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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 9
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Schröder, Alfred: Beiträge zur Kunsttopographie und Künstlergeschichte des bayerischen Kreises Schwaben, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0098

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Ejcrausgcgebcii »»d redigiert ooit Professor Dr. Ludwig Banr in Tübingen.

Verlag des Rottouburgcr Diözesaii-Kunstvereins;
Komiiüssiousverlaa von Friedrich Alber in Ravensburg.

Or. 9.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.05 ohne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt uon der Berlagshandlung
Friedrich Alber in Ravensburg pro Jahr M. 4.10.

1907.

Beitrüge zur Rmisttopographie und
Aünftlergeschichte des bayerischen
Areises Schwaben.

Von Prof. Idr. Alfred S ch r ö d e r in Dillingen.

(Fortsetzung.)

In Jiigenried, einem Pfarrdorf
zwei Stunden westlich von Schonga», er-
zählen sich die Leute, daß der Baumeister
der Wallfahrtskirche in Wies gleichzeitig
auch ihre Pfarrkirche erbaut habe und oft
von Wies her auf einem prächtigen Schim-
mel angeritten sei, um die nötigen Wei-
sungen zu geben. Eine im Turmknopf
gefundene Baunrkunde bestätigt die Ueber-
lieferung; sie besagt, daß 1745 durch den
Prälaten von Steingaden, der damals
hier Grund- und Gerichtsherr und paro-
chus principalis mar, der erste Stein
gelegt und a»l 26. Juni 1746 der Turm
vollendet worden sei, „architectore spec-
tabili domino Dominico Zimmer-
ma n n Landspergensi“.

Auch dieser, seiner Bestimmung gemäß
schlichte Bau entbehrt nicht der Origina-
lität. Der Turm entwickelt sich aus der
Ostfassade heraus, die freilich etwas starr
und engbrüstig geraten ist, und schließt
mit einer vierseitigen, glockenförmig ge-
schwuiigeneil Haube und Spitztürmchen
darüber ab. Die Räume rechts und
links vom Turm, mit dem Chorbau zu
einer architektonischen Einheit zusammeu-
gefaßt, dienen als Sakristei. Also auch
hier das Bestreben, den Sakristeiban wie
in Tapfheim mit dem Kirchenban zu ver-
schmelzen, um dadurch eine monumentalere
Wirkung zu erzielen. Die Langhansseilen
verlaufen geradlinig; die Westseite schwingt

sich zwischen konkaven Eiuziehnngen leicht
konvex in der Mitte vor und schließt mit
Walmdach ab. Das Innere, in Neu-
renaifsauce restauriert und eingerichtet, er-
mangelt der reizvollen harmonischen Stim-
mung, wie sie gerade Zimmermaun durch
das für die Gesamtwirkung seiner Bauten
wesentliche Zusammenstimmen von Archi-
tektur und Ausstattung selbst bei einfachen
Bauten mit unfehlbarer Sicherheit zu er-
zielen verstand. Dadurch hat er gewiß
auch die etwas nüchterne Gestaltung der
Chorpartie gemildert, die sich aus dem
durch die Turmstellung bedingten platten
Chorschluß ergab, lieber das System
deS Aufbaues läßt sich nur mehr feststellen,
daß als Chordecke eine Kreisfläche auf
Hängezwickelu diente, während die Laug-
hausdecke im Korbbogen gewölbt ist, dessen
Stichkappen auf Gesimsstücken ruhen, die
wiederum von korinthisierenden Doppel-
pilastern getragen werden; in den Kapi-
tellen der Pilaster je ein Engelskopf. —
*

Bei der Votivkirche Neuleblang ob
Melden (im Bezirksamt Znsmarshausen)
ist die Urheberschaft Zimmermanns ans
stilistischen und baulichen Eigentümlichkeiten
sicher erweisbar.

Graf Joseph Maria Fugger, Herr zu
Melden, war auf einer Jagd am 2. August
1755 von plötzlicher Krankheit befallen
worden und gelobte für den Fall der
Genesung den Ban einer Kirche zu Ehren
der hl. Thekla auf dem Berg ob Melden.
1758 war der Bau vollendet (Chrono-
gramm über dem Chorbogen: Vota (kon-
stanter aC pLenarle reDDIDIt); er
erhielt noch im gleichen Jahre die Weihe,
 
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