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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 8
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Baur, Ludwig: Glasfenster für ärmere Kirchen
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Schröder, Alfred: Beiträge zur Kunsttopographie und Künstlergeschichte des bayerischen Kreises Schwaben, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0090

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gehoben und durch eine kräftige Um-
säumung betont werden könnte. Endlich
eine dritte Gruppe bietet stilisierte
Pflanze um otive. Das sind nur
einige bedeutendere Muster aus den vielerlei
Entwürfen, die sich in der Mappe des Herrn
Architekten Cades befinden. In gute in
Antikglas ansgeführt, muß ihre Wir-
kung eine glänzende sein.

Beiträge zur Ruusttopographie und
Künstlergeschichte des baperifcheu
Kreises Schwaben.

Vo» Prof. r>r. Alfred Schröder in Dillingen.

(Fortsetzung.)

II. Zur Kunst der Spätzeit.

A. Architekten.

Unter den Kirchenbauineistern des Ro-
kokostiles gilt mit Recht Dominikus
Zimmermauu aus Wessobrunn (1686
bis 1766), Bürgermeister in Landsberg,
als einer, der es wie nur ganz wenige
verstanden hat, selbst dem Baugefüge seiner
Schöpfungen die Leichtigkeit und den freien
Schwung echter Rokokoart mitzuteilen.
Seine Werke zählt Hager in seiner
höchst verdienstvollen Monographie über
die Bautätigkeit und Knnstpflege im Kloster
Wessobrunn und die Wessobrnnner Stncka-
toren (Oberbayerisches Archiv 48,1893/94,
S. 405 ff.) auf. Das Verzeichnis hat
seither eine Bereicherung erfahren durch
den Nachweis, daß auch die Frauenkirche
in Günzburg und die Pfarrkirche in Tapf-
heim bei Donauwörth von Zimmermann
herrühren (vgl. „Augsburger Postzeitung"
1903, Beilage Nr. 52; Die christliche
Kunst II, 48). Immer noch aber gähnen
große Lücken in dem Werk des lang-
lebigen Meisters. Sie sollten ausgefüllt
sein, ehe man daran gehen kann, die längst
drückende Ehrenschuld einer monographi-
schen Würdigung dieses hervorragenden
Nokokoarchitekten abzntragen. Darum
einige weitere Nachweise.

Die Pfarrchronik von Schnssenried
über die Jahre 1731—1837, von dem
Exkouveutualen Pankratius Nothelfer ver-
faßt, berichtet, daß Zimmermann, der Er-
bauer der vom Kloster Schnssenried in
Auftrag gegebenen Wallfahrtskirche zu
Steinhaufen, unter anderm auch „das
Nonnenkloster zu Maria-Medlingen" er-

baut habe. Die Nachricht leidet an Un-
klarheit; denn Medlingen (Obermedlingen)
bei der bayerischen Stadt Gnndel-
fingen an der Grenze gegen Würt-
temberg war damals ein Herrenkloster;
das Nonnenkloster, das daneben in Frage
kommen kann, heißt Blödingen (nörd-
lich von Dillingen); es gehörte dem
Dominikanerorden an. Jeden Zweifel be-
seitigt jedoch der Augenschein; es kann
sich nur um Blöd ingen handeln. Dort
wurde nach den Aufzeichnungen einer
zeitgenössischen Klosterfrau 1716—18 die
Kirche, seit 1720 das Kloster neu gebaut;
die Vollendung des Klosterbaues zog sich
bis 1758 hin. Den Baumeister nennen
die Aufzeichnungen nicht; die Gesaml-
kosten geben sie auf 113 520 Gulden an.

Auf Grund stilistischer Eigentümlich-
keiten dürfen wir die Nachricht der Schussen-
rieder Chronik dahin erweitern, daß Domi-
nikus Zimmermann auch die Kirche des Klo-
sters Blödingen zum mindesten stuckiert, sehr
wahrscheinlich auch erbaut hat. DieStilisie-
rung desAkanthnslanbiverkesinderKirchen-
stuckatur ist genau dieselbe, wie sie der
Meister im oberen Rathaussaal zu
Landsberg 1719 (Abbildung bei Hager
408) gehandhabt hat. Ueberdies kehren
die merkwürdig verschnörkelten Bandver-
schlingungen, die in ihrem Linienzng große
Aehnlichkeit mit den damals üblichen Bnch-
stabenverzierungen der feierlichen Schrift
aufweisen, sowie eine Reihe anderer, sel-
tener Stuckaturmotive der Kirche, in der
sicher von Zimmermann herrührenden
Stuckatur des Klostergebändes wieder.
Die Stucknmrahmnng der noch schlicht
geradlinig mit Halbkreisbogensturz ge-
führten Fensterausschnitte zeigt im obern
Teil, vor dem llebergang zum Halbkreis,
dieselbe ohrenartige Volulenansbanchung,
die nachmals Zimmermann dem Fenster-
ausschnitt selbst zu geben pflegte, ver-
mittelt uns also über die ursprüngliche
Idee dieses eigenartigen Motivs enlwick-
lungsgeschichtlichen Aufschluß. Am Ban
selbst weist die Form des Friesstückes
über den Pilastern des obern Turmge-
schosseS auf Zimmermann hin.

Die Stuckatur de r K i r ch e ist äußerst
sauber, sorgsam und charaktervoll ansge-
führt, iveit entfernt von aller Schablone,
dazu klar und in strengem Anschluß an
 
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