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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 6
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Rohr, Ignaz: Kirchliche Kunstschlosserarbeiten, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0071

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Torbeschläg für Wendel sh ei m

die der Gebrauch und die Kunst au sie I
stellen: solide, praktische Arbeit, gefällige!
Form, stilgerechte Ausführung. Ihnen
reihen sich Glocken st ü h l e für Sakristei-
glocken und Gestelle für Weihwasserbecken
an. Sie leisten, was sie leisten sollen:
festes Gefüge ohne überladenes Schnörkel-
werk , organisches Herauswachsen und
zweckentsprechendes Jneinandergreisen der
einzelnen Glieder kennzeichnen sie. Feinere
und reicher entwickelte Arbeiten sind die
Wandleuchter und die Kerzen-
ständer für Metten, Seelenandachten rc.
HarmonischeZusammenstinnnung der Maße,
glückliche Verbindung von Fuß, Schaft
und Krone, geschickte Verteilung der ein-
zelnen Schalen und — last not least ■—
pünktliche Kleinarbeit treffen wir auch
hier. — An Kronleuchter denkt man
gewöhnlich nicht, wenn man von Schlosser-
arbeiten redet, und doch weisen unsere
Museen und alle Burggemächer da und
dort noch tüchtige Proben schnriedeiserner
Kandelaber auf. Hier kommt es noch viel
mehr auf Harmonie und Uebersichtlich-

keit der Gliederung an. Selbst-
verständlich ist die größte Man-
nigfaltigkeit möglich: von der
einfachen Kombination schlicht-
gehaltener Gurten, Verbin-
dungsstäbe und Kerzenhalter bis
zum reichsten Sichumschlingen
und Durchdringen von Aesten,
Ranken, Blättern und Blumen.
Dabei ist sofort auch die Ge-
fahr innerer Unwahrheit ge-
geben : wenn man die Art des
Gießens im Schmieden nach-
ahmen und das spröde Mate-
rial wie Diodeliiergips mißhan-
deln will. Die Firma Manch
hat sie glücklich vermieden.
Schmiedeisen ist als Schmied-
eisen behandelt und nirgends
in Formen gezwängt, die seiner
inneren Natur widersprechen.
Die Mannigfaltigkeit der Form
kann noch gehoben werden durch
die Anwendung von Farbe,
indem man dem Eisen teil-
weise die natürliche Farbe läßt
oder dasselbe in heißem Oel
abbrennt oder je nach dem ein-
zelnen markanten Gliedern ver-
schiedene Tönung gibt durch Bronze oder
durch Farben, für deren Koinbination
schon das Mittelalter eine gewisse Regel
beobachtet hatte. Schmiedeiserne Grab-
kreuze waren früher vielfach im Ge-
brauch ; später kam man davon ab und be-
hielt als Nachklang nur noch die billigen,
aber künstlerisch auch wertlosen gußeisernen.
Neuerdings greift man ivieder mehr auf die
alte Uebnng zurück, und daß sich in diesem
Artikel Tüchtiges leisten läßt und daß auch
hier die alte Tradition die beste Lehr-
meisterin ist, das hat Manch bewiesen.
Die beste Anerkennung hiefür liegt in der
Tatsache — und sie ist für den in so
vielen Dingen originellen Mann charakte-
ristisch —, daß der um die kirchliche Kunst
hochverdiente und theoretisch wie praktisch
für sie tätige Pfarrer Laib sich sein
Grabkreuz (Ausführung in Eisen) noch
selbst bestellte und — selbst zeichnete. —
Da und dort in der Diözese Rollenburg
— und auch anderwärts — haben aus-
rangierte eiserne Grabkreuze eine eigen-
tümliche Verwendung gefunden: nämlich
 
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