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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 1
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Groner, Anton: Der Plan von Michel Angelos Medicigräbern, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0018
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9

Nun trat aber im Mai 1524 eine
Krisis ein. 'Man mutete dem Künstler
zu, in der Kapelle nach zwei weitere Grab-
denkmäler nnlerzubringen, das eine für
Leo X. (ch 1521), den Bruder des Her-
zogs Ginliano, und das andere für den
lebenden Papst Klemens VII., den Sahn
des Magnifico Ginliano. Eine befriedigende
Anlwoil auf die Frage, wie sich Michel
Angela die Lösung der Ausgabe dachte,
>vo er die Papstdenkmäler aufstellen, ob
und in welcher Weise er den früheren
Plan abändern wollte, ist bisher nicht ge-
geben worden. Wir hoffen, im folgen-
den diese Fragen klarzustellen und damit
zugleich eine sichere Grundlage für die
Enlstehnngsgeschichte der übrigen Medici-
gräber zu schaffen.

A. 23. Mai 1524. Fattncci an Michel Angela.
Frey, Briefe 228 f.

Teuerster Michel 'Angela! Als Unser Herr am
Sonntag int Belvedere war und viel mit Messer
Jaeopo über die Grabmäler sprach, und eine
Rede die andere gab, sagte Messer Jaeopo zum
Papst: „Heiliger Vater, Eure Heiligkeit sollte
das Grabmal Leos in S. Lorenzo errichten
lassen, und wenn Eure Heiligkeit »ach meinem
Sinn tiite, ließet Ihr dort auch das Enrige machen."
Und mir schien, daß Seine Heiligkeit ihm geneigtes
Ohr lieh, da Sie sagte: „in ivelcher Weiset"
Und Messer Jaeopo antwortete: „wenn dort Platz
wäre, würde ich dort zwei Grabmäler mit
zwei Särgen errichten lassen, wie es
zn in n chen ist für die alte ren Lorenzo
und Ginliano, so an ch ein anderes in i t
zwei Sargen für alle beide Herzoge
und zwei andere einand er gegenüder,
das ei»e für Leo und das anderesür
Klemens." Mir schien, daß cs ihm gefiel;
denn er sagte: er müßte zwei Sarkophage in die
Kapelle stellen lassen, wenn sie dort Platz fänden.
Darum wollte ich Euch davon verständigen, damit
Ihr es Euch ein wenig überleget; und wenn Ihr
etwas findet, was Euch gefiele, werdet Ihr mir
Bescheid gebe»; aber kehret hervor, daß ich Euch
nichts geschrieben habe, und daß es scheine, daß
Ihr Tag n»d Nacht an die Dinge und Pläne
Unseres Herrn denket; und wenn Ihr dort etwas
sehet, was z» machen wäre, schaut nicht auf
Kosten . . .

Nach Absendung dieses Briefes war ein
Schleiden Michel Angelas mit einer Zeich-
nung für die Pilaster der Bibliothek an-
gelommen. Noch ehe der Künstler auf
das Ansinnen des ersten Briefs antworten
konnte, schickte Fallncci am 29. Mai die
Zeichnung mit der Versicherung der päpst-
lichen Anerkennung zurück, wobei er noch-
'«alS auf die Papstgräber zn sprechen
kam.

l 6. 29. Mai 1524. Fattncci an Michel Angela.
Frey 229.

. . . Von neuem bitte ich Euch, daß Ihr an
die Grabmäler der beiden Päpste denket: also
e i n e S f ü r e i n e n (j e d e n)» und dis andern
z w e i f ii r bin Herzoge, e § sollen zwei
Sarkophage an einem werden, und
ebenso das andere eines mit zwei
Sarkophagen f ü r d e n M a g ni s i c o Lo-
renzo und den Ma g n i f i c o Ginliano,
wie vorher entworfen war, — und den
ehrenvollsten Platz für die Päpste, und den
nächsten für die Herzoge und den mindest ehren-
vollen für die Magnifici! Und wenn dort Raum
ist für Euer» Vorschlag, bitte, macht dazu eine
kleine Skizze und schickt sie mir; denn ich bin
sicher, sie wird sehr genehm sein. Auch wenn
Euch etwas Schönes nicht gelingen sollte, gebt
mir Bescheid, und laßt es gut sein . . .

Diese beiden Briefe bilden das Funda-
ment für die Eruierung des mit dem
Auftraggeber vereinbarten Plans, an dessen
Verwirklichung Michel Angela im Anfang
des Jahres 1524 arbeitete. Nach Thodech
und Burger ch sollte ztl den früheren zwei
Denkmälern mit vier Särgen jetzt ilvch
ein drittes mit den Sarkophagen der
beiden Päpste kommen. Frey ch spricht
von sechs statt bisher vier Grabmälern.
Aber während Thode und Frey die Frage
nach der Gruppierung der Sarkophage
offen lassen, glaubt Burger näherhin, daß
es sich um zwei, jetzt drei einzelne Mo-
nnmente für je zwei Tote handle. Seine
Annahme ist mit den Briefen A und B
unvereinbar. Diese bezeugen vielmehr
klar und bestimmt, daß der fiuhere Platt
ein Grabmal für die Magnifixi mit zwei
Sarkophagen und zwei getrennte Mo-
numente für die Dnchi mit je einem
Sarkophag nnlsaßte. Wenn nun Michel
Angela und Fattncci trotz dieses als fest-
: stehend vorausgesetzten Plans anderswo
von zwei Grabmälern reden, so ist dies
wohl einfach damit zu erklären, daß sie
die beiden getrennleit Herzogsgrabmäler,
die ja wegen ihres völlig übereinstim-
mendeil Aufbaues auch nur ein Holz-
modelt erforderten, ebenso als ein ein-
ziges Doppelgrab faßten, wie das der
Magnifici. lind wenn wir nun die
B e d i tt g ti n g enderbeide n Bert r ä g e
vom A p r i 1 1521 g e n a N er an -
sehen —- 10 0 unb 5 0 Dukaten

*) Michel Angela 1 (1902), 390 f.

-) Florent Grabmal (1905), 347 f.

1 3 Briefe 229.
 
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