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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Baur, Ludwig: Katholische Kirchenkunst und moderne Kunst, [4]
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lseransgegeben und redigiert von Universitäts-Professor Or. §. Banr in Tübingen.
«Eigentum des Rottenbnrgcr Diözesan-Riinstvereins;

Kommissions-Verlag und Druck der Aktien-Gesellschaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Or. i«

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne
Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Berlngshandlnng IQOQ.
Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50. ' '

katholische Kirchenkunst und
moderne Kunst.

E i n z e l f r a g e n ').

Von Prof. Dr. Ludivig Baur, Tübingen.

Motto: „Das Haus, das
ich bauen will, ist groß; beim
groß ist unser Gott über alle
Götter. Wer ist imstande, ihm
ein würdiges Haus zu bauen?"

(Il Chr. 2, 5 f.)

I. Architektur.

Wer aufmerksam die modernen Groß-
städte durchwandert, stößt alsbald auf
einen c;auz neuen Typus im profanen
Bauwesen, der sehr erheblich absticht gesten
die Bauwerke, die bis vor 20 oder 30
Jahren entstanden waren. — Das Privat-
haus, die Billa, die neu errichleten
Krankenhäuser, z. B. in München, dann
Schulen und allerneuestens die großen
Warenhäuser (z. B. Wertheim, Berlin)
zeigen eine neue Auffassung, die stark von
England her sich beeinflußt zeigt. —
Aber auch in den Monumentalbaulen ist
anderes an Stelle der bisher üblichen
Konstruktionsweisen getreten. Kuhn°)
charakterisiert die Sachlage dahin: „Nach-
dem man die historischen Stile „durch-
schmarntzt", folgte gleichfalls die Ab-
neigung gegen alle Stile. Die Aesthetik,
die philosophische Kunstwissenschaft, welche
von Stilen redet, wurde mit Spolt und
Hohn übergossen — oft genug von solchen,
die auf allen Blättern dickleibiger Bücher
auf eigene Faust neue kunstwissenschaft-

') Vgl. „Archiv für christliche Kunst" XXVI
(1908) 1 ff., 10 ff., 28 ff.
s) Kunstgeschichte, I. Bv., S. 1035 f.

liehe Dogmen aufstellten. Die neue mo-
numentale Moderne machte sich sofort die
moderne Dekoration int Kunstgewerbe zu
eigen und verfolgte zwei Hauptrichlungen :
Die einen führen den Bau im strengsten
Anschluß an Zweck und Stoff einfach
und schlicht, mit nüchterner Sachlichkeit
aus. Die andern verbannen nicht alle
Anklänge an die geschichtlichen Stile,
machen sich aber um Stileinheit und
Stilrichtigkeit keine Sorge. Der Bau-
künstler verfügt über die Stilformen rnit
voller Freiheit; er baut „gotisch", ohne
sich um Weiterbildungen in konsequenter
Abfolge, ohne sich vollends um Nach-
bildungen zu kümmern; er behandelt die
Formen nach subjektivem Ermessen, nimmt
fremde Motive dazu, wenn sie sich har-
monisch anfügen, entlehnt vorab bei dem
modernen Dekorationssystem Motive, For-
men und Farben. Diese Moderne
in der hohen Architektur ist die
Herrschaft des k ü n st l e r i s ch e n
Ni o 1 i v s, das sich ü b e r S t i l r e g e l
>lnd Stileinheit hinwegsetzt."

Der Wandel ist indes nicht nur ans
dem psychologischen Biotiv des Ueber-
drusses an den „durchschmarntzlen" alten
Stilen herznleiten, sondern vor allem auch
ans dem Wechsel in den architektonischen
Aiitteln, Niaterialien und Techniken. Das
Eisen, Beton, Nabitz u. s. s. haben Um-
wälzungen mannigfacher Art im Bau-
wesen hervorgerusen, über die wir nach-
her noch im einzelnen klar zu werden suchen
müssen.

Wer dann weiter die neuere Lite-
ratur über „Kirche und moderne Bau-
1 kunst", die besonders auf protestantischer
 
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