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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 7
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Naegele, Anton: Eine geistliche Apotheke in Bild und Wort, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0080

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Iseransgegeben und redigiert von Universitäts-Prosessor Or. L. Ba„r in Tübingen.
Eigentum des Rotteuburger Diözesan-Knnstvereius;

Konnnissions-Verlag und Druck der Aktien-Gcsellschcift „Deutsches Ooiksblatt" in Stuttgart.

Or. 7.

Jährlich 12 Nuuimern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Verlagshaudlung
Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr Di. 4.50.

I9O8.

Der Aufsatz „Die Kunst im Filstal" wird in
der nächsten Nummer fortgesetzt werden. D. Red.

Line geistliche Apotheke in Bild
und Wort.

Von Or. Anton Nägele-Riedlingen a. D.

Aus der „Privalgemäldegalerie eines
weiland Stadtvikars vou L." ein Origiual-
bild weiteren Kreisen von Kunst- und
Attertumsfreunden bekannt zu machen,
möchte fast als Wagnis erscheinen. Und
doch hat dieses Bild das Interesse von
Theologen und K u u st historike r n
und Künstlern in Nord und Süd seit
Jahren in hervorragendem Maße hervor-
gerufen. Eine eigenartige, ja einzig-
artige Weihe ruht ans dem Gemälde,
das, auf Vielsachen Wunsch reprodu-
ziert, auch hier einer kurzen Erklärung
und Würdigung unterzogen werden soll.
Die Weihe der Originalität und
Antiquität, der geheinniisvolle Hauch der
Mystik in seltenem Verein mit dem
Zauber christlicher Charitas wirken
hier zusammen, daß das Kleinod der
Mystik und Malerei des 17. Jahrhunderts
nicht länger ungekannt und ungewertet
bleiben zu dürfen scheint.

Wie ein so eigenartiges Kunstwerk in
die Hände eines damals gewiß nicht zum
Kunstmäzen berufenen und bemittelten
Kunstfreunds gelangt sein mag? — habent
sua fata libelli ! Merkwürdig ist das
Fatum, dem nicht nur die Bücher, auch
die Schöpfungen der Kunst oft unter-
worfen sind. Auch die U^eberliefe-
rungsgeschichte unseres Bildes ist eine
Leidensgeschichte, die jene vielgebrauchte
Sentenz aus deS alten Terentianus

i grammatischem Epos bestätigt. Wie ich
jenem unglücklichen, von manchem Künstler-
kiude geteilten Geschick den glücklichen
Besitz eines fraglos interessanten Knnst-
und Altertumsdeukmals vor Jahren zu
verdanken hatte, so hat dies mir wenigstens
seine Erhaltung und Netlung aus sicherem
Untergang und kunstgerechte Restauration
zu danken.

Im stillen Schwarzwaldtal der Kalt-
brnnn im badischen Amt Wolfach liegt
idyllisch das Klösterchen Wittichen.
Von Heinrich Hansjakob in seinen „Wald-
leuten und Erzburen" ist es in kurzen
Strichen geschildert und von Kurt Liebich
ebendort hübsch gezeichnet. Schon 1091
ist Wittichevillare in alten Urkunden er-
wähnt, später ist seine Geschichte aufs
engste verknüpft mit der Stiftung der
seligen Luitgard, die 1323 in der
Einöde des Waldgebirges trotz größter
Hindernisse ein Kloster gründete.') Klä-
rt s s i n n e n wurden die Schwestern des
111. Ordens 1376 und blieben es bis
&ux Aufhebung des Klosters. Papst
Johann XXII. (1316—1334) beschenkte
die 1329 eingeweihte Kirche mit einem
vollkommenen Ablaß. Nur wenige Häuser
schließen sich heute noch an den altehr-
würdigen Klosterban an, außer Schul-
haus und Gasthaus umgaben Kloster-
bauten die Kirche im Doppelviereck. Eine
alte Kupferplatte» die dort noch aufbewahrt
wird als eines der wenigen ehemaligen
Klosterinventarstücke, zeigt noch den alten

-) Vgl. L. Baur, Verbreitung der Bettelorden
iu der Diözese Konstanz: im „Freiburger Div-
zesanarchiv" 28 (1600) S. 54; Moue, Quellen-
sainnilung der badischen Geschichte III, 438 ff.
 
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