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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 12
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Naegele, Anton: Eine geistliche Apotheke in Bild und Wort, [6]
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Baur, Ludwig: Eine neue Weihnachtskrippe
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0137

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gefunden zu haben, so hat sich doch jahre-
langer liebevoller Beschäftigung mit Bild
und Wort der ungefüge Stollen mit
manch edlem Metall, auch Alchimisten-
gold, aus seinen Tiefe» erschlossen, gleich
dein jetzt fast versnllenen Erzstollen im
Wiltichen nahen Schwarzwaldtal.

Als letztes Denkmal der Literatur und
Knust des allehrwürdigen Klarissiunen-
klosters, als ein der Zeistörung und
Vergessenheit entrissenes Vermächtnis der
letzten im Schatten der Klosterruinen
verschiedenen Töchter der seligen Luitgard
von Witlichen knüpft die Klosterapotheke
zugleich ein seltenes liebes Band zwischen
Vergangenheit und Gegenwart: „Was
die Ordensfrauen im stillen Klösterlein
zu Wiltichen gelitten und gestritleu, was
sie gebetet und gesungen, was sie mensch-
licher Schwäche als Tribut gezahlt, was
sie Großes und Gutes gewirkt zum Heil
für Leib und Seele, zum Heil vieler
anderer und ihrer eigenen Seelen, ist
auf wenig irdischen Blättern eingetragen
und im Wechsel und Wandel der Jahr-
hunderte der Blüte und des Niedergangs
vergessen. Doch nicht ganz vergessen
bleibt's, solange die Klosterruinen in dem
fernen Schwarzwaldtal stehen, die Kloster-
apolheke von Wiltichen von der stillen
Stätte heilkundigen Wallens zum Wohl
für Leib und Seele erzählt, und des
Dichters Worte gellen, die voui nahen
Seebach Friedrich Ernst ge>ungen, Schluß-
worte, die schon einmal eine Beschreibung
des kostbaren Schatzes von derselben Hand
schmücken durften:

Von des Lebens lauter Straße
Lag geschieden
Hier im Frieden
Eine heilige Oase.

Stille Wohnung frommer Nonnen
Stand im Schirme
Heil'ger Türme

An des Tales klarem Bronnen.

Bei des Glöckleins hellem Klange
Sie erschienen,

Gott zu dienen

Mit Gebet und mit Gesänge.

Der Zeistörung längst zum Raube
Ward die Halle,

Und sie alle

Sind vermählet auch bem Staube.

Und der Eppich aut Gemäuer
Grünt noch immer,

Aber nimmer

Schlägt ihr Herz im Todesschleier.
Nur in sanften Maienlüften
Wehen linde
Noch als Winde

Seufzer aus den moos'geu Grüften.
Und int Gipfel alter Bäume
Flüstert leise
Noch die Weise

Ihres Lieds und ihrer Träume."

Line neue Weihnachtskrippe.

Besprochen von Professor Dr. 8. Baue,
Tübingen.

Im vorigen Jahrgang haben wir uns
über die Weihnachtskrippe in der Kirche
und über grundsätzliche allgemeine Ge-
sichtspunkte für das Entwerfen und An-
schaffen solcher des näheren ausgesprochen.
(S. „Archiv" XXV (1907) S. 109 sf.
und 125 ff.) Wir können auf die dort
gegebenen Ausführungen und Begrüu-
dungen verweisen, wenn wir im fol-
genden unseren Lesern in Kürze von der
Aufstellung einer neuen Weihnachtskrippe
berichten. Sie stammt aus dem Ateiier
des Meisters Leins in Horb und wurde
für die prächtige neue Kirche zu Salach,
OA. Geislingen, bestellt als ein weiteres
rühmliches Zeugnis für die Opferwillig-
keit der dortigen katholischen Gemeinde
und ihres Seelsorgers, der den Eifer für
die Seelen mit dem Eifer für Gottes
Haus so schön zu verbinden ivußte.

Wir haben bei unseren Ausführungen
zwei Klassen von Weihnachtskrippen unter-
schieden, eine strengere, mehr typisierende
oder mindestens auf das Allerwesentlichste
beschränkte, die ohne alles epische oder
lyrische oder dramatische Beiwerk einfach
die Weihnachtsszene für sich gibt und die
Theologie der Krippe den Beschauern nahe
zu bringen sucht. Es ist klar, daß bei
dieser Art eine Aubetungsszene daraus
werden muß. — Daneben hat aber auch
eine mehr freie Darstellung Platz, bei der
die Poesie der Krippe stärker betont wird,
die die Weihnachlsszeue mehr als konkreten
historischen Vorgang wiedergibt, aber es
keineswegs ausschließt, daß auch allerlei
poetisches, lyrisches, ja selbst aenrehaftes
Beiwerk sich dazu gesellt — wenn nur
 
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