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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 12
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Baur, Ludwig: Eine neue Weihnachtskrippe
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Reiter, Joseph: Denkwürdiges aus alten und neuen Kirchen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0139

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126

hoher Schönheit. Als einen Vorzug möchte
ich es bezeichnen, daß auf der Salacher
Krippe der Verkündigungsengel kräftiger
hervortritt, als auf den beiden anderen.

Wenn wir das Ganze als solches be-
trachten, so kann man es als ein Stück
bezeichnen, das den Meister ehrt und
seinen Zweck, vor allem den Kindern das
beglückende Ereignis des Weihnachtstages
recht anschaulich und tief in die Seele
einzuprägen, gar wohl erfüllen wird. Der
Herstellungspreis ist ein durchaus mäßiger
zu nennen.

Denkwürdiges aus alten und neuen
Rirchen.

Von Dekan Reite r.

Die jetzt protestantische Kirche Jung
St, Peter in Straßburg, 1320 vollendet
und in jüngster Zeit von Oberbaurat
Schäfer (Karlsruhe) im farbenfrohen Stil
des späteren Mittelalters renoviert, ist
eines der interessantesten Baudenkmale
und verdient eS wohl, daß man sie be-
suche und studiere. Was weiß uns nicht
allein das Erminportal zu erzählen?
Und der Lettner im Innern, und die
Wandgemälde, und die plastischen Bilder,
und die ganze bauliche Anlage — wie
sehr nehmen sie das Interesse des Kunst-
freundes in Anspruch ! Doch alte Sehens-
würdigkeiten und Sonderheiten der Kirche
beiseite, unser Gruß (salve sancta facies)
gilt dem Reliefbilde an der Südseite des
Choc es, daS dortige Veronikabild zwischen
Petrus und Paulus ist Gegenstand unserer
Aufmerksamkeit, Zunächst wollen mir kon-
statieren, daß auch sonst Petrus und
Paulus öfters in Verbindung mit dem
Veronikabild erscheinen. In Dem Buche
von Karl Pearson „Die Fronika" habe
ich in dem Verzeichnis der mit Veronika
verbundenen Christusbilder in chrono-
logischer Reihenfolge unter den 173 Num-
mern 16 verzeichnet gefunden, bei welchen
Beziehungen zum Veronikabild vorhanden
sind: bei elf halteil Petrus unb Paulus
das Schweißtuch selbst, bei vier steht
Veronika zwischen Petrus und Paulus,
und bei einem ist Petrus neben Veronika
allein. Eine Eigentümlichkeit des Straß-
burger Reliefs ist die unten angebrachte
Legende: „Siehe, ich bin bei (Sud) alle

Tage bis an das Ende der Welt."
Und nun die Frage: Wie ist dieses

Bild in Jung St. Peter (und ander-
wärts ?) zu beurteilen? Ich möchte an-
nehmen, daß dasselbe als memoria
passionis ein besonderes Symbol der
Gegenwart Christi im heiligen Altars-
sakrament sei, und diese Annahme könnte
ihre Bestätigung finden in der Tatsache,
daß Petrus und Paulus sehr oft auf den
Monstranzen und an den Tabernakeln
angebracht erscheinen. Freilich erheben
sich dann die weiteren Fragen, ob Petrus
und Paulits zuerst auf den Veronika-
bildern oder zuerst auf beit Monstranzen
und Tabernakeln auftauchen, welches die
Geschichte der Veroniken auf den Mon-
stranzen sei (in Bergheim bei Markvorf-
Baden soll eine allerdings erst 1693 an-
gefertigte Monstranz mit einem Vervnika-
bild sein), und welche Bedeutung die
Apostelfürsten an den Tabernakeln unb
Monstranzen überhaupt haben. Sollen
sie dort wirklich charakterisiert sein als die
zwei Olivenbäume, welche am Bache der
Gnade stehen, oder als die beiden Ein-
gangstüren zur Gemeinschaft mit Christas
im diesseitigen und jenseitigen Leben?

Mone konliut in seinen Schriften
einigemal auf das Veronikabild zn sprechen
und äußert sich in feinem Büchlein: „Die
bildenden Künste am Bruhrain und im
Kraichgan" über die Verbindung der
Apostelfürsten mit dem Veronikabilde also :
„Die Verbindung des Schweißtuchbildes
Christi mit den beiden Apostelfürsten be-
zieht sich: entweder 1. auf die päpst-
lichen Ablässe für die Andächtigen zum
Veronikabild (seil dem 13. Jahrhundert);
oder 2. auf den Aufbewahrungsort des
genannten Bildes in der St. Peters- und
St. Panlskirche zil Rom ; oder 3. darauf,
daß an dem Eingänge in die Beichtkapellen
die Bildnisse des hl. Petrus (Gewalt,
die Sünden zu vergeben), des hl. Paulus
(als Lehrer über das Bußsakrament)
unb des blutigen Hauptes Christi (um
Reue zu erwecken) angebracht waren;
oder 4. diese Darstellung ist die bildliche
Erklärung einer Zeremonie der heiligen
Messe, und zwar der Stelle im Kanon
missae — infra actionem — com-
municantes, welche nach dem Mifsale
Romanum lautet: Domini nostri Jesu
 
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