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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 5
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Baur, Ludwig: Gedanken über Beleuchtungsanlagen in Kirchen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0059

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52 —

Et de languidolis 1‘ota natantibus
Lucem. perspicuo ilamma jacet vitro.«1)

Auch Paulinus von Nol n und V e-
uautius Fortuuatus geben uns Kunde
von der Lichterpracht der Kirchen?) Selbst
bnntfarbene Lampen kannte das christliche
Altertum?) Zwar sind uns nur kleinere
Kronleuchter von verschiedenen Formen
(teils als Reifen, teils mit Armen) aus
dem Altertum erhalten?) Wie reich aber
in hervorragenden Kirchen die Beleuchtung
gewesen sein muß, ergibt sich schon daraus,
daß nach den literarischen Zeugnissen
St. Peter vor dem Altäre einen 30 Pfund
schweren goldenen Kronleuchter mit 80
Armen von Delphinengestalt, ferner einen
silbernen Kronleuchter von 50 Pfund mit
120 Armen und dazu noch 100 andere
kleinere Kronleuchter, die in den verschie-
denen Schiffen der Basilika verteilt waren,
besaß. Ihre Unterhaltung, das sogenannte
servitium luminum, forderte nach dem
Papstbnch bedeutende Summen. — Nicht
weniger reich ausgestattet dürfen wir uns
die Kirchenbeleuchtung der hervorragenden
Basiliken des Orients denken, lieber die
Lichterpracht der Sophienkirche zu Kon-
stantinopel weiß uns Paulus Silen-
tiarins zu berichten, von dem unreine
kunsthistorisch überaus interessante Be-
schreibung der am 24. Dezember 563
cingeweihten neuen Sophienkirche in fließen-
den Hexametern besitzen?) Er läßt sich

') Cathemer. V, 141 ff. (Migne, P. 1. 59, 819).
Paulinus schreibt poöm. 14 V. 99: »Clara
coronantur densis altaria lychnis«. Vgl.
ebb. 22 B. 124 und 26 V. 389. — Aehnlich V e -
nantius Fortunatus carm. 8,29 (Migne,
P. 1. 88, 147), welcher den Bischof Agericus von
Verdun als Erfinder einer künstlichen Kirchenbe-
leuchtung rühmt:

»Candida sincero radial haec aula sereno
Etsisolfugiat,hicma netarte dies.«

") Vgl. F r n n z in „Zisch, f. christl. Kunst" VIII,
199, Sauer, Symbolik S. 182.

Sv z. B. nach der Peregrinatio Liiviae
am hl. Grabe.

4) Einen sehr hübschen zwölsnrmigen Kron-
leuchter aus altchristlicher Zeit besitzt z. B. das
Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin.

6) Migne P. gr. 86,2 Sp. 2119—2158; 2251
bis 2264. Ins Deutsche übersetzt von I. I.
Kreutzer, Leipzig 1875. Wir geben die Stelle
wieder nach der Uebersetzung v. Dr. C. W. Kor-
tüm, die als Jlnhang (S. 41 ff.) dem grossen
Werke v. W. Salzen borg, Altchristliche Bnu-
denkinale von Konstantiuopel. Berlin 1854 bei-
gegeben ist.

> darüber solgelidermaßen vernehmen, an
einer Stelle, die nach verschiedenen Seiten
hochinteressant ist.

.... „Die Abendbeleuchtung zu schildern

Neichen Worte der Rede nicht aus; wohl könnte
man sagen.

Daß ein Phöbus der Nacht so strahlend erhelle
den Tempel.

Denn die umfassende Weisheit des uns beherr-
schenden Fürsten

Hat geflochtene Ketten von Erz in viel-
facher Windung

Schwebend neben einander herabgelassen vom
Rande

Jenes Gesimses des Kreises, auf dessen sicheren
Rücken

Stützet der Tenipel den Fuß der hiuimelanstre-
beuden Kuppel.

Und es sinken die Ketten aus langem Psad bis
zum Boden

Mit einander herab; doch bevor sie diesen er-
reichen.

Legen sie wieder zurück den Weg zu der schwin-
delnden Höhe

Und vollenden zusammen den Reigen mit ihren
Genossen.

An die Ketten gefügt sind leuchtende
silberne S ch e i b e n,

Hängend wie Kronen um h er in der weiten
Mitte des Schisses,

Und vom Rande herab sich senkend des hohen
Gesimses,

Schwebe» im Kreise sie über den Häuptern der
sterblichen Menschen.

Vom verständigen Künstler sind alle mit Eisen
durchbohret,

Daß sie des Glases in glühendem Feuer ge-
dehuete Spitzen

Aufzunehmen sich eignen und also über den
Menschen

Schwebe des nächtlichen Lichtes Gefäß. — Doch
nicht in den Scheiben

Brennet allein das erhellende Licht; denn auch
in dem Kreise

Schauest du hin und ivieder des Kreuzes
l e u ch t e n d e s A b b i 1 ö,

Nahe den anderen Kronen, wie sie mit durch-
bohretem Rücken

Halten des Lichtes Behältnis. So bildet ein
herrlicher Chor sich

Leuchtender Flamme» umher. Man möchte wahr-
lich wohl denken,

Nahe dem Hüter des Bären und feurigen Haupte
des Drachen

Am Gewölbe des Himmels zu schauen die fun-
kelnden Sterne.

So nun erhellet das nächtliche Licht die Räume
des Schiffes

Mit dem schimmernden Glanz; doch im engeren
Kreise der Al i t t e

Schauest du noch eine Krone als Trägerin
leuchtender Flammen,

Denn ein mächtiger Diskos entsendet in
Mitten des Zentrums

^ Seine funkelnden Strahlen. Es fliehet das nächt-
I liche Dunkel
 
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