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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 9
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Weser, Rudolf: Joseph Wannenmacher, Maler (1722-1780), [3]
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Anfrage über Paramentenstoffe
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0104

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95

Bernhard Kraus gehört, Kirchplutz Nr. 19,
ist im unteren mit vier und im oberen
Hausflur mit drei Deckenfresken bemalt:
Unten: 1. St. Michael den Drachen tö-
tend, 2. die Immakulata auf der Welt-
kugel, 3. St. Joseph, 4. St. Florian,
Patron gegen Feuersgefahr. Zwei dieser
Bilder sind durch den Einbau halb ver-
deckt und vermauert. Im oberen Gange
sehen wir: 1. Mariä Verkündigung, 2. An-
betung der Hirten, mit sehr hübscher Grup-
pierung und Staffage, 3. Darstellung
Jesn im Tempel: Der gottbegeisterte Si-
meon (prächtige Gestalt) trägt das Jesus-
kind, ein Levit hinter ihm zwei Kerzen;
Maria, in fein drapiertem Gewand, bringt
die Tauben zum Opfer; über dem Haupt
der Prophetin Anna schwebt die Taube.
Nur die Anbetung der Hirten ist signiert:
sos. Wannenmacher invenit et pinxit
1753.

Obwohl 1757 die Augnstiuerkirche und
1764 die Doininikanerkirche von Johannes
Anwander ansgemalt wurden, hatten die
Gmünder die Werke Wannenmachers den-
noch liebgewouneu und haben ihn, wie
wir sehen werden, später noch einmal
berufen. (Fortsetzung folgt.)

Anfrage über paramentenstoffe.

Es ergeht an uns die Anfrage: „Welches sind
die empfehlenswertesten, dauerhaftesten und nicht
zu teuren P a r a in e n t e n st o f f e und woher
lassen sich solche für Paramentenvereine u. dgl.
am besten beziehen zu weiterer Verarbeitung?"

A n t w o r t.

Weitaus das tüchtigste und dauerhafteste,
solideste und geschmackvollste, was an Paramenten-
stoffeu in den letzten 20 Jatzren geschaffen worden
ist, bietet Theodor G o tz e s Kunst Weberei
in Krefeld. Die Stoffe nach alten Mustern
angefertigt, in der Farbenwirkung außerordent-
lich fein und zart, sind von fast unverwüstlicher
Dauerhaftigkeit. Die Firma hat eine große Aus-
wahl von Brokatellen, Samtbrokaten, Goldbro-
katen, Stäbe mit kleineren Dessins bis zu den
größten und reichsten in den verschiedenen Stil-
arteu des Mittelalters. Solid und tüchtig,
wenn auch mit denen von Götze nicht völlig gleich-
wertig, sind die von Casare ll o in Krefeld,
die leider oft in zu schreienden Farben gehalten sind.
Greifen Sie zu diesen Stoffen, wenn Sie der ab-
folutcu Geschmacklosigkeit in der Farbenauswahl,
die sich in unserer heutigen Paramentik breit
macht, wenn Sie der Unsolidität der Webetechnik
entgehen wollen, die in unsere Paramentik eine
beklagenswerte billige Schundware hereinge-
schmuggelt hat, und die es mit sich bringt, daß

besonders bei den sogenannten billigen Paramen-
ten der Liturge, der die erhabensten Funktionen
verrichten soll, in kurzer Zeit mit einem wahren
Spottmautel Christi bekleidet, in Fetzen und Fran-
sen vor seine» Gläubigen stehen mnß. Nirgend-
wo anders als auf dem Gebiete der Paramentik
zeigt sich so deutlich und schmerzlich fühlbar, daß
das Billigste tatsächlich das Teuerste ist.

(Die Redaktion.)

Literatur.

Kunstgeschichte des XIX. Jahrhun-
derts von Max Schmid, II. Band.

Mit 376 Abbildungen im Text und 17

Farbeudrucktafeln. Leipzig (Seemann.)

1906. (482 S,) Preis geb. 10 Ai.

Von diesem auf 3 Bünde berechneten Werk
(vgl. Jahrg. 23 (1905), 35 f.) ist am Ende des
vorigen Jahres der 11. Band erschienen, mehr
als zwei Jahre nach dem I. Band. Die Gründe
für das langsanie Fortschreite» eines solchen
Werkes liegen nicht so fast darin, daß der Stoff
verhältnismäßig noch wenig im Zusammenhang
bearbeitet ist und überall zusammengesucht werden
muß, als besonders in den durch das Reproduk-
tionsrechtbedingten Schwierigkeiten bei Beschaffung
des Jllustrationsmaterials, und sie sind einem
Teil der Leser dieser Zeitschrift zur Genüge bekannt
durch ihre eigenen Erfahrungen mit der Kuhnsche»
Kunstgeschichte. Es behandelt dieser II. Band,
der bedeutend umfangreicher ausgefallen ist als
sein Vorgänger, die französische, belgische, deutsche
und englische Kunst je von der Mitte des 19. Jahr-
hunderts an und ist somit der Periode der Neu-
belebung der Renaissance und der verwandten
Stilformen gewidmet, während der noch aus-
stehende 111. Band die Befreiung von der Alt-
meisterkunst und das Wesen der spezifisch moder-
nen Kunst schildern soll. Bei dieser sachlichen
Verteilung des Stoffes ist eine chronologische
Abgrenzung des 11. Bandes nach oben natürlich
nicht möglich. So haben darin z. B. eine ganze
Reihe noch lebender Künstler Aufnahme gefunden,
weil deren Schaffen mehr an die vergangene
Periode anknüpft, während umgekehrt viele
andere Meister, die bereits gestorben sind,
deren Werke aber einen ausgesprochen moder-
nen Charakter zeigen, wie Böcklin und Segan-
tini, für den 111. Band aufgespart sind. Aus
dom reichen Inhalt des vorliegenden II. Bandes
sei besonders hingewiesen auf die Ausführungen
über die Schule von Barbizon oder Fontainebleau
(Rousseau, Corot, Tropon, Millet, Courbet), von
welcher die ganze neuere Landschaftsmalerei so
stark beeinflußt ist, und auf die englischen Prä-
rasfaeliten (Millais, Rossetti, Hunt, Brown), deren
Wesen so viel mit dom der deutschen Nazarener
gemein hat. Die deutsche Kunst, die auch in
diesem Bande besonders eingehend behandelt ist,
stand in dieser Zeit unter den, Zeichen der Histo-
rien- und Genremalerei, wie sie besonders in
München durch Pilotp und seine Schule gepflegt
wurde. Wir lernen so vor allem die Vertreter
der „Anekdotenmalerei" kennen, deren Bilder,
durch Holzschnitte in Familienzeitschriften und
 
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