neuen Glasgemälde in der

ötadtpfarrkirche zu Schramberg.

Von Professor Dr. Ludwig Bau r.

Die katholische Stadtpfarrkirche zu
Schramberg ist um einen erhebenden, herr-
lichen und wertvollen Schmuck, bereichert
worden. Vergangenen Sommer erhielt
sie aus der Tiroler Glasmalerei und
Mosaikaustalt in Innsbruck (Neuhauser,
Dr. Jelc u. Cie.), die bereits für eine Reihe
von Kirchen der Diözese Rotteuburg höchst
rühmenswerte Glasgemälde geliefert hat,
zwei große neue Glasfenster (Langfenster)
und ein Halb-Nnudfenster darüber. Deren
Beschaffung ist »och das Verdienst des
scheidenden Stadtpfarrers Bauer und
wurde durch den so oft bewährten, er-
staunlichen und rühmenswerten Opfersinn
der Schramberger Parochianeg ermöglicht.
Uhland sagt einmal: „Gemalte Fenster
scheinen nur einer christlichen Kirche
wesentlich, denn die Ställe ist nicht ge-
schlossen, solange das Auge durch das
Fenster in den weiten Himmel blickt.
Zum Kircheufeuster gehört, daß es keinen
Blick, keinen Gedanken hinauslasse, dafür
aber allem Himmlischen zum Eingang
diene. Der Himmel hat sich bilderreich
zur Erde gesenkt und kommt dem an-
strebenden Geist aus allen Fenstern ge-
drängt entgegen. Davon nichts zu reden,
daß durch das farblose Fenster außer dem
fernen Himmel auch noch das ; irdische
Dach und der Schornstein hereinblickt."
In der Tat liegt in diesen Worten der
praktische und künstlerische Wert des ge-
nralteu Glasfeusters ansgesprochen.

Wir haben aus dem Gebiete der Glas-
 
Annotationen