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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 11
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Schön, Theodor von: Die Kapelle (jetzige Pfarrkirche) zur schönen Maria auf dem Hohenrechberg, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0128

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115

mundungen zu achten, die sie sich auf den
umherliegenden, spitzige» Steinen zuzogen.
Ost macht der Schnee den Berg unzu-
gänglich, daß die Pfarrgemeinde die Gottes-
dienste lang nicht besuchen kann. Oft
streifen die Gewitter aus dem Berge und
dann sieht man — wenn es nemlich
Nacht ist — vom Thal herauf die Spitze
des Kirchthurms und die Kreuze auf den
Gräbern glänzen wie kleine Lichtchen.
Sehr oft hat der Blitz schon auf der
Kirche und in dem Schlosse eingeschlagen,
noch nie aber auf der Pfarr-
wohnung. Wirklich spricht man sehr
ernstlich davon, daß die sämmtlichen Ge-
bäude mit Gewitterableitern versehen wer-
den sollen. Wenigstens sucht es der sehr
einsichtsvolle und rechtschaffene Geistliche,
der diese Höhe bewohnt (Pfarrer Gaupp),
mit allen Kräften zu betreiben."

Dedler beschließt seine Nachrichten
über die Kapelle mit folgendem: „Am
8. September 1791 ward auf dem Hohen-
rechberg ein Jubeljahr durch acht Tage
lang mit einem täglich vollkommenen
Ablaß angestellet, als die Kirche daselbst
schon wirklich über die 100 Jahre, näm-
lich von 1686, stand. Zn dieser geist-
lichen Jubelfeper wurden 32 umligende
Pfarrer, damit sie mit ihren Kreutzern
(= Wallfahrern) dahin kommen sollten,
eingeladen. Ich hielte die erste Ehren-
predigt, Herr Dechant Gulde zu Otten-
bach die zweite, Herr Dechant Ziegler
zu Lautern die dritte und Herr Pfarrer
D a n g e l m a y r zu Wißgoldingen die
vierte, und der Herr Pfarrer Grupp
auf de», Nechberg hatte an dem achten
Tage die letzte und machte den Beschluß.
Es mar alle Tage ein musizirtes Lobamt
und Prozession, wovon Herr Senior und
Canonicns Herzer von hier (Gmünd)
das erste gehalten (hal>. Ich habe seil
der Kayserwahl Franz I. nie mehrere
Leute beisammen gesehen, als eben dazu-
mal, und ich glaube nicht, daß die Berg-
rücken, so lang der Nechberg stehet, je-
mals mehrere Leute getragen (haben), als
an dem ersten Tag obbesagter Jubel-
feier."

Nachdem im Jahre 1805 Hohenrechberg
in Württemberg einverleibt worden mar,
wurden schon im Jahre 1806 die Hilfe-
priester an den Fastenfeiertagen zu Hohen-

rechberg vermindert?) Dagegen machte
im Jahre 1807 Graf Maximilian von
Rechberg, um die Pfarrei Hohenrech-
berg anfznbessern, der Wallfahrt auf den
St. Bernhardsberg ein Ende, ließ die
St. Bernhardskapelle auf demselben ab-
brechen. Das steinerne Standbild des
hl. Bernhard wurde auf Hohenrechberg
gebracht, wo es jetzt in der Kirche am
ersten Nebenaltar steht. Die beiden
Pfründen auf dem St. Bernhardsberg
ließ man eingehe»?)

Bon 1812 datiert ein Dekret deS
Kgl. katholischen geistlichen Rats zu Stutt-
gart betreffend die Aufhebung der Kapelle
auf dem Bernhardsberg auf dem Aalbuch
sowie die Kombination ihres auf 5443
Gulden 7 Kreuzer 4 Heller angegebenen
Fonds mit der Kirchenpflege zu Hohen-
rechberg?) Im Jahre 1820 stanv auf
der höchsten Spitze des Rechbergs die
Pfarrkirche nebst dem Pfarr- und Mesner-
haus und einem kleinen Hause eines
Wächters und befand sich dort auch der
Begräbnisplatz der Pfarrgemeinde, der
Garten des Pfarrers, eine große Wiese,
Krautland und ein Acker, welchen der
Mesner benützte?) Gustav Schmal?)
ermähnt im Jahre 1823 die „weithin
sichtbare, schmucke und moderne Kirche
mit einer sehr frequenten Wallfahrt zur
schönen Maria".

Am 10. Oktober 1823 wurde die Kirche
zu Hohenrechberg Lu einer selbständigen
Pfarrei Hohenrechberg ad Beatam Vir-
ginem Mariam Thaumaturgam er-
hoben. Im Jahre 1827 sagt ein Be-
sucher : „da Ver Blitz schon mehreremal
in diese Kirche schlug, wäre es ein wahres
Bedürfnis, daß sowohl die Kirche als
auch das Pfarrhaus mit Blitzableitern
versehen werden möchten. Zwar sind
von mehreren Besuchern des Rechbergs
zu diesem Zweck Beiträge eingegangen,
welche aber freilich noch nicht dazu hin-
reichend l'titb."6) Allein 1832 heißt es

*) Greift. Nechberg. Archiv in Donzdorf, Kasten
XVI, Fach XV, Nr. 194.

-') Grimm, Gmünd, S. 451.

3) Graft. Nechberg. Archiv in Donzdorf, Kasten
XVI, Fach XV, Nr. 208.

4) Schwab. Taschenbuch 1820, S. 140.

6) Die Neckarseite der schwäb. Alb, S. 229.

Eppte, Der Nechberg im Oberamt Gmünd,

! 1827.
 
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