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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 9
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Schröder, Alfred: Beiträge zur Kunsttopographie und Künstlergeschichte des bayerischen Kreises Schwaben, [3]
DOI Artikel:
Baur, Ludwig: Ein neuer Altarleuchter
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0100

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91

Hans Adam Dossenberger aus
Wollishausen bei Augsburg betrachten.
Von seinen Bauten sind mir die Pfarr-
kirchen in Herbertshofen am Lech, nörd-
lich vonAugsburg (1754), und inDischingen,
OA. Neresheim (1769—71), bekannt, die
beide merkwürdige Anklänge an die Eigen-
art Zimmermanns aufweisen.

Auch der ältere Wessobrunner Architekt
und Stuckator Joseph Schmuzer (1683
bis 1752), der Altersgenosse Zimmermanns,
zeigt in seinen Kirchenbauten Eigentüm-
lichkeiten, die mit denen Zimmermanns
nahe verwandt sind; sie werden auf ein
und dieselbe Schule als gemeinsame
Quelle zurückzuführen sein. Er hat indes
nie den freien Schwung und die leichte
Eleganz seines Landsmannes erreicht, ob-
wohl auch er unter den Baumeistern sei-
ner Zeit eine achtenswerte Stellung ein-
ninimt. Seine Werke, darunter die Kloster-
kirchen zu Donauwörth und Ettal, wurden
von Hager gewürdigt. Dem Verzeichnis
ist noch beizufügen die Pfarrkirche in
Pfaffenhofen an der Zusam, nördlich
von Wertingen. Sie wurde laut der
Stiftungsrechnung von „Herrn Schmuzer,
Maurermeister von Wessenbronn", 1722
bis 1725 (der Turm erst 1738 von Jos.
Meitinger) aufgeführt, eine imposante
Landkirche von sehr angenehmen Propor-
tionen und reich mit Stuckatur verziert.
Schmuzer erhielt dafür persönlich nur
106 Gulden nebst freier Wohnung und
Kost im Amtshaus für die Dauer seiner
Anwesenheit. Bis zu welchem Grad er aber
die Ausführung solcher Aufträge seinen
Hilfskräften überließ, mögen wir daraus
ermessen, daß der Baumeister im ersten
Jahre, während der Rohbau bis zum
Dach vollenöet wurde, nur 38 Tage an
der Baustelle zubrachte, während der
Stuckierung im Jahre 1723 im ganzen
28 Tage, im Jahre 1724 „dann und
wann" anwesend war. (Forts, folgt.)

Lin neuer Altarleuchter.

Wir haben die Freude, unseren Lesern
heute ein h ü b s ch es Muster von
einem Altarleuchter vorzuführen,
der uns von Goldschmied H n g g e r
in Rottweil zur Verfügung gestellt
wurde. Er ist durchaus selbständig kom-

poniert und trägt in seinem äußeren Auf-
bau den Geist des romanischen Stils an
sich. Zwar wird es mancherorts als ver-
werflich, als eine Rückständigkeit, min-
destens als eine für eine so genialische
Zeit wie die unsrige nicht mehr schickliche
Sache angesehen, „romanische" Arbeiten
zu liefern. „Die Zeit der Nachahmungen
ist vorbei", Heist es programmatisch und
großartig. Hier haben wir ein klassisches
Beispiel dafür, wie engherzig und unge-
rechtfertigt eine solche Stellungnahme ist.
In einem bestimmten historischen Stil
arbeiten heißt noch lange nicht kopieren und
schlechtweg reproduzieren; das höchste ist doch
das, etwas Selbständiges und Schönes zu
leisten innerhalb eines bestimmten Rah-
mens, innerhalb gestellter Bedingungen,
und in Unterordnung unter bestimmte Ge-
setze, die wir eben unter der Bezeichnung
Stil zusammenzufassen pflegen. Das ist
hier in hervorragendem Maße der Fall.
Es ist vielleicht nicht ohne Wert, die all-
gemeinen Grundsätze vorauszuschicken, die
für einen Altarleuchter eingehalten sein
wollen, ganz unabhängig von dein Stil,
in welchem er ausgeführt wird. Zu-
nächst muß darauf der Hauptwert ge-
legt sein, daß die konstruktiven Teile
als wesentlich betont seien und
als solche hervortreten. Das Deko-
rative darf niemals sich vordrängen, soll
die konstruktiven Elemente nicht verdecken,
sondern hat sich ihnen unterzuordnen.

Beim Leuchter ist der Fuß mit einer
besonderen Sorgfalt zu behandeln. Ec
hat das Ganze zu tragen, muß also schwer
und kräftig genug sein und erscheinen
und in genügender Breite behandelt sein.
In der romanischen Goldschmiedeknnst
war es zumeist üblich, den Leuchter aus
drei Füßen aufzusetzen, die über dem
gleichseitigen Dreieck ansteigen; oft sind sie
mit Tier- oder Pflanzenornamenten vei-
ziert oder mit irgend welchen symbolischen
Zutaten bereichert.

Nicht weniger Sorgfalt muß der Schaft
des Leuchters, der oben in den Leuchter-
dorn ausläuft, beanspruchen. Vor allem
ist hier darauf zu dringen, daß die Altar-
leuchter nicht, wie dies in der Spätzeit
Sitte war, allzu hoch konstruiert werden.
Bei kurzen Leuchtern ist er am besten ein ein-
facher — vielleicht durch ein ansprechendes
 
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