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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 2
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Groner, Anton: Der Plan von Michel Angelos Medicigräbern, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0022

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läeransgegeben mid redigiert von Universitäts-Professor Or. L. Baur in Tiibingcn.
Eigentum des Uottenbnrger Diözcsau-Kunstvercins;

Iloimuisstous-Verlag und Druck der Aktien-Gesellsckaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne „

Pr. o Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Verlagshandlnng IOO<).
^ " * Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50.

Der plan von Michel Ulngelos
Medici gräbern.

Von Dr. Anton Grone r.

(Fortsetzung)

Nach fast dreijährigem Harren hatte
Michel Angela das Werk, das er einst mit
leidenschaftlicher Liebe begann, seit Neu-
jahr 1524 nachdrücklich aufnehmen können;
ein halbes Jahr hatte er an der Ver-
wirklichung des vereinbarten Plans ge-
arbeitet, als Ende Mai 1524 das neue
Projekt der Papstgrabmäler an den Künst-
ler herantrat. Nach A war es Jacopo
Salviati, ein naher Verwandter des
Papstes, ein Freund und Gönner Michel
Angelos, welcher die Idee anregte. Aber
Fattucci, der auch in der Tragödie des
Jnliusgrabmals als treubesorgter Anwalt
des Meisters oftmals seine diplomatische
Anlage bekundete, suchte, um die Be-
geisterung des Papstes für die Kapelle
warm zu erhalten, diesem gegenüber auch
Michel Angelo in die Initiative zu drängen.
Die Lösung des Problems, die man im
Vatikan erwartete, spricht Fattucci, stets
kl» zuverlässiger und wachsamer Interpret
oer päpstlichen Wünsche, klar und un-
zweideutig aus. Dt a u d a ch t e s i ch z w e i
einzelne Denkmül er mit je einem
Sarkophag s ü r die beiden Päpste
(A. und B), und zwar an dem ehren-
vollsten Platz (B), nämlich an dem
beiden S e i t e n w ä n d e n einander

gegenüb er (A), sowie zwei Doppel-
grabmäler mit je zwei Sarko-
b h a gen für die D u ch i und die
Magnifici (A und Bt, elftere an dem

ehrenvolleren Platz (B), worunter wohl
die Eingangsseite gemeint war, während
man vielleicht beim Magnisici-Grabmal
an die Chorwand hinter bem Altar dachte.

Von den Verhandlungen über die Papst-
gräber der Kapelle sind uns alle Briefe,
die Fattucci als Korrespondent des Papstes
an Michel Angelo schrieb, erhalten ; dagegen
haben mir keinen einzigen von den Briefen
Michel Angelos nach Rom, deren Inhalt
wir nur ans den Antwortschreiben er-
schließen müssen. Wie stellte sich Michel
Angelo zu dem neuen Projekt? Er kam
bald nach bem 29. Mai in einem Brief
auf die Angelegenheit zu sprechen, wie
ans folgendem Schreiben hervorgeht.

C. 7. Juni 1524. Fattucci au Michel Angelo.
Frey 230.

Teuerster Michel Angelo ! Durch Euer» letzten
Brief ist die Phantasie ans die Grabmäler hin-
gelenkt worden, und es gefällt tluseriu Herrn
sehr; nur zweifelt er am Licht jenes
Lavainani, wo die Treppe ist, und
dessentwegen überläßt er Euch den Rat: darum
trachtet etwas eines Papstes Würdiges zu machen.
Aber obwohl es tlnserm Herrn riesig gefallen
hat und er die größte Freude daran hatte, so-
wohl an den Durchstoßungen (sfonclati)
als au allem, so scheint es mir doch e i n k le i n e r
Platz für zwei P ä p st e: und ich f ü r
meinen Teil hätte sie dahin gestellt,
wo die Herzoge sind. 2tb ev weil d a
eine Wand schon fast a u f g e m a u e r t i st,
geht das nicht mehr. Trachtet sie zu
schmücken, so gut Ihr nur könnt, und schaut nicht
auf Kosten. Der Papst erwartet die
Z e i ch n u n g L e o s und die s e i n i g e. . . .

Ob Michel Angelo nur brieflich seine
Vorschläge gemacht oder auch die von B
gewünschte kleine Skizze beigefugt hatte,
ist ails C nicht zu entnehmen. Wenn
das letztere der Fall war, kann es sich
 
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