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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 4
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Baur, Ludwig: Gedanken über Beleuchtungsanlagen in Kirchen, [2]
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Reiter, Joseph: Die sieben Zufluchten
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0049

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möglichst frei bleiben. Kleine, unauf-
dringliche Armleuchter dürften indessen
dem ausgesprochenen Grundsatz nicht
gerade widersprechen. Bei Pfeilern, die
ja zunächst mit der Wand architek-
tonische Verwandtschaft besitzen, kann
man sicherlich schon weiter gehen. Ferner
muß die Lichtverteilung so getroffen
werden, daß durch sie die architektoni-
schen Bauglieder heransgehoben werden.
Darum ist es bei Velenchtnugs-
a u l a g e u unter allen Umstanden
e m p f e h l e n s w e r t, a u ch den N a t
eines erfahrenen K i r ch e u b a u -
architekteu ei uzuhole n.

In ricbtiger Erwägung sind deshalb
die Lampen beispielsweise in der Marien-
kirche in Stuttgart nicht an den Säulen
wie z. B. in Rottweil und Ravensburg,
sondern zwischen den Arkadeubögeu der
Sargwände des Mittelschiffes angebracht
Ob aber darin auch positiv die definitive
oder auch nur die best empfehlenswerte
Lösung liegt, mag noch unentschieden
bleiben. Da wir es als das Nichtige
erkannt haben, nicht grelles intensives
Großlicht, sondern kleine Lichter anzu-
bringen, so befinden wir uns nach dieser
Seite hin in ganz ähnlicher Lage wie die
Alten. Ziehen wir daher die G e s ch i ch t e zu
Rate und sehen wir zunächst einmal zu, n a ch
welchen Dispositionsprinzipien
die vergangenen Jahrhunderte
ihreKirchen b eleu ch t un g b eso rgten
und fragen wir uns, ob und in welcher
Form diese Prinzipien für die modernen
Beleuchtungsanlagen verwertet werden
können oder müssen.

Die sieben Aufluchten.

Von Dekan I. Reiter, Vollmaringen.

Sonderbare Komposition — dachte ich,
so oft ich das 1,80 m X 1,35 m große
Gemälde iit der Pfarrkirche zu
Z e p f e n h a n b e i R o t t w e i l betrachtete.
Endlich war das Rätsel gelöst: Das sonder-
bare Bild ist eine Darstellung der sieben
Zuslnchteu und soll im folgenden kurz be-
schrieben werden.

Zn den sieben Znflnchten werden ge-
zählt: 1. Die hl. Dreifaltigkeit, 2. die
Eucharistie, 3. Christus am Kreuz, 4. Maria,
5. die Engel, 6. die Heiligen, 7. die armen

Seelen. — Die einzelnen Gruppen sind nun
ans unserem, wohl ans den> 18. Jahr-
hundert stammenden Gemälde in ähnlicher
Weise angeordnet, wie auf bem von
P. Beck im „Diözesan-Archiv" beschriebe-
nen Augsburger Kupferstich.

Zuoberst die hl. Dreifaltigkeit; darunter
— links vom Beschauer — Christus am
Kreuz; zu den Füßen des Gekreuzigten
zwei Engel, nämlich Gabriel und der Schutz-
engel (?), und unter ihnen Raphael und
Michael, welche je eine Seele ans dem Feg-
feuer ziehen. Letztere Darstellung nimmt den
untersten Raum des Bildes ein und tritt
auf der linken Seite besonders hervor.
In der Mitte des Ganzen die hl. Eucha-
ristie; rechts von ihr Maria und Joseph;
weiter unten wieder nebeneinander gestellt
die Heiligen: Theresia, Magdalenas?),
Ulrich und Erasmus. S. Johannes von
Nepomuk schließt — noch weiter unten
ganz vereinzelt angebracht — die Heiligen-
gruppe ab.

Vergleicht man die Darstellung in Zepsen-
han mit der Darstellung auf dem Gemälde,
welches sich in der ehemaligen Klosterkirche
des 1803 aufgehobenen Zisterzienserfranen-
klosters Maria Kirchheim i. R. befindet
(Größe: 0,94 m X 1,19 m; 1712 von
Johann Gebhardt in Prifling gemalt),
so springt die Aehnlichkeit beider sofort
in die Augen; nur ist dort die Heiligen-
welt, mit Ausnahme des hl. Johannes,
durch andere Heilige vertreten, nämlich
durch Sebastian, Johannes den Evange-
listen, Barbara und Cäcilia. S. Johannes
von Nepomuk erscheint auch in Kirchheim
allein, und zwar in einiger Entfernung
von den anveren Heiligen, was wohl
daraus erklärt werden kann, daß derselbe
damals noch nicht heilig gesprochen war
(Heiligsprechung int Jahre 1729). Wenn
Johannes von Nepomuk überhaupt aus
beiden Bildern Aufnahme gefunden hat,
so ist dies sicher ans den Umstand znrück-
zusühren, daß dieZisterzienserklöster (Zepfen-
han — Rotten Münster; Grieningen —
Heiligkrenztal), die damals allenthalben in
Süddentschland mehr und mehr zunehmende
Verehrung des Heiligen ihrerseits kräftig
förderten. Sie mochten das nmsoinehr
tun, als der hl. Johannes ehedem seine
Jugend unter der Obhut der Zisterzienser
zngebracht hat.
 
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