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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 2
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Groner, Anton: Der Plan von Michel Angelos Medicigräbern, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0023
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14

nur, wie Burger ]J . luutimmt, um eine
Grundrißzeichnung gehäuselt haben, welche
die allgemeine Anordnung der Gräber
. skizziertebeim nach C wünschte der Papst
jetzt die Zeichnung Leos und die
seinige. Michel Angela hatte die Aufgabe
ganz anders. gelöst, als man gewünscht
und erwartet hatte. Er war nicht darauf
eingegangen, die beiden Papstgräber an
den ehrenvollsten Platz (8), d. h. einander
gegenüber (A), da wo nach dein alten
Plan die Herzöge waren (C), anzubringen.
Er hatte vielmehr rundweg erklärt, hier
nichts mehr ändern zu können, da die
(am 29. März begonnene) Ausmauerung
der Wandarchitektur des einen Herzogs-
grabs schon beinahe vollendet sei. A l s o
an den Seiten wänden blieben
i, a ch w i e v o r d i e b e i d e n H e r z o g s -
grab er. Wohin hatte er demnach die
Magnifici- und die Papstgräber gesetzt?
Die Vermutung Steinnianns 2), er werde
die Papstgräber in seinen Plänen dort
angeordnet haben, wo heute die Magnifici
ruhen, und diese hinter den Altar ver-
wiesen haben, hat in C keinerlei Stütze.
Die Herzogsgräber weiß der Brief an
ihrem alten Platz, und das Magnifici-
Grabmal erwähnt er überhaupt nicht,
wohl deshalb, weil seine Aufstellung (an
der Rückwand der Kapelle) durch Michel
Angelas -Entwurf zu deu Papstgräbern
gar nicht in Frage gestellt wurde. Der
Brief beschäftigt sich nur mit den Papst-
gräbern : wo man sie gern gesehen hätte
und wo sie Michel Angela wirklich aufzu-
stellen gedachte. Aus C geht hervor,
daß in seinem Entwurf ein Lavamani,
w o die Treppe i st, eine Rolle spielte,
daß der Papst wegen der Beleuch-
tung dieses Lavamani Bedenken
halte, und daß von Durchstoßun gen
die Rede war. Zwar versichert Fattncci,
der Papst sei von allem entzückt, und
bittet, der Künstler möge die Zeichnungen
für die Papstgrabmäler einsenden, sie mög-
lichst prunkvoll gestalten und für bessere
Beleuchtung des Lavamani sorgen. Aber
wer die Korrespondenz dieser Jahre durch-
studiert hat, weiß, daß der Hauptnach-
druck auf dem Bedenken lag, der für die

;') Floyon.t. Grabmal 348.

") Geheimnis der Medicigräbcr Michel Angelas
Ui f.

neuen Gräber vorgesehene Raum sei zu
klein für zwei Päpste, und auf dem
neuerdings wiederholten Wink, die Herren
im Vatikan wünschten diese beiden Grab-
mäler mit schönsten Platz der Kapelle, an
den beiden Seitenwänden. Aber Michel
Angela wollte die zarten Andeutungen nicht
verstehen.

D. 25. Juni 1524. Fattncci an Michel Angela.
Frey 231.

Teuerster Michel Angela! Ich habe Eure zwei
Briefe mit der Zeichnung des Grab-
mals erhalten; und-um Antwort zu geben
auf den ersten, sage ich, wie das Haus, das
dem Lavamani d a s L i ch t nimmt (!), das;
Unser Herr sagt, Ihr sollet erkunden und bieten,
was sie zu Kauf und Abbruch ivert sind (!).
Unser Herr hat die Zeichnung des Grabmals
gesehen, und sie hat ihm recht wohl gefallen,
und er schickt alles an Euch zurück, damit Ihr
es machet auf Eure Art; er will da nichts
dreinreden, weil er denkt, daß Ihr etwas zu
machen habet, das würdig sei Eurer und ihrer,
d. h. eines Papstes. Doch wisset, das; ich für
mich Besorgnis hege, die Grabmal« der Herzoge
möchten schöner ansfallen als die der Päpste,
wenngleich Ihr sie sehr schön zu machen denket;
aber wachet es auf Eure Art. . . .

Michel Angelo halte sich auch durch die
neuerdings unzweideutig geäußerten Wün-
sche nicht bewegen lassen, auf den römi-
schen Vorschlag einzugehen, sondern seinen
eigenen Plan beibehalten und eine Zeich-
nung eingesandt. War schon in C
im Zusammenhang mit dem
schlechten Licht des Lavamani
von D il r ch st o ß u u g e n die R e d e,
d i e M i ch e l A n g e l o v o r g e s ch lagen
hatte, so war in seinem zweiten
Brief von einem oder mehreren
Häusern, die dem Lavamani das
Licht versperren, d i e S p r a ch e; sie
sollten nach deiil Willen des Papstes
niedergerissen werden. ES fragt sich nun,
ob wir den Platz, den Michel Angelo für
die Papstgräber in Aussicht genommen
hatte, wirklich nicht mehr bestimmen können.
Die beiden Seilenwände sind direkt aus-
geschlossen. Auch die Rückwand, die nach
dem im Mai 1524 feststehenden Plan
zweifellos das Magnifici-Doppelgrabmal
erhalten sollte, bleibt außer Betracht.
Denn u a ch L haben wir das Lava-
mani d a z u s u ch e n, w o d i e T r e p p e
ist, also beim Chor; denn die Altar-
stuseu sind die einzige Treppe der ganzen
Kapelle. Wenn wir uns hier nach einem
geeigneten Platz Umsehen, und die Skizzen
 
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