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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 26.1908

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Nr. 12
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Reiter, Joseph: Denkwürdiges aus alten und neuen Kirchen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15941#0140

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127

Christi — Petri et Pauli. Das Ver-
ständnis des letzten Satzes erleichtern zwei
alte Büchlein, nämlich das Vade mecum
— missale itinerantium —, Nürnberg
1507, nnd die Erklärung der Meßzere-
monien, Mainz 1647. In deni ersten
Buche ist am Rande ein Holzschnitt, das
Veronikatnch darstellend, angebracht, und
zwar bei der Stelle: Domine Jesu
Christe, fili Dei, welche infra actionem
im Gebete communicantes (?) vorkommt.
Bei der Erklärung der Meßzeremonien
von 1647 wird gesagt, daß das Halten
der beiden Hände über den Kelch nnd
die Hostie bei den Worten: haue igitur
bedeuten soll, daß Veronika Christus das
Schweißluch gereicht habe."

Wenn das Conopeum in der Kirche
zu Porza bei Lugano eine reiche Fülle
von Veronikabildern zeigt, so kann man
hierin recht wohl eine Anspielung aus das
heilige Altarssakrament erblicken, daneben
ist aber doch zu beachten, daß man im
Mittelalter kirchliche Gewänder überhaupt
gerne mit Veroniken schmückte, wie ja
auch die singenden Engel auf dem Genter
Altar (van Eyck) reichgestickte Gewänder
tragen, deren Randverzierung aus Vero-
nikabildern besteht.

Zu der St. Peter- und Paulskirche in
Rosheim im Elsaß (Linie Rosheim —
Otlrott — St. Nabor), bereit Erbauung
wohl in die Hohcnstaufenzeil znrückzn-
führen ist! Diese Kirche ist eine kreuz-
förmig geivölble Basilika mit einem
Vierungsturm. Außer dem Hanptchor
hat nur noch das nördliche Schiff eine
Apsis. Das Innere wirkt düster und
schwer, während das Aeußere einen freund-
lichen und festlichen Eindruck macht (wert-
volle Portale, antikisierender Giebel, selt-
same Figuren, als Mittelakroterium ein
Adler im Neste).

Auf der nordöstlichen Seite der Kirche
eine kleine zugemanerte Türe, welche
kaum beachtet wird, aber, wenn beachtet,
die Frage weckt, ob man es hier nicht
mit einer sogenannten porta clausa zu
tun habe. Die früher gemachten Vor-
behalte („Archiv für christliche Kunst",
Jahrgang 1904, Heft 5 und 6) mögen
auch hier gellen, aber erfreulich wäre es
doch, wenn die Basilika zu Rosheim wert-
volles Material bieten würde zur Ehre

der hohen Frau, welche an einem alten
Tortnrm der Stadt im Bilde erscheint,
mit einer Hand einen Wappenschild hal-
tend , den eine Rose schmückt (Anspie-
lung auf den Namen Nosheim, 778 Ro-
dashaim).

Noch eine A n d e n t n n g! .

In der Thomaskirche zu Straßbnrg
befinden sich viele interessante Grabdenk-
male, so das berühmte in weißem Mar-
mor nusgeführte Grabmal des Mar-
schalls Moritz von Sachsen (ff 30. Nov.
1750), das Monument des Obersten
Friedrich Ludwig Chanofsky von Langen-
dorf (ff 24. Nov. 1645), welchem der
schwedische Kanzler Oxenstierna am 28. April
1633 das Torf Baisingen samt allen
Rechten und Zubehörnngen geschenkt halte
ii. s. w. Als weitere Denkwürdigkeit
wird mm in einer älteren Beschreibung
auch eine sehr kunstvoll gefertigte Türe
aufgeführt, welche aus dem 13. Jahr-
hundert stammen soll und von welcher eS
heißt: „Dieses ist die Türe des geheimen
Gemaches." Wie hat man diese Notiz
zu verstehen? Doch wohl nicht im ge-
wöhnlichen Sinne?

Einige Denkwürdigkeiten aus
unfern Gotteshäusern! Neulich be-
sichtigte ich eine Kirche und sah an der
Decke des Schiffes das Bild Mariä
Krönung, in einer anderen Kirche, nicht
gar weit davon, grüßt vom Plafond des
Schiffes ein großes Rnndgemälde, welches
die Verherrlichung des Lammes Gottes
im Himmel nach der Offenbarung des
hl. Johannes zum Gegenstände hat. Wieder
ein andermal erblickt man an der Decke
deS Chores bildliche Darstellungen aus
dem Leben eines Heiligen (z. B. Sk. Martin
zu Roß, wie er feinen Mantel teilt), oder
ans dem Leben unseres göttlichen Hei-
lands (Taufe Jesu am Jordan) u. s. w.

Wie sind die genannten Darstellungen zu
beurteilen? Wenn man sich auf den
Standpunkt der Symbolik stellt und an-
nimmt, daß das Schiff — das irdische
Leben und der Chor das Leben des
Himmels oder der ewigen Glorie symboli-
sieren soll, dann wäre wohl das eine oder
andere Gemälde aus dem Schiff oder aus
dem Chore wegzusprechen: die Krönung
Mariä paßt mehr in den Chor, die Taufe
Jesu mehr in das Schiff. Freilich darf
 
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