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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 8
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Schröder, Alfred: Beiträge zur Kunsttopographie und Künstlergeschichte des bayerischen Kreises Schwaben, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0092

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zwickcl vier neue Koiuposilioueu erfunden,
jede reich, die Mehrzahl leicht und von
gefälliger, schwungvoller Linienführung.
Es ist die früheste, bis jetzt bekannte
Stuckatnrarbeit des Meisters im großen
Stil, an einem bedeutenden Kirchenbau.

Die Bauanlage der Kirche hält
sich ganz in den traditionellen Formen
unter Verzicht auf einspringende Pfeiler-
manern an den Langseiten. Also ein schlicht
rechteckiges Langhaus und eingezogener
Chor. Die Gesamtlänge der Kirche be-
trägt 39,50 m; davon entfallen ans den
Chor 14,10 m, auf das Langhaus bis
zur Westempore 20,85 m. In der Breite
mißt der Chor 8,50 m, das Langhaus
13,30 m. Höhe nahezu 14 m. Im Änßen-
ban ist die Süd- und Westseite in die
Klostergebände hineingezogen. Die Nord-
seite begrenzt den Klosterbau; sie ist ledig-
lich durch die stattliche Reihe der Fenster,
ein Nustikaportal und eine gemalte Pilaster-
architektur gegliedert. Der dreiseitig aus
dem Achteck schließende Chor schaut in den
Konventgarlen. Westlich in Form eines
Dachreiters der Turm.

Im Innern zeichnen den Bau sehr gute
Verhältnisse, eine edle Weiträumigkeit und
reichliche Lichtführnng ans. All dies in
Verbindung mit der originellen und schön-
linigen Stuckatur verleiht dem Raum ein
festliches Gepräge. Das Langhaus wird
durch Pilaster in fünf Joche gegliedert
und ist im Korbbogen mit Stichkappen
überwölbt. Der eingezogene Chor, zwei
Traveen und den Chorschlnß umfassend,
in gleicher Weise gegliedert und von einer
Tonne mit Stichkappen überwölbt. In
das westlichste Joch des Langhauses sind
zwei Emporen eingebaut, die untere setzt
sich nach Westen zu noch um drei weitere
Joche fort und bildet den Nonnenchor.
Das Deckengewölbe der ganzen Kirche
entbehrt der Gliederung durch Gurtbogen;
es wird durch flach gehaltene, schmale
Leisten, die die Scheitel der einander
gegenüberliegenden Stichkappen verbinden,
in Felder zerlegt, deren Mittelranm durch
je ein Fresko in Leistenrahmen ausgefüllt
wird; auch in jedem andern Stichkappen-
zwickel ein Fresko, hier in Ornamentnm-
rahmung. Die Stuckatur ist, wo der Grund
weiß gehalten ist, stellenweise zart gelb oder
rosa bemalt, auf getöntem Grund völlig weiß.

Das K l o st e r g e b ä »de wurde in seinen
Hauptbestandteilen 1720—29 erstellt. Nur
der im Südosten vorspringende Trakt,
etwas niedriger als der übrige Konvent-
ban, stammt aus etwas früherer Zeit,
nach den Stuckaturen zu schließen aus
den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts.

Der ganz einfach gehaltene Klosterbau
kehrt seine Hauptfront nach Westen, dem
Klosterhof zu. Sie ist durch einen vor-
springenden Mittelbau, das Priorat, mit
geradlinigem, durch Nischen belebtem Giebel
und durch zwei Eckrisaliten mit Walm-
dächern gegliedert. Nur diese vorspnugeu-
deu Bauteile weisen eine etwas reichere,
aber immer noch sehr einfache architek-
tonische Gliederung durch Gurtgesimse
und flache Pilaster auf, deren Kapitelle
ähnlich wie die in der Kirche behandelt
sind, jedoch nach einwärts gerollte Voluten
haben, wie sie Zimmermann mit Vorliebe
auwendete. Die obere Feusterreihe der
drei Risalite hat über dem schlicht recht-
eckigen Fensterausschnitt eine Mauerblende
von dreipaßförmigem Umriß; also auch hier
kündigt sich bereits die malerische Fenster-
arcbitektur des Meisters vernehmlich an.

Die Ausschmückung des Innern har-
moniert in der Einfachheit mit dem Außen-
bau; ehedem, als noch die Deckeufresken
nicht übertüncht waren, wirkte sie auch
durch die Farbe. Die Stuckaturen der
Gänge, Band- und Laubwerk — am
zierlichsten und eigenartigsten im ersten
Stock des längs der Kirche hinlaufenden
Ganges —, zeigen öfter punktierten, ge-
strichelten oder mit eingedrückten Kreuzcheu
besäten Grund. Reicher ist nur die Stuk-
katur im Priorat gehalten (c. 1720), in
der sich polpchroniierle Vögel tummeln.
Der mittlere Querbau wurde dem hier
schon vorhandenen Verbindungsgang erst
um 1755 hinzugefügt; daher in den
Räumen dieses Traktes Stuckaturen in
Hochrokoko.

Auch die Sakristei mit ihren schwung-
vollen Stuckaturen (in der Türe Jahr-
zahl 1754) und die Kapelle der from-
men Margareta Ebner, einer tiefinuer-
lichen, durch Leiden zur innigsten Ver-
einigung mit Gott herangezogeneu Domini-
kanernonne, die sich hier seit den Tagen
ihres Hinganges (1351) einer ununter-
brochenen Verehrung erfreut, sind erst
 
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