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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 3
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Brinzinger, Adolf: Historienmaler Bernhard v. Neher, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0032

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26

terlin). Das erste C h o r f e n st e r
links zeigt oben die Gerechten des alten
Bundes: David, Moses, Jesaias, Ma-
lachias, die ans die Ankunft des Erlösers
Hinweisen, sodann 2 Hauptbilder: Geburt
Christi (Maria wickelt das Kind in Win-
deln, neben der Krippe der schlafende
Joseph, Gesang der Engel, oben Gott
Bater segnend) und Mariä Verkündigung
(Gabriel grüßt Maria und deutet ans die
Taube des hl. Geistes hin), unten der
Sündenfall der Stammeltern und Abel
und Abraham. Im Mittelfenster
sehen wir Christus am Kreuz (nach einem
Vorgang von Dietrich entworfen von
Neher) mit 2 trauernden Engeln, unten
die schmerzhafte Gottesmutter tiefgebeugt
und Johannes liebevoll zum Meister
hinauf schauend, die weinende Maria
Magdalena umfaßt daS Kreuz; unten ist
die Grablegung, Nikodemus und Joseph
von Arimathea senken den Leichnam in
die Gruft, Maria küßt ihn, Magdalena
und die Frauen trauern. Die Neben-
bilder des dritten Fensters, rechts vom
mittleren, zeigen unten Jonas Errettung
aus dem Nachen deS Fisches, dann Jesus
in der Vorhölle, den Gerechten des alten
Bundes die Hand reichend (Adam, Eva,
Moses, Davio, Johannes Baptist), im
Hauptbild die Auferstehung und die
4 Evangelisten als Zeugen, und einen
Engel mit dem Spruchband: Siehe ich
bin bei euch alle Tage bis an der Welt
Ende. Oben die Ausgießung des
hl. Geistes im Saale über Jünger und
Frauen. Das vierte Fenster zeigt
das Wirken, Leiden und den Sieg der
Kirche in Scenen aus der Apostelgeschichte.
Oben ist die Pfingstpredigt als Haupt-
bild : Petrus predigt, Johannes tauft.
Darüber Petri Befreiung aus beul Ge-
fängnis durch einen Engel. In der unteren
Abteilung: Stephanus in fein Gewand
gehüllt in der Gruft mit nltchristlicher
Lampe und 2 Tauben, der erste Mar-
1prer. Darüber Bekehrung des Saulus
bei Damaskus. Ein Engel streut den
Samen des Evangeliums aus, ein anderer
begießt daS von den Aposteln Gepflanzte.
Dieses vierte Fenster wurde 1864—65
von einem ungenannten Stifter gestiftet.
D a s f ü u f t e f i g n r e n r e i ch e F e n st e r,
1871—73 entstanden und im Oktober

1878 eingesetzt, wurde von Gasthaus-
besitzer Wilhelm Marquart und Ober-
bürgermeister Heinrich Sick der Kirchen-
gemeinde übergeben. Es stellt dar die
Auferstehung der Toten beim
j ü n g st e n G e r i ch t. Der Weltrichter
thront auf den Wolken mit 5 Jüngern
und Johannes dem Täufer, oben 3 Engel
mit Marterwerkzeugen, unten 2 Posaunen-
engel, ein dritter Engel mitten tragt das
Buch des Lebens. S. Michael schwebt
über den Gräbern mit gezücktem Schwert,
2 Engel scheiden die Guten und die
Bösen. Links steigen die Verdammten
mit Figuren der 7 Todsünden abwärts
zur Hölle, rechts die Seligen empor in
der Abstufung der 8 Seligpreisungen der
Bergpredigt. Unten Dante mit dem Lor-
beer. In der Predella sind die 5 klugen
und 5 törichten Jungfrauen, mahnend
zur Wachsamkeit für den Tag des Ge-
richts (nach Merz). Es war eine schwierige
Komposition, das eine Hauptbild in drei
Schichten nach der alten Tradition (unten
die Auferstehenden von den Engeln
empfangen und Michael, dann der Engel
mit dem Buch des Lebens und 2 Po-
sanneubläsern, oben der Weltrichter mit
5 Aposteln und Engeln mit Marterwerk-
zeugen) in den viel geteilten Raum eiu-
zugliedern. Der Stil der drei ersten
Fenster ist nicht der an Rafael, sondern
mehr au Fiesole anknüpfeude: „Die Ge-
stalten hager, aszetische Gesichter, knapp
anliegende Gewänder" (Wiutterlin).Zanth,
der Erbauer der Wilhelma, Nehers
Freund, ein Konvertit, soll ihn haupt-
sächlich in dieser Richtung bestärkt haben.
Im vierten Fenster kehrte der Künstler
zu der freien, hohen Schönheit Rafaels
zurück, die wir iu der Kreuzabnahme der
Staatsgalerie (1855 gemalt) sehen. Zur
höchsten Höhe seiner Knust aber steigt ber
73jährige Meister empor im sechsten
Fenster, das die Verehrer des Stifts-
predigers Sirt Karl Kapff (gest. Stutt-
gart 1. Sept. 1879) gestiftet haben. Es
wurde der Karton hiezu im Frühjahr 1883
von Neher vollendet, aber erst im Herbst
1887 nach seinem Tod als Glasmalerei
eingesetzt. Es stellt dar die Anbetung
des Lammes i m h i m m tischen
I e r n s a l e m nach der Offenbarung
des Johannes 21, 3. 4. Unten sind die
 
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