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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0078

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67

Punktes, gegen Meier-Gräfe, niit den schärfsten
Waffen zu Felde, so daß sich manche Partien
zum Schaden des Ganzen geradezu wie eine
Streitbroschüre lefeit. Ueberhaupt ist der Ver-
fasser in dein Verlangen nach einem vor allein
aus der Phantasie geschöpften Inhalt entschieden
zu weit gegangen und wird so ungerecht gegen
die Vertreter des gemäßigten Realismus, ivie er

з. B. für Menzel kaum ein Wort der Anerkennung
übrig hat. Doch abgesehen davon und ebeiiso
von den ausgesprochenen Hoffnungen auf ein
neues Kulturideal, das an die Stelle der angeb-
lich alt lind kraftlos gewordene» christlichen Ideen
treten soll, und seinen Phantasien über profane
Nationalheiligtümer zu Ehren der großen Geistes-
heroen — von all dein abgesehen können sich die
Vertreter der christlichen Kunst, die ja vor allem
Jnhaltskunst ist, mit seinen Aussühruugen größten-
teils einverstanden erklären und dürfen in ihm
einen Bundesgenossen erblicken im Kampfe gegen
die Entartungen der inoderneii Kunst. Aus diesem
Grunde schon kann das hübsch ausgestattete Büch-
leiii auch allen Freunde» der christlichen Kunst
bestens empfohlen werden.

R o t t e n b u r g. Or. E. F u ch s.

8 t o r ia d e 11 ’ arte italiana vol. V.

L,a. pittura del Trecento e le sue

origini. da A. Venturi. Milano

(Hoepli) 1907. XXXIV und 1093 L.

(Preis uugeb. 30 Lire.)

Das groß angelegte Werk von A. Venturi
über die Geschichte der italienischen Kunst ist in
ziemlich rascher Folge bei seinem fünften Bande
angekommen. Das - Gesamtwerk überhaupt ist
nicht nur im textlichen Teil exakt und mit iveit-
gehender Benützung auch der deutschen Literatur
abgefnßt, sondern zeichnet sich vor altem durch
eine außerordentlich große Anzahl (818) sehr
instruktiver Illustrationen aus. Diese sind so
ausgewählt, daß eine Vergleichung durch ganze
Periodeii hindurch ermöglicht ist. Dadurch ge-
winnt man dann ohne große Mühe ein klares
und zuverlässiges Bild der kunstgeschichtlichen
Entwicklung. Es kommt deni Werte des Werkes
auch der Ilu,stand sehr zu statten, daß der Ver-
fasser nicht alltägliche Clichäs verwendet hat,
sondern sehr viele neue, die man sonst nicht so
leicht findet.

Der Inhalt dieses Bandes betcifft die wichtige
Epoche des Trecento, wo in Italien haupt-
sächlich die Lchule G i o t t o s eine bedeutsame
und maßgebende Atolle spielte, wo die Monumen-
talmnlerei herrliche Triumphe feierte, wo jener
liebliche Frühling sieuesischer, slorentinischer und
umbrischer Malerei emporsproßte, der sich an die
Rainen und die Werke eines Eimabue, Taddeo
Gatti, Giotto, Taddeo Gaddi, Duccio di Buo-
ninsegua, Simone Martini, Andren Orcagna

и. a. tnüpst.

> Venturi verteilt den Stoff des vorliegenden
Bandes auf acht Abschnitte. Der erste beschäftigt sich
usit der Tafelmalereides 13. Jahrhunderts. Gerade
gestatten die beigegebenen Illustrationen
eine,, sicheren Einblick in die Darstellung der
Kruzjstxusdarsteltungen, ihren Zusammenhang mit
denen per romanischen Kunslperiode und ihre '
Umbildung im 13. Jahrhundert; ebenso in die

Entwicklung der Madonnendarstellungen. — Der
zweite Teil handelt von der Fresko- Und Mosaik-
malerei und vom ersten Auftreten von Giotto,
dem dann der ganze dritte Teil gewidmet ist,
während der vierte den verschiedenen Spuren
seiner Schule nachgeht. Die sienesische, toska-
nische, umbrische und oberitalienische Malerei
sind Gegenstand des fünften bis siebten Teiles.
Das Ganze schließt mit den übrigen Zweigen
der Malerei des 14. Jahrhunderts: Miniaturen,
Webereien, Email, Glasmalerei und Keramik ab.

Man sieht, es ist ein reiches knnsthistorisches
Symposion vor uns aufgestellt. Das Haupt-
interesse dürfte indes doch der Malerei Gioltos
Und seiner Schule zufalle». Die große Bedeu-
tung Giottos für die Monumentalmalerei ist
gerade in unserem „Archiv für christliche Kunst"
schon frühzeitig ins richtige Licht gesetzt worden.
Für die weiteren Kreise der zünftigen Kunst-
historiker hat ihm Thode in seiner bekannten
Monographie sKünstler-Monographien, heraus-
gegeben von Knackfuß) die Tore geöffnet. Das
hing zusammen mit der Entdeckung einer Reihe
von Giotto Fresken in Santa Croce zu Florenz.
Als Material zur Kennzeichnung und Benrtei-
lung der Kunst Giottos standen nun seine Werke
in der Capella deck' Arena zu Padua, in Santa
Croce und besonders die Fresken in Assisi, den
Franziskuszyklus darstelleud. — Run war man
freilich über die Urheberschaft an den Fresken in
Assisi nicht einig. Croce und Cavalcajelle hatten
sie Giotto und Gaddo Gaddi zugeschrieben. Dob-
bert, Ziminermann, selbst Thode und Burlhardt
bezeichneten Giotto als Urheber. Berenson da-
gegen machte bereits einen Unterschied, insofern
er aus dem Franziskuszyklus nur die 19 Bilder
bis zur Stigmatisierung Giotto als Urheber
betrachtet, während er die übrigen dem Meister
der Nikolauskapelle der Unterkirche ansieht. —
Nun glaubt Venturi aus stilkritischen Gründen
vier Hauptmeister unterscheiden zu können, die
schon vor 1998 auszusetzen wären.

Doch bleibt die Eigenart und Größe der
giotlesken Monumentalkunst im ganzen davon
natürlich unberührt.

Was mir an Venturis Werk besonders an-
erkennenswert erscheint, sind drei Vorzüge, nämlich
die zuverlässige geschichtliche Orientierung, die
große Anzahl der Abbildungen und die meist
einläßliche Analyse der Bilder unter Beiziehung
einschlägiger literarischer Werke. Wissenschaftlich
steht das Werk durchaus auf der Höhe der
besten deutschen kunsthistorijchen Werke.
Tübingen. Prof. Or. L. B a u r.

Die römische Kapelle „Sancta>
Sanctorum“ unb ihr Schatz. Von
Hart mann Grisar, 8. J. Mil einer
Abhandlung von Ui. Dreger über die
figni irrten Seidenstoffe des Schatzes.
Mit 77 Textabbildungen und 7 zum Teil
farbigen Tafeln. Freibnrg (Herder)
1908. — (VIII und 156.) Preis 10 Ui.
T. G r i s a r, der mit Erlaubnis Papst Pius' X.
die archäologischen Schätze der Capella Sancta
Sanctorum im Lateran heben durfte, bietet- in
vorliegender Schrift dem Archäologen und Kunst-
Historiker die Ergebnisse seiner Forschungen, über
 
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