Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Your session has expired. A new one has started.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

DOI issue:
Nr. 10
DOI article:
Weser, Rudolf: Joseph Wannenmacher, Maler (1722-1780), [4]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0113

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
104

Wie man sieht, lauter Sinnbilder der
von der Sünde unberührten und die
Sünde besiegenden Goitesmntter.

Nach vorne vorschreitend betrachten wir
das zweite Plafondgemälde, M a r i ä V e r-
k ü n d i g u n g, von wunderbar schöner Per-
spektive. Auf einem reich geschnitzten Bet-
stuhl kniet Maria, die Hände über der
Brust gefaltet. Ein Engel schlägt den
Vorhang, der ihr Kämmerlein verschließt,
zurück und herein tritt Gabriel mit der
Lilie und spricht seinen Gruß und der
hl. Geist schwebt Maria entgegen in der
Taubengestalt. In den Wolken schanen
wir Gott Vater, Scepter und Erdball
haltend, wie er hinweist auf einen ver-
lassen in den Wolken stehenden Himmels-
thron : Der Sohn hat seine Himmelsherr-
lichkeit verlassen, um Mensch zu werden.
Wieder hat der Künstler sich unterzeichnet:
Joseph Wannenmacher, invenit et
pinxit-1754. Er hat den Gedanken der
„Verkündigung" bedeutend tiefer erfaßt
und feiner ausgesührt als in dem Gmünder
Verkündignngsbild.

Treten wir in den Chor hinauf, so
erblicken wir am Plafond ein Bild, die
Verehr u n g Mariens seitens der Welt
darstellend, Maria schwebt in den Wolken
mit ausgebreiteten Händen, begleitet von
einem lilientragenden Engel, über dem
Erdball, in den vier Figuren eingezeichnet
sind: eine Frauengestalt mit Krone, Her-
melin und wallendem Mantel, hinter ihr
ein Mohr mit znm Gebet gefalteten Hän-
den : neben diesem ein Alaun mit auf
der Brust gekreuzten Händen, den Feder-
W> kranz auf dem Haupt, ein Indianer; vor
ihm ein Morgenländer in wallendem Ober-
gewand, mit Turban und Halbmond ge-
schmückt, mit einer Näucherpfanne in der
Hand — es sind Sinnbilder der vier
Weltteile Europa, Afrika, Amerika, Asien,
die alle Maria ihre Huldigung darbringen,
wie das Wort aus dem Magnifikat:
beatam me dicent, andentet, das zu-
oberst über dem Haupte Marias geschrieben
steht. Denselben Gedanken haben wir in
der Franziskanerkirche zu Gmünd getroffen,
nur daß dort die vier Weltteile je ein
besonderes Medaillon ausfüllen.

Das geschilderte Bild ist wieder von
vier kleineren Medaillons umgeben: 1. ein
schwebender Adler, über blitzdnrchlcuchtete

Wolken emporgehoben mit der Inschrift:
infra tonat (Erhabenheit Mariens über die
Sündenstrafen als Folgen der Erbsünde);

2. eine feste Stadt am Meeresufer, ein
Turm in den Wellen, in denen ein Schwan
schwimmt: nee ringor ab unda (Maria
ist unbeuetzt von den Wellen der Sünde);

3. eine weiße Blume in verschlossenem
Garle» cfr. hohes Lied: hortns con-
clusus soror mea sponsa. Inschrift:
flos de radice Jesse; 4. eine Rose ohne
Dornen: spinarum nescia.

Das letzte Plafondgemälde ist über dem
Altar. Hat uns das vorige Bild sagen
wollen: alle Welt ehrt die von Golt Aus-
erlesene und Gebenedeite, so will uns
dieses künden: niemand findet einen Makel
an der von Golt Geheiligten. Drei Männer,
mit Globus und Schristrolle in zart hin-
geworfener Landschaft stehend, schauen mit
Fernrohren auf die Sonne (ein Kopf mit
Strahlen umgeben). Inschrift: absque
nota, ohne Fehler — ist ihr Urteil.

Auf einem Medaillon links sehen wir
eine über den Meeresspiegel heranfziehende
Sonne, darüber das Spruchband: iam
grandis in ortu (unbefleckte Empfäng-
nis) ; rechts: über dem Meer am wolken-
losen Himinel die aufgegangene Sonne:
sine nnbibns ortus (fündeulofe Geburt).

Noch ist der Lobpreis der Unbefleckten
nicht erschöpft. An den Wänden im Schiff
entlang malte der Künstler die Bilder
von Kirchenvätern und Kirchenschrift-
stellern, deren Feder den Preis Mariens
verkündete: S t. A m b r o s i u s, dem Engel
Mitra und Bienenkorb tragen, zeigt in
seinem Luche auf den Satz: haec est
virga, in qua nec nodus originalis
nec cortex actualis culpae. S t. A u-
g n st in ns, dem Engel die Bischofsinsig-
nien nnö das brennende Herz halten, lobt
Maria mit den Worten seines Buches:
Maria sanctissima Virgine sola ex-
cepta. St. Hieronymus mit dem
Löwen und einem Engel, der in die Po-
saune des Gerichtes stoßt, schreibt: In
Maria venit gratia, quod sine labe
original! concepta. S t. Ildephons
hält sein Buch mit dem Titel: Tractatus
de immaculata Conceptione B. V. M.
St. Johannes Damaszenus, dem
Engel Beil und abgehauene Hand tragen,
sagt uns: Conservata es, o Maria, ut
 
Annotationen