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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0045

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jiu-ciu'it, ist bet bei- bisher üblichen Beschränkung
auf München eine große Frage.

Bei ber Zusaininensetzung bes Preisgerichts,
der sog. Jury, soll alle Einseitigkeit vermieden
werben; es soll bieselbe nicht bloß ans Künstlern
bestehen, sondern wie bei der Deutschen Gesell-
schaft für christliche Kunst soll immer auch ein
Geistlicher als KnNstfreunb darunter sein. Schrei-
ber dieses ist einmal selbst Juror bei einer Kon-
kurrenz gewesen, aber er hatte dabei lebhaft die
Einpfindung des fünften Wagenrads. Ein koop-
tierter Baugewaltiger gab den Entscheid, und trotz
des Inkognitos der Bewerber müßte ein Münch-
ner Architekt, der sich in den Richtungen nus-
kennt, ein schlechter Beobachter sein, wenn er .
nicht zum voraus sagen konnte, ans welcher
Schule dies und jenes Projekt stammt.

Bei der Tätigkeit des Preisgerichts soll frei-
lich strengste Objektivität herrschen, der nichts
gilt als die künstlerische Qualität. Es wird aber
bei aller Objektivität der subjektive Einzel-
geschmack sowie die augenbliclliche Zeitströmung
initwirken. Daher wollen die konkurrierenden
Künstler die Jury kennen. Danach werden sie
sich richten. Es gibt aber wohl auch da Stecken-
pferde, ans denen man reitet, wie manche Exa-
minatoren in anderen Konkursen. Daß dabei
ein außerbayerischer Künstler, der die Strömungen
nicht erfaßt hat, schwer tut, ist nicht zu leugnen.

Int 2. Teil des Schriftchens werden fünf
solcher Konkurrenzen näher besprochen, und zwar t

1. Tie Konkurrenz für einen neuen Hoch-
altar in Feucht. Der Altar sollte „bei ernster ro-
nianischer Haltung der ganzen Ausstattung ein
frisches modernes Kunstwerk sein". Ob die ge-
troffene Entscheidung allgemein gefällt, lassen
wir dahingestellt, aber ein frisches modernes
Kunstwerk haben wir in beit prämiierten Modellen
nicht gefunden, wohl aber eineil übertriebenen
Archaismus.

2. Eine kleitte Dorfkirche für Sondersfeld
ist Objekt, z>t erbauen mit beit fast lächerlich
geringen Kosten von 12000 Mark bei freier
Stein-, Hand- und Spannliesernng. Hier spielt
nun nicht so fast der frische moderne Zug eine
Rulle, sondern die ans einmal entdeckte, urkonser-
vative Heimalkunst, die alle alten Backofenbanten
studiert, um sie wieder zu verwenden, und sich
darauf besonnen hat, daß man auf Dörfer keine
Kathedralen baut. Gewiß ist dabei ein gesunder
u»d anerkennenswerter Gedanke, aber er wird
oft übertrieben in gesuchter und darum geklin-
gelter Simplizität und Naivität. Ei» solcher
Stumpf von Dorfkirchenturm, wie im prämi-
ierten Projekt „Gott zn Ehr", wird ja wohl irgend-
wo zu finden sein, aber er wird schwerlich von
Anfang so gedacht gewesen sein. Man muß doch
nicht alle späteren Verkümmerungen nachmache»,
auch wen» sie malerisch wirken.

0. Eine Sladtkirche für einen neuen Stadt-
teil der alten Tonaufeste Ingolstadt. Bausumme
110 000 Mark. Damit ist nicht viel Staat zu
wachen. 19 Entwürfe lagen vor. Für die
weiften waren 100000 oder 110 000 Mark wohl
kaum maßgebend, sie würden alle bankt ott dabei.

-ber mit dem ersten Preis ausgezeichnete

Entwurf von Michael Kurz hat am ehesten auf
die Bausumme Rücksicht genommen und spätere
Erweiterung vorgesehen. Nur verstehen wir die
langgezogene Zwiebelkuppel auf dem gotischen
Turme nicht.

4. Für den Neubau einer Pfarrkirche in
Achdorf, einem Vorort von Landshut, waren
140000 Mark vorgesehen und die Wahl von
Renaissance oder Barock oder auch neuen Formen
offen gelassen. Es ist nicht zu leugnen, daß sehr
malerische und sehr originelle Lösungen zu Tage
kamen, ein erster Preis wurde aber nicht zuer-
kannt, so sehr auch in altbayerischen, trausnitzischen
und landshutischen Anklängen gemacht wurde.

5. Titelblatt für die Zeitschrift „Monika".
Hier scheint uns die Wahl eine wirklich glück-
liche'zn sein, unter den Entwürfen aber manche
unglückliche.

Die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst
hat im Jahre 1900 auch eine Konkurrenz für
Entwürfe einfacher christlicher Grabdenkmäler
veranlaßt und eine Menge derselben veröffent-
licht. Es waren wirklich sehr empfehlenswerte
darunter, aber es wird schwer halten, das Pu-
blikum an die meisten derselben zu gewöhnen.
Manche darunter waren fast zu einfach, auch für
einen Dorfkirchhof, und die besseren und reicheren
werden schwerlich um den geringen Preis geliefert
werden, beit das Preisausschreiben vorsah.

Der Preis wird bei vielen Konkurrenzen eine
verhängnisvolle Rolle spielen entweder für den
Auftraggeber oder für den Unternehmer. Auch
Feindseligkeiten werden durch Konkurrenzen nicht
vermieden, ebensowenig als Künstlerneid besei-
tigt. Immerhin wird die Schrift ihren Nutzen
haben; bloß möchte man wünschen, daß womöglich
alle Entwürfe nicht bloß ansgestellt, sondern auch
veröffentlicht werden.

11 l m - S ö f l i n g e n. A. SchöniNge r.
Die Christus-Darstellung in der
bildenden Kunst. Eine kunstgeschicht-
liche Studie von Dr. Fink, Pfarrer.
Breslau (G. P. Aderholz), 1907 (48 S.).
Eine interessante Stttdie, geboten in Form
eines Vortrags ohne wissenschaftliches Beiwerk; ein
kurzer Gang durch die ganze Kunstgeschichte. Bon
der Art der Christus-Darstellung fällt Licht auf die
ganze religiöse Knnstauffaffung einer Epoche. Dein
Urteile des Verfassers können wir fast überall
zustimmen, auch dem scharfen Verdikt über den
Christus von Uhde und Max Klinger. Was man
bei der Studie allenfalls vermissen könnte, ist
die zusanimenfassende Herausstellung der auf
Grund geschichtlicher Betrachtung gewonnenen
Gesichtspunkte für eine dem religiösen Zweck
entsprechende Christus-Darstellung.
Heidenheim. Or. Ehrhart.

Der Doin von Würzburg und seine
Denkmäler. Bon B. Ci. Heßdörfer,
Donlkapitltlar. Mil 04 Illustrationen
und einem Grundriß des Domes. Würz-
burg (Rauch) 1907. Preis 1 M. 50 Pf.
Das vornehm ansgestattete Merkchen beruht
auf sorgfältigem Quellenstudium. Es ist eine
wertvolle Ergänzung der bisherigen bezüglichen
Literatur. Das geschichtliche Element überwiegt
 
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