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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 10
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Schön, Theodor von: Die Kapelle (jetzige Pfarrkirche) zur schönen Maria auf dem Hohenrechberg, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0120

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107

Sohn Aloysius Klemens ('s 1732).
Dieser stiftete 1726 mit seinen Vettern
Gaudenz zu Weißenstein (f 1735) sowie
den Gebrüdern Freiherrn Franz Xaver
Leo (P 1767) und Joh. Bero Ernst
v. Nechberg zu Donzdorf (P 1715) ein
Wallfahrtsbenefizinm, zur schönen Maria
genannt, auf Hohenrechberg?) Die Ver-
handlungen über die Stiftung dieser
Kaplanei dauerten von 1764—1772, da
das Kapitel Ellwangen 1764 Widerspruch
erhoben batte wegen Errichtung einer
eigenen Pfarrei und Trennung von Wald-
stetten (Katholisches Kirchcnratsarchiv in
Stuttgart Nr. 244, 501). Schon 1748
bis 1750 sind übrigens Akten vorhanden
betreffend die Obligation weiland des
resignierten Pfarrers Kögel von Hohen-
rechberg (Gräsl. Archiv in Donzdorf). Da
die Kapelle mit den zwei am Fuße des
Berges liegenden Weilern nach Wald-
stetten, eine Stunde entfernt, eingepfarrt
war und der christliche sowie der Schul-
unterricht vernachlässigt wurde, so bewerk-
stelligte Freiherr Max v. Nechberg (seit
1790 Graf, ch 19. März 1819) die Ab-
sonderung von Waldstetten und Errichtung
einer eigenen Pfarrei oder richtiger, wie
sich St. I. Rehe r im Etat. Katalog S. 140
ansdrückt, einer Pfarrkaplanei, welche am
18. Juni 1767 geschah?)

(Schluß folgt.)

Literatur.

William Holm an Hunt von O. von
Schleinitz. 9Jiit 141 Abbildungen.
(Künstlermonographien von H. Knackfuß
H8.) Bielefeld und Leipzig (VelHagen und
Klasing) 1907. 148 S. Preis 4 M.

Seit einigen Jahren lann inan beobachten,
wie gewissermaßen als Reaktion gegen die neueste
Entivicllung der Malerei mit ihrer einseitigen
Betonung der Farben- und Lichtprobleine das
Interesse sich wieder mehr solchen Nichtunge»
und Schulen des 19. Jahrhunderts zuwendet,
welche in ihren Werken vor allein den Inhalt
betonen. Es sind dies besonders die Roinan-
tiker und Nazarener in Deutschland und die mit
letzteren unverkennbar verwandten Präraffaeliten
in England. Bon diesen sind in den bekannten
Knackfußschen Künstlernivnographicn Rossctti und
Burne-Jones bereits früher behandelt worden,
und ihnen reiht sich nun auch W. Holinaii Hunt

0 Ebendas. Nr. 71.

0 Schwab. Taschenbuch 1820, 113; Oberamts-
beschreibung Gmünd, S. 405, 411.

an, eine der interessantesteil Gestalteil aus der
neuereil Kunstgeschichte. Nicht befriedigt von der
damals herrschenden Richtung in der Malerei
gründete er 1818 zusammen mit seinen Freunden
Millais und Rossetti die „Präraffaelitische Bruder-
schaft". Wie schon dieser Raine sagt, wollten
diese Künstler sich den Meistern des Quattro-
cento als ihren Borbildern anschließen und von
diesen vor allem die sorgfältige Nnturbeobachtung
und treue Wiedergabe der Einzelheiten, aber
auch die Innigkeit des Gesichtsausdrucks lernen.
Endlich sollte bei ihnen wie bei den Meistern des
15. Jahrhunderts die religiöse Malerei an die
erste Stelle treten. Diesem Programm ist freilich
nur einer aus diesem Bunde, der sich anch bald
auslöste, treu geblieben, nämlich eben Hunt,
während sich die übrigen Mitglieder bald andere
Aufgaben stellten. So haben vor allem Rossetti
und sein Schüler Burne-Jones sich von der
Bibel inehr und mehr ab- und sich allerhand
literarischen und poetischen Quellen zugewandt
und in deren Dienst jene bekannten überzarten,
melancholischen Frnuengestalten geschaffen, an die
wir beim Worte „Präraffaelismus" zuerst denken,
die aber mit den ursprünglichen Zielen dieser
Bewegung gar nichts zu Inn haben. Hunt da-
gegen ist entsprechend seiner gläubig - frommen
Gesinnung der religiösen Malerei stets treu ge-
blieben; „die größte aller Geschichten, die des
Heilandes", zu malen betrachtete er als seine
Lebensaufgabe, und was er uns in seinen Ge-
mälden gibt, ist sein Glaubensbekenntnis. Sein
vielfach ausgesprochenes Ziel bei allen seinen
Werken war zu erbauen und andere im Glauben
an Christus zu stärken. Unverkennbar offenbart
diese Tendenz gleich sein erstes und berühintestes
Hauptwerk, sei» „Licht der Welt": es zeigt die
hohepriesterliche Gestalt des Heilandes, der in
stiller Nacht mit der Laterne in der Hand an
die Häuser der Menschen pocht, um Seelen zu
suchen. Um aber Christuni den Menschen wieder
naher zu bringen, muß man, so sagt er selbst,
die heilige Geschichte so malen, „wie sie sich
wirklich zugetragen hat: demütig, in lokaler Wahr-
heit, menschlich und nicht so wie bisher prunk-
voll und idealisiert, wie die Tradition der Re-
naissance sie verwandelt und überliefert hatte.
Um dieses Vorhaben wahrhaft erfüllen zu können,
muß man an Ort und Stelle studieren." Und
der Maler Hunt wird zum Pilger und reist ins
hl. Land, und zwar im ganzen nicht weniger als
viermal, und hält sich dort jedesmal einige Jahre
auf, um mit Pinsel und Palette den Spuren des
Heilandes zu folgen. So vollendet er in Jeru-
salem, Bethlehem und Nazareth unter der glühen-
den Sonne des Orients, unter den größten peku-
niäre» Opfern und Schwierigkeiten seine Haupt-
werke, die ihn bei ihrer detaillierten Ausführung
je einige Jahre in Anspruch nehme»: seine „Au>-
findnng Christi im Tempel", den „Schatten des
Todes" — der Schatten Jesu, der als Jüngling
in der Werkftätte zu Nazareth von der Arbeit
ermüdet seine Arme ausstreckt, formt sich an der
gegenüberliegenden Wand zum Bilde eines Ge-
kreuzigten, zum Entsetzen seiner Mutter - , und
der „Triumph der Unschuldigen", die in sinniger
Weise als vertlärte Engelein die hl. Familie auf
der Flucht »ach Aegypten begleiten. Um vollends
 
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