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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 5
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Baur, Ludwig: Gedanken über Beleuchtungsanlagen in Kirchen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0060
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— 53 —

Nahe be» .tuilleu |inb hier und dort
a ii d c il Säulen der Seite

Leuchter mit einem Licht, voneinander
gesondert befestigt

Nach der Reihe, soweit in die Länge der herr-
liche Tempel

Sich erstrecket. Den Lampen sind Urnen unter-
gesüget.

Silberne, ähnlich der Form der schwebcndeir
zierlichen Wage,

Welche die Becher des OelS in ihrem Schoße
,bewahren,

Doch sind diese n i ch t n l l e n n ch eitler R i ch-
t li n g geordnet,

Sündern d u sch aue st, iv i e a l l e s wogt,
so oben wie unten,

lltid von den schwebenden Ketten herab in lieb-
licher Anmut

Stufenweise die Luft durchströmen die leuchten-
den Strahlen.

So auch erscheint in zwiefacher Reihe der Glanz ■
der Hyaden,

Welcher am Himmel leuchtet inmitten der Stirne
des Stieres.

Dann auch silberne Schiffe gewahrst du,
sie tragen als Ladung

Den zur Erleuchtung dienenden Stoff, und schwe-
bend durchschiffen

Sie die erhelleten Pfade der Luft statt der Wogen
des Meeres.

Au ch st e he n andere Le uch te r gesellt z tl
den Füßen der schlanke n
Säulen, und andere noch in der Höhe auf
dem Rande der Wände,

Wo sie nebeneinander in lauge Reihen gestellt sind.
Wahrlich auch nicht entbehrt des Gesimses
Kranz an der Kuppel

Des erhellenden Lichts; es hat der geweihete
Priester

Auf vortretenden Steinen des ringsumlaufenden
Kreises

Einzelne Leuch ter in Reihen geste llt
auf eherne Stangen,

Wie ein herrschender König der lieblichen fürst-
lichen Jungfrau

Legt um den zierlichen Nacken ein Anmut strah-
lendes Halsband,

Funkelnd im feurigen Glan; wie von Gold um-
gebenen Lämpchen;

Also hat auch der König die ganze Basis
d e r K u p p e l

"Rings umstellet mit Lichtern, den Rand umher
zu erhellen.

In auch über den Schläfen der silbernen Säulen
entlang läuft

Für die Lampen anzündenden Männer ein
schmalerer Fußpfad,

Hell erleuchtet voui Licht, das den feurigen
Sträuß en entströmet.

Die, w o h l B äum e zu n en nen, sind äh n-
l i ch belaubten Zypressen
Oder den Pinienzapfen,?) genährt auf den
Höhen der Berge,

i) Solche in pyramidaler Anordnung ange-
brachte Lampenringe beschreibt auch Paulinus,
Natal. VII.

Scharf zugespitzt nach oben; es folgen dann
weiter »ach unten

Größere Kreise, bis du von ihnen de» lebte»
erblickest.

Welcher den Stamm des Baumes umgibt, der
die Blume des Feuers

Lichtverbreitend entsendet. Jedoch an Stelle der
Wurzeln

Schaust du in silbernem Scheine die Becher, die
untergestellt sind

Allen den feurigen Bäumen. Inmitten^ des leuch-
tenden Haines

Strahlet umher das erhabene Bild des
heiligen Kreuzes

Licht den Sterblichen spendend, geschmückt mit
funkelnden Buckeln,

"Noch viel tausende andrer an Ketten
hängender Lampen
Schließt in sich ein der von Zauber erfüllete
Tempel des Herren;

Diese erhellen d i e G ä n g e zur Seite
und jene die M i t t e,

A n d r e den R a u m g e n M o r g e n u n d
Abend, noch andre ergießen
Oben die leuchtenden Flammen; es strahlet die
dunkele Nacht hell

Wie in dem heiter lächelnden Scheine der rosigen
Frühe."

Damit stehen wir nun allerdings schon
nicht mehr auf dem Gebiete einfacher
Kirchenbeleuchtung, sondern mitten in
allen Finessen und Wundern der höfi-
schen, großstädtischen Belenchtnngsknnst,')
die in Konstantinopel besonders ausge-
bildet gewesen sein muß?)

Kehren wir zu der ersteren zurück!
Dieser Prunk im Beleuchtungswesen
war der Uebergangszeit zum Mittelalter
ilnd diesem selbst auch im Abendland nicht
fremd. Der I^iber pontificalis
spricht fast auf jeder Seite von Licht-
kronen, Lichttürmen und Licht-
st ändern, welche die Päpste an Kirchen
schenkweise gaben. (Vgl. I. Sauer,
Symbolik der Kirchengebäude. Freiburg
1902 S. 182. Laib und Schwarz,
Stildien S. 40 ff. und 63.)

Wir begreifen es einigermaßen, wenn sich
schon im Altertum Stimmen gegen denLnxus
in der (Tages-?)Beleuchtuug der Kirche

*) Uebrigens war die Sitte, die Lichter in
Form von Netzen anzubringen, auch sonst bekannt.
Anastasius berichtet die Anbringung solcher von
Leo IH., Leo IV. und Benedikt lll. Vgl.
Migne, P. gr. 86, 2 Sp. 2201.

'-) Das ergibt sich auch aus der öö. Homilie
des T h eo p h a n e s K e r n m e u s, der die wunder-
bare Beleuchtung von St. Peter in Konstantinopel
schildert. — Benjamin Tudelcnsis schildert in
seinem Jtinerarium ebenfalls die Lichterpracht
der Hagia Sophia.
 
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