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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 8
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Baur, Ludwig: Glasfenster für ärmere Kirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0089

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82

viel selbständigere Bedeutung, freilich
innerhalb einer ästhetischen Grenze, die,
wie nur gleich nachher zu erörtern haben,
so wichtig ist, daß ihre Nichteinhaltung
den ästhetischen Wert eines solchen Fensters
völlig in Frage stellt bezw. vernichtet.
Diese Bedeutung liegt darin, daß die Ver-
bleiung selbst die Zeichnung unterstützt,
wirksam begleitet, deutlich markiert, ihr
den festen Gruudzug verleiht. Nun ist
aber dabei ein außerordentlich wichtiges
Monrent ihrer ästhetischen Wirkung zu
beachten. Dieses hängt mit dem Zweck
des Grisaillenfensters aufs engste zu-
sammen. Die Grisaille ist dazu da, eine
durchleuchtende Tapisserie zu geben, die
als Ganzes wirken muß und auch allein
als Ganzes wirken kann; der einzelne Teil

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Geometr. Muster mit u. ohne Grisaille.

kann hier gar nicht eine eigentlich selb-
ständige Stellung beanspruchen, darf es
demgemäß auch gar nicht darauf ablegen,
das Auge an einem einzelnen Teile fest-
halten zu wollen, so wie etwa ein Bild-
fenster im stände ist, das Auge auf be-
stimmte Teile zu richten, die Aufmerksam-
keit an eine bestimmte Gestalt zit fesseln.
Die Grisaille muß so gezeichnet sein, daß
sie den Blick ohne weiteres von Stufe zu
Stufe weiterleitet auf das Ganze. Das
wird erreicht, soweit dabei die Verbleiuugs-
konturen in Betracht kommen, durch
mannigfache geometrische Formverschling-
ungen, denen es eigentümlich ist, verschiedene
optische Zusammenfassungen zu ermöglichen.

Prachtvolle Muster solcher Verbleinngs-
konturen bieten die großen Werke von
Kolb, „Glasmalereien des Mittelalters

und der Renaissance", Stuttgart, 1884,
von C. S ch ä f e r und A. R o ß t e u s ch e r,
„Ornament-Glasgemälde des Mittelalters
und der Renaissance", Berlin, 1885, und
endlich das bekannte Dictionnaire von
Viollet le Duc, neunter Band. Ganz
ans diesem Geiste heraus hat neuerdings

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6

Stilisierte Blattmuster.

Herr Architekt Ca des (Stuttgart) sehl-
feine Konturenzeichnungen entworfen, von
denen wir mit seiner Erlaubnis hier einige
Proben bieten.') Es sind drei Gruppen
von Mustern: rein linear-geomet-
rische (1 und 2), die auch durch Ver-
wendung farbiger Gläser in harmonischer
Zusammenstellung eine prächtige Wirkung
erzielen könnten. Eine zweite Gruppe

7

Stilisiertes Band- und Blattmuster. , j

(3, 4, 5) ist nach Art von Bändern
und Fle ch t w e rk entworfen, das wiederum
durch Verwendung delikater Farben heraus-

') Cs ist selbstverständlich, daß Herrn Architekt
Endes das Autorrecht verbleibt, das durch diese
Publikation nicht alteriert wird. Wer sich zum
Zwecke der Herstellung für das eine oder andere
Muster besonders interessiert, möge sich mit Herrn
Endes direkt in Beziehung setzen. (Red.)
 
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