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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 10
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Rohr, Ignaz: Die Fischpredigt des hl. Antonius von Padua: ein Wandgemälde von M. Feuerstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0111

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98

beauftragt. Das neue Werk rechnen
kundige Beurteiler i»i künstlerischen
Freundeskreise deS Meisters gu seinen
allerbesten, und noch ehe es das Atelier
verließ, wurde ihm die Ehre der Be-
sichtigung durch den Prinzregenten von
Bayern zu teil. Die Aufgabe war oes-
halb schwierig, weil das Gemälde in ein
freies Feld zwischen bereits vorhandenen
Bildern hineinkam. War die Konkurrenz
derselben auch nicht zu fürchten, so galt
es doch, den neuen Wandschmuck mit
seiner Umgebung wenigstens einigermaßen
in Einklang zu bringen. Das war aber
deshalb nicht leicht, weil seine Ge-
nossen von der modernen Luftperspektive
noch nichts wissen und weil bei der Fisch-
predigt, so wie sie hier dargestellt wird,
der eigentümliche Dunst und Duft der
Seeluft, der alles umwebt und mit der
steigenden Entfernung in immer feinere
und doch zugleich dichtere Schleier hüllt,
Gelegenheit gab, das ganze Raffinement
modernster Technik auszubielen. Eine
weitere Schwierigkeit bot die Hauptperson
des Gemäldes selbst. Wer die Ueber-
tragung der Dornenkrone durch den
hl. Luowig nach Paris, gleichfalls ein
Gemälde von Feuerstein, kennt, der weiß,
wie farbenreich er bei aller Harmonie
doch seine Bilder zu gestalten versteht.
Nun war aber die große Gefahr, daß die
Hauptfigur im schlichten, graubraunen
Ordenskleid von den farbenfrohen Ge-
wändern des Geschlechtes der Früh-
renaissance vollständig verdrängt oder
doch in den Schatten gestellt würde. Auch
war diese Hauptperson in verhältnis-
mäßig ruhiger Pose, nicht in einer ihre
besondere Bedeutung von selber be-
tonenden kräftigen Aktion darzustellen.
Der Klippen waren also verschiedene.
Ilnd doch ist dem Werke nicht zu viel
Ehre angetan, wenn es von den Freunden
Feuersteins zu seinen trefflichsten gezählt
wird. In der Tat bedeutet es eine glück-
liche Lösung der gestellten Aufgabe.

Im Hintergrund liegt, fast grau in
grau gehalten, eine Stadt; über ihr eine
dnnstgeschwängerte Atmosphäre, die nur
an wenigen Stellen das Blau des Him-
mels dnrchschimmeni läßt, also grelle
Farbentöne, selbst wenn solche vorhanden
wären, abstumpfen würde. Dem Vorder-

grnnde etwas näher gewahrt man einige
Segelschiffe, das eine in der Naturfarbe
des Holzes, ein anderes (das vorderste)
grünlich gehalten, die Segel fast durch-
weg in neutralen Tönen, mehr belebt
durch Licht und Schatten als durch
eigentliche Farbengegensätze. Nur bei
einem spielt oben ein freundliches Rot-
braun, beim andern bringt der dunkle
Untergrund des Wappens etwas Ab-
wechslung. Auch das Wasser bietet bei
aller Bewegung des Wellenspieles doch
keine grellen Töne. Schon das Fehlen
des klaren Sonnenscheins schließt die-
selben aus. So ist der ganze Hinter-
grund so neutral und ruhig als möglich
gehalten, fordert also keine vollen kolo-
ristischen Noten für den Vordergrund.
Und doch herrscht keine Monotonie, eben
iveil durch die vermittelnden und aus-
gleichenden Dunstschleier die Grundfarben
der Gegenstände doch mehr oder weniger
dnrchschimmern. Aber durch jenen neu-
tralen Hintergrund war die Möglichkeit
garantiert, die Hauptfigur trotz der un-
scheinbaren und eintönigen Farbe des
Habits klar und bestimmt heranszuheben.

Ein anderes Mittel zum selben Zweck
ist die Stellung, die der Künstler dem
wunderbaren Prediger angewiesen hat.
Derselbe steht nicht mitten drin in der
lauschende» Menge, sondern ans einem
Felsstück, das ins Wasser hineinragt, ist
also durch diesen Zwischenraum von den
Hörern abgesondert und ihnen gegenüber
hervorgehoben.

Ebenso mußte die Beleuchtung und das
Kolorit dazu dienen, den hl. Antonius
zu markieren. Von oben rechts zieht
sich über die Mitte hin, nach unten links
sich erbreiternd ein heller Lichtstreifen.
Selbstverständlich spiegelt er sich auf dem
Wasser viel heller als ans dem . Lande,
und in diesen lichten Wasserspiegel hinein
ragt nun die Hauptfigur und hebt sich
hier umso schärfer ab. Außerdem ist
die Gewandung der nächsten Gestalten
neben der des hl. Antonius hell, die der
Jungfrau blaßlila, der Leibrock des in
die Kniee gesunkenen Jünglings silber-
grau, mit Stickereien in Gold und
Dunkelbraun, die Beinkleider hell und
dunkel gestreift. Auch das Blond der
Haare und der helle Teint der Jungfrau
 
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