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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 4
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Der Dom von Lund, [2]: aus einem Vortrag über Erinnerungen von Nordlandfahrten
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0043

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tjerausgegebeu mtb redigiert von Professor Dr. Ludwig Baue in Tübingen.

Verlag des Rotteuburger Diözesan-Annstvereins;
Kommissionsverlag von Friedrich Alber in Ravensburg.

Jährlich 12 Ninnmern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.05 ohne
A Vestellgeld. Durch de» Buchhandel sowie direkt von der Berlagshandluug IQ07
cilUi* Friedrich 3116er in Ravensburg pro Jahr 31!. 4.10. ‘ *

Der Dom von Lund.

(Aus einem Vortrag über Erinnerungen von
Nordlandfahrtcn.)

(Schluß.)

Die schmalen niedrigeren Seitenschiffe
und das hohe Mittelschiff des Langhauses
erleuchten je sechs Rundbogenfenster, durch
Pfeiler und Rnndbogenfriese mit vornehmer
Einfachheit gegliedert. Ungemein malerisches
Aussehen verleiht dem äußeren Bauwerk
auch die zierliche Arkadenreihe an Qner-
schisf, Westfront und Türmen. Auch
ein herrliches Nundfenster sah ich an dem
südlichen Querschiffsgiebel in seinem
Strahlenkranz leuchten. Bewundernd ruht
gewiß schon der Blick auf der herrlichen
von zwei dreigeschossigen Türmen flan-
kierten W e st f a s s a d e, das Haupt-
portal in der Mitte der Mauer, mit
wundervollem Rundbogenabschluß und
bildnerisch reichgeschmücktem Bogenfeld
(Tympanon mit neuen Reliefbüsten)
in 6X4 Feldern Reliefs aus dem
Alteil rnld dienen Testament und der
Heiligenlegende. Christus in der Mitte
zwischen St. Laurentius (Patron der
Kirche) und einem hl. König (wohl Kent
oder Olaf?). Die kostbaren Türen mit
ihre»! einzigartigen Schmuck stammen aus
der Hand eines Niederländers, Adam
von Durlen, aus den Jahren 1515—27.
Wie reich gegliedert ist das Giebel-
feld mit seinen gewaltigen Bogenfenstern,
Arkaden und Friesen! Und erst seine
Einfassnng mit den beiden in Stadt und
Landschaft hinausragendeu Türmen mit
ihren gewaltigen pfeilerartigen Maner-
verstärkungen um den quadratischen Unter-

bau mit ihren dem Giebel so wunder-
voll symmetrisch angepaßten Fenstern, Ar-
kaden und Rundbogenfriesen, ihren schlanken
vierseitigen Zeltdächern! Dieses Meister-
werk nordischer Baukunst hat den Jahr-
hunderten getrotzt, selbst fanatischem Van-
dalismus, der mehr als einen Schmuck ihm
geraubt. Auf acht Jahrhunderte schaut
es schon herab, es hat Friedrich, unseren
Staufenhelden, Kaiser Barbarossa, der
seinen Erbauer, Bischof Eskill, ohne Schutz
gelassen, kommen und gehen sehen. Dieses
Werk Eskills steht noch, aber von jenem
spricht ans Hohenstaufens Gipfel kein
Denkmal, kein Stein ist auf dein andern
geblieben, nur eine spätere Inschrift, ein
armseliges Dorfkirchlein an des Staufens
Fuß meldet noch in verwitterten Zügen:
hic transibat Caesar (hier zog der Kaiser
hindurch) und: sie transit gloria mundi!

Und nun folgen Sie mir durch das,
wie es schien, immer offene, reichgeschmückte
Hanptporlal. An malerischer Grup-
pierung, strenger Symmetrie aller Einzel-
glieder, einheitlicher Durcharbeitung in
Sinn und Geist seines ursprünglichen
Planes, an Großartigkeit der Verhält-
nisse und Weihe, mit einem Wort an
allen Eindrücken steht es dem Außen-
bau nicht nach. Die herrliche Aus-
stattung der Eingaugstüre hat eine
würdige Vorbereitung auf die Stimmung
erzielt, die den Eintretenden umfängt.
Nach den Worten eines schwedischen Au-
tors ist „da drinnen unter den herr-
lichen Tempelgewölben das Schweigen des
Touristen seine beste Beredsamkeit". Mit
dieser Bemerkung hat sich das sonst treff-
liche, von Schriftstellern und Künstlern
 
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