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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 4
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Baur, Ludwig: Zur Baugeschichte der Stiftskirche in Tübingen
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Kümmel, Konrad: Etwas über Lourdesgrotten, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0051

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11

Maria und alle Heiligen, St. Petrus,
St. Katharina.

Auch für andere Kirchen und für die
Geschichte der Pfarreien ließen sich ans
dem subsictiuirr charitativum manche
interessante Notizen gewinnen.

Etwas über Lourdesgrotten.

Von K. K ü m m e t, Stuttgart.

Im Februar dieses Jahres waren es
50 Jahre, daß der Name des bis
dahin der Welt unbekannten Pprenäen-
städtchens Lonrdes ausging in die weitesten
Kreise — in Verbindung mit jenen außer-
ordentlichen Vorgängen bei der Felshöhle
am Gavestrande, aus welchen dann im
Laufe weniger Jahre Lonrdes zu einem
der größten, wenn nicht dem besuchtesten
und bedeutendsten Marienwallfahrtsorte
der Christenheit emporgewachsen ist. Zu
der Tatsache, daß Millionen von Menschen,
beladen mit ihren Nöten und Anliegen,
persönlich nach der Gnadenstälte gewallt
sind, kommt etwas, was besonders zur
Popularisierung der Verehrung „U. L. Fr.
von Lonrdes" in den allerweitesten Kreisen
beigetragen hat, und das sind die sog.
„LourdesgrotIen". Die Nachbildung
von Gnadenbildern und Gnadenstätten
in möglichst naturtrener Wirklichkeit ist
ja nicht neu. Die Gnadenbilder von Ein-
siedeln, Altötting n. s. w. und besonders
das berühmte Jesuskind von Prag, um
nur einige Namen zu nennen, sind unge-
zahltemal nachgebildet und ziehen in Kirchen
und Kapellen, in Kammern und Stuben,
bald in glänzender Umgebung, bald in
ärmlicher Verborgenheit die Herzen an
sich. Und was die Nachahmung ganzer
heiliger Stätten betrifft, so geht dieser
fromme Gebrauch noch viel weiter zurück.
Unser großer Landsmann, der hl. Bischof
Konrad, hat in der Nachahmung des hei-
ligen Grabes von Jerusalem (vgl. das
Münster in Konstanz) uns ein ehrwürdiges
Beispiel dasrir gegeben, und ihr gesellten
sich noch Hunderte ähnlicher Imitationen
in Deutschland, Frankreich u. s. w. bei.
Und die Kalvarienberge und die Todes-
angstgrotten und Oelbergdarstellungen,
sowie die Krippen und Kripplein alle, groß
und klein, die vom frühen Mittelalter an
— besonders die ersteren — wohl in keiner

Kirche und Gemeinde fehlten — was sind
sie anders gewesen als der Versuch der
Nachbildung jener Stätten, an welchen
sich die großen Ereignisse unserer Erlösung
vollzogen haben? Ihre Beliebtheit, ja das
förmliche Bedürfnis nach ihnen hat anr
besten gezeigt, welche gesunde, nahrungs-
spendende Kraft von ihnen ansgeht in
die betrachtende oder nach Betrachtung
lechzende Seele des Volkes. Von Gnaden-
stätten Marias ist zweifellos am meisten
nachgebildet worden das „Haus von
Loreto", sei es in genauester Wieder-
gabe der Maße oder nur in allgemeiner
Imitation. Mit dem Rufe, welchen
die Gnadenstälte Lonrdes gewonnen hat
ebenso durch die außerordentlichen Um-
stände ihres Jnslebentretens wie durch die
nach Tausenden gezählten wunderbaren
Gebetserhörungen, besonders auch in Be-
ziehung auf die Heilung von Krankheiten,
ist bald auch der Eifer erwacht, da
und dort Nachbildungen jener Grotte
von Lonrdes zu schaffen und zum Aus-
druck des Dankes oder zur Erweckung des
Vertrauens auf die Fürbitte U. L. Fr. von
Lonrdes möglichst vielen zugänglich zu ma-
chen. Zn Hunderten und Tausenden entstan-
den die „Lonrdesgrotten" allenthalben, an-
gefangen von den kleine» und kleinsten Imi-
tationen , die einem Kripplein gleich in
der Ecke des Stübchens stehen, bis hinauf
zu den größten und großen Grotten,
welche in oder bei Kirchen oder auch für
sich allein an stillen, der Welt verborgenen
Orlen von Einzelnen oder ganzen Ge-
meinden errichtet worden sind auf Berg
und Tal, in allen Gegenden, in allen
Ländern der Christenheit. Geradezu zahl-
los sind die Lonrdesgrotten, und allem
nach wird das Jubeljahr nochmals eine
Vermehrung derselben bringen. Zweierlei
hat beigelragen, um dieselben so überaus
populär zu machen: das eine ist die Tat-
sache der zahlreichen Gebetserhörnngen
besonders in Sachen leiblicher Gebrechen
und Krankheiten infolge von Andachten
zu U. L. Fr. von Lonrdes: nichts bringt ja
die Herzen des christlichen Volkes der Mntler-
goltes näher, als wenn es gleichsam
handgreiflich sieht und hört und fühlt,
wie sie ihm in seinen Nöten hilft. Das
andere aber ist etwas rein Aenßerliches.
Die Gnadenstälte von Lonrdes ist eine
 
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