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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 8
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Schön, Theodor von: Die Kapelle (jetzige Pfarrkirche) zur schönen Maria auf dem Hohenrechberg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0097

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85

oberen Fläche des Berges gehalten
wurden."

In dem 1275 verfaßten über deci-
mationis cleri' Constanciensis pro papa
(„Freiburger Diözesanarchiv" I, 1865,
1—304) kommt die Kapelle auf dem
Rechberg nicht vor. Es dürfte daher
die Kapelle, die später als das am Ende
des 13. oder Anfang des 14. Jahrhun-
derts geschnitzte Gnadenbild entstanden
sein muß, erst im 14. oder l5. Jahr-
hundert gebaut worden sein. Die erste
sicher beglaubigte Nachricht vorn Vor-
handensein der Kapelle fällt in das
15. Jahrhundert. Am 29. September
1424 kaufte die Kirche und Kapelle unser
lieben Frauen zu Rechberg zwei Güter
um 350 Gulden und andere um 1434
Gülden?) Im Jahre 1482 stellte dann
Siegfried v. H o l z „den Hailligenpflegern
zu unser Frauen uff bem Berg zu Rech-
berg" einen Schuldschein aus mib setzte
ein ©title zu Donzdorf zum Unterpfand
ein?) Diese alte Kirche „zu Rechberg uff
dem Berg" stand noch, allerdings ver-
lassen, zu Zeiten Oswald Gabelkovers
(ff 31. Dezember 1616), welcher in
seinen genealogischen Collectaneen im
Kgl. geh. Haus- und Staatsarchiv sagt:
„in der alten Kirchen sind die Wapen au
den Senlen gemaldt, ad dextram 1. Rech-
berg, Helffenstein, Hohenlohe, ad sinistvam
1. Rechberg, 2. Beringen, Kilchberg."

. Diese Wappen hat Heinrich v. Rech-
berg zu Hohenrechberg (ch anfangs 1438)
malen lassen. Denn seine Gattin war
Gräfin Agnes v. Helfenstein, seine Mutter
Gräfin Sophia v. Beringen (vermählt
mit dem 8. September 1403 gestorbenen
Wilhelm v. Rechberg), seine Groß-
mutter Agnes v. H o h e n l o h e - B r a u n e ck
(Gattin Albrechts v. Rechberg, des
Schilcher), seine Urgroßmutter Gräfin
Anna v. Kilchberg (Gattin Albrechts
v. Rechberg, der am 20. März eines
unbekannten Jahres vor 1328 starb).
Da Heinrich v. Rechberg seine Ahnen-
ivappen an den Säulen dieser allen Kirche
anbrachte, dürfte er deren Erbauer ge-
wesen sein und somit der Bau in den

*) Oberamtsbeschreibung Gmünd, S. 411,
Schwab. Albbl. 1803, 7.

2) Gräfl. Rechberg. Archiv i» Donzdorf, Kasten
VIII, Fach II, Nr.

Anfang des 15. Jahrhunderts fallen.
Es war jedenfalls ein einfacher Ban,
aber wohl vielleicht schon ein steinerner,
da um jene Zeit in Schwaben die höl-
zernen Kirchen steinernen Platz gemacht
halten. Allerdings spricht die Ueber-
lieferung immer von einer hölzernen
Kapelle. Doch schon bald genügte der Ban
nicht mehr.

Dekan Debler fährt nämlich in
seiner Chronik fort: „Im Jahre 1488
bauete der edle Ritter Ulrich v. Hohen-
rechberg eine neue, steinerne Kapelle
statt einer hölzernen und ließe das Gnaden-
bild darein setzen, und im Jahr 1496
gab er auch 130 Gulden her, danrit ein
ewiges Licht hievon in der Kapelle an-
geschafft werde. Ec stiftete auch in seinem
Testament 1000 Gulden zu einer ewigen
Messe, welche Stifinng aber nach seinem
Tode (9. September 1496) ails Mangel
der Barschaft nicht konnte erfüllt werden.
Wolfgang, sein Sohn, der diese Stiftung
hätte befolgen sollen, ließe in seinem Testa-
ment (er starb 27. Juni 1540) diese
Aenßernng von sich, daß er bißhero außer
Stand gewesen (sei), sich selber von
Schulden zu entledigen. Dessen ungeachtet
litte die Wallfart niemalen Mangel an
Priestern, denn es ist sehr zu vermnlhen,
daß Rechberg schon in den ällesten Zeiten
einen eigenen Pfarrer und Priester ge-
habt habe, so aber vielleicht durch Ver-
wüstung jener Gegende anfhörtenZ) wie
es selber noch mit der Pfarr Grunwelden
ergieng. Die Bermuthung gründet sich
auf das alte Brüderschaftsbuch zn Weissen-
stein, welches bis ans das 13. Jahrhun-
dert hinreicht. In diesem kommen unter
andern Verstorbenen ein Pfarrer und ein
Dechant zu Rechberg vor. Zudeme hatte
jeder Zeit eine jeweilige gnädige Herr-
schaft auf dem Hohenrechberg ihren eigenen
i Priester in dem Schloß mit einem con-
secrirteu Altar in der Schloßkapelle, ivelche
nunmehro eiugegangen ist, und solle da-
mals diese Kapelle unter das Bistum
Augsburg gehört haben. Run hat aber
das daselbstige Schloß zweifelsohne die
Pflicht der Unterhallung gehabt, die sich

0 DaS wird wohl eher geschehen sein unter
Ulrich v. Rechberg (4 anfangs 1885), der ein
eifriger Lutheraner war.
 
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