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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 25.1907

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Nr. 10
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Weser, Rudolf: Joseph Wannenmacher, Maler (1722-1780), [4]
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Chronik des Diözesankunstvereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.15940#0116

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107

Hund und Feuerbrand; 3. St. Johannes von Nepo-
muk, dem ein Engel einen Sternenkranz reicht,
mit Kreuz in der Hand, das priesterliche Birett
auf einen. Buche liegend; 4. St. Katharina mit
Rad und Palme und Schwert, mit der Rechte»
die Krone dem Himmel entgegenstreckend; 5. St.
Agatha mit Palme, ein Engel tragt auf einer
Schüssel die abgeschnittenen Brüste und Zange
und Fackel, ein anderer Engel hält den Schleier;
6. St. Wendelin, ein Schäfer mit Schippe und
Rinderherde, etwas verdorben; 7. St. Ursula mit
Pfeil und Palme; 8. St. Erasmus, Bischof mit
Stab und Winde, an der die Gedärme aufge-
wunden sind; 9. St. Thomas, über ihm der
heilige Geist schwebend, trägt die Feder in der
Hand, ein Engel hält ein Buch; 10. St. Sebastian
mit Pfeil und Palme, in ritterlicher Kleidung,
ein Engel trägt eine Keule, die mit einen, Kranz
umwunden ist.

Es ist nicht unmöglich, daß auch das eine
oder andere der Altarblätter von Wannenmacher
stammt, so besonders das erste links: der Name
Jesu, umgeben von den Repräsentanten der vier
Weltteile, die ihm huldigen.

Die Fresken der Dominikanerkirche zu
Roitweil gehören wohl zum bedeutendsten,
was wir noch von Wonnenmacher hoben.
Auch sind sie fast olle in seltener Frische
erhallen. Es ist staunenswert, in welch
kurzer Zeit der Meister dieses große Werk
vollendet hot, denn olle Angaben nennen
nur dos eine Jahr 1755. Es wäre wohl
möglich, daß er an den kleineren Gemäl-
den noch 1756 gearbeitet hätte; denn für
dieses Jahr ist uns außer der Handzeich-
nung „St. Kajetan" in Stuttgart kein
Werk bekannt geworden. Auch für 1757
habe ich keine Arbeit von ihm finden
können. (Fortsetzung folgt.)

Chronik des Diözefankunstvereins.

Der Rotteuburger Diözesankunstverein hielt
am 20. Aug. in Ravensburg unter zahlreicher
Teilnahnie der Vereinsmitglieder und sonstiger
Freunde der christliche» Kunst eine Generalver-
sammlung, die an Bedeutsamkeit wohl keiner ihrer
Vorgängerinnen nachstaud. Mit der Versamm-
lung selbst war zugleich eine sehr instruktive
Paramenteuausstellung verbunden, über welche
ein kleines Aufsätzchen in der vorliegende» Num-
mer des „Archiv" Auskunft gibt. Ä», Vorabend
beriet der Ausschuß über die Uebertragung des
Kommissionsverlags des „Archivs" an das „Deut-
sche Volksblatt" und über die neuen Statuten.
Die Generalversammlung wurde eingeleitet durch
ein levitiertes Hochamt 'in der Stadtpfarrkirche,
welches H. Prälat v. Walser als Vertreter des
hochwürdigsten Herrn Diözesanbischofs zelebrierle.
— Unter Führung des Vorstandes des Landes-
gewerbemuseums fand darauf Besuch der an die
Wanderausstellung des Landesgewerbemuseums
angeschlosseneu Ausstellung oberschwäbischer Kir-
chenparamente statt. Die Ausstellungsstücke (Meß-

gewänder, Stolen, Rauchmäntel, Levitenröcke,
Pallen, Traghimmel, Antependien, Mitren u. s. f.)
aus den verschiedensten oberschwäbischen Kirchen,
gehörten fast durchweg dem Barock und anderen
späteren Stilarte» au.

Danach begannen die Verhandlungen unter
dem Vorsitz des neuen Vorstandes Kamerer A.
Schöninger. Herr Prälat Walser begrüßte
im Auftrag des Bischofs den Kunstverein als
treue» Mitarbeiter, der dem Bischof eine» Teil
seiner Sorgen tragen helfe.

Prof. Pazaurek behandelte in einem weitnus-
greifenden zusammenfassenden historischen Ueber-
blick das Thema: „Kirche und moderne Kunst".
Der Grundgedanke seiner Ausführungen war der:
Aus dem Bedürfnis und Streben nach Abwechs-
lung entsteht zu allen Zeiten der Drang nach
neuen Stilen und Kunstrichtungen. So war es
i„ der ganzen Kunstgeschichte und so ist es heute.
In der modernen Kunstentwicklung liegen zwei
Richtungen in scharfer Fehde untereinander: die
eine hält das lineare Prinzip der geometrischen
oder abstrakt-freien Linie fest. Die andere das der
Stilisierung von Naturmotiven, sei es
offen oder verschleiert. Der Redner ist der Ansicht,
die Kirche, die zunächst eine zuwartende Stellung
eingenommen habe, möge das Gute an beiden
Richtungen anerkennen und das Beste daraus für
sich benützen. Denn es bestände fast Gefahr, daß
die kirchliche Kunst den Zusammenhang mit den
künstlerischen Bestrebungen unserer Zeit verlieren
könnte. Daß ein solches verständnisvolles Ein-
gehen auf die heutige» Kunstrichtungen möglich
sei, zeige sich schon an Kirchenbauten, die prote-
stantischerseits hübsche Lösungen gebracht haben,
die Friedhofskunst sei in. Vorwärtsschreiten, weni-
ger befriedigend seien die Versuche in, kirchlichen
Kunstgewerbe ausgefallen. Auch bei Restaurationen
sollte man die Kunstsprache der Gegenwart ver-
wenden. Zum Schluß sprach der Redner den
Wunsch aus, die Kirche möchte die moderne Kunst-
bewegung in die richtige Bahn lenken, und der
Diözesankunstverein möge Hand in Hand mit dem
Kunst- und Landesgewerbemuseum gehen.

Der Vereinsvorstand nahm zu diesen
Ausführungen Stellung, indem er unter reser-
vierter Zustimmung noch abzuwarten empfahl. Er
gab darauf eingehenden Bericht über die Tätig-
keit des Vereins seit der letzten Generalversamm-
lung, über den Uebergang des „Archiv" aus dem
Kommissionsverlag von Alber in den des „Deutschen
Volksblatts" und über die neuberatenen Statu-
ten, welche die Zustimmung der Generalversamm-
lung fanden. — Der Vereinskassier, Herr Stadt-
pfarrer Aigeltinger, erstattete den Kassenbericht
und referierte über die Vereinsgaben der nächsten
Zeit. Für 1909 ist ein großartiger Stahlstich
von Deger in Aussicht genommen.

Zum Schluß hatte der Redakteur des „Archivs"
Gelegenheit, sich über die Aufgaben des „Archivs"
auszusprechen, die er als prinzipielle, historische und
praktische bezeichnete. Besonderer Nachdruck wurde
aus die prinzipielle Seite gelegt, die wesentlich
die Beantwortung der Fragen zur Voraussetzung
hat: Was ist das Wesen der kirchlichen Kunst
und welches sind die prinzipiellen Grundlagen,
von denen aus wir überhaupt au die gegenwärtig
viel erörterte Frage über „Kirche und moderne
 
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