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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0021

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12

Ban den Schein neuester Kunst zu verleihen,
indem er die Formen mit dem sprudelnden
Reichtum ihier Ziergebilde umhüllte und unbe-
sorgt um die innere Zusammengehörigkeit zum
Ban die Fassaden zu reinen Schmuctbauten ans-
bildetc Wir werden im Verfolg der Knnstent-
ivicklnng sehen, daß diese Restaurierungen (!)
geradezu ein Merkmal des jesuitischen G ei st es (!)
. . . bilden." —■ Sein antijesuitischer Geist hat
Gurlitt hier einen bösen Streich gespielt. Gurlitt
meint also, die Jesnitenkirchen Belgiens seien
gotische Bauten ans dem Mittelalter und die
Jesuiten hätten sie nur im Stil der italienischen
Renaissance neu „frisiert", ihnen schwülstige
Fassaden vorgesetzt und dergl. Demgegenüber
kann Brunn bei säiutlichen gen. Kirchen aktcn-
mäßig Nachweisen, daß sie von den Jesuiten von
Grund auf neu gebaut wurden. Der gotische
Stil schmeckte ihnen so wenig „ketzerisch",
„roh und barbarisch", so wenig nach der
„Reformation", daß sie 50 Jahre lang in
diesem „verhaßten" Stil gebaut haben, zu
eitler Zeit, wo andere sich längst der Retiaissance
zngewandt hatten. Man kann also die Jesuiten
mit Fug und Recht als die letzten belgischen
Gotiker bezeichnen. Votl den zahlreichen Barock-
kirche» sodann, welche die alten belgischen Jesuiten
besaßen, war und ist keine, wie Braun nach-
weist, ein mit der Schmuck- und Bauform des
Barocks ummantelter, mittelalterlicher Ban.

Aus all dem Getagten geht auch hervor, daß
die Jesltiten in Belgien keinen eigenen Stil
hatten, daß es keinen sog. Jesuitenstil gibt. Sie
blieben zunächst bei der einheimischen (belgischen)
Gotik, uitl sich dann einem aus Gotik und Barock
zusatumengesetzlen Mischstil zuzuwenden: in beiden
Fällen aber bildeti die Jesnitenkirchen keine be-
sonderen Erscheinungen. „Ob gotisch oder barock,
stets tvar der Stil, in dem die belgischen Jesuiten
ihre Kirche» auffiihiten, der Stil, welcher gerade
iti Belgien für die Architektttr tonangebend war."
(§. 203.) Es ist also eitle Phantasterei, wenn
Gnrlitt (a. a. O. 5) behauptet, „der überall in
der Welt gleiche Jesnitismns" habe die Absicht
gehabt, „seinen belgischen Anhängern die nationale
Sonderart zu nehmen". Die erste größere Kiiche,
tvelche die Jesuiten in Belgieti bauten anno 1583,
Kollegskirche in Donai, ist allerdings im römischen

I Barock gebaut, sie ist aber bezeichnenderweise
I allein, ohne Nachfolgerin geblieben.

[ Die Arbeit Brauns stützt sich fast ganz auf
ungedruckte, archivalische Quellen und gibt,Zeugnis
! von einem wahren Bienenfleiß, womit er das
I zerstreute Material gesammelt, und von einer
! staunenswerten Sachkenntnis. Das Verständnis
• des Werkes wird wesentlich gefördert durch die
zahlreichett guten Illustrationen. Möge der ver-
ehrte Verfasser der vorliegenden verdienstvollen
Arbeit recht bald die weitere angekündigte über
die Deutschen Jesnitenkirchen, die wir
j mit Spannung erwarten, folgen lassen.

! Müh (Hausen a. Fils. Pfr. Wunder.

! Die christliche Kunst. Monatsschrift
für alle Gebiete der christlichen Kunstsund
Kunstwissenschaft sowie für das gesamte
j Knnstleben. IV. Jahrgang 1907/08 In
Verbindung mit der Deutschen Gesellschaft
für christliche Kunst herausgegeben von
der Gesellschaft für christliche jKunst. —
München. Preis jährlich 12 Mark.

Die sehr reich illustrierte Knnstzeitschrist, deren
Leitung in den Händen des Herrn Kanonikus
Standhamer liegt, bietet auch im IV. Jahrgang
ivieoer eine Reihe von belehrenden Aufsätzen ans
dem Gesamtgebiet der Kunst. — Durch ihre Preis-
ausschreiben, deren Ergebnisse zum Teil in separaten
Hefteil herausgegeben wurden, sowie durch Ver-
öffentlichungen von eimachen, aber künstlerischen
Grabdenkmälern hat die christliche Kunst auch
anl die praktische Ausübung des christlichen Kunst -
schnffens einen bedeutiameli Einfluß gewonnen.
— Die Referate über die verschiedenen Kunst-
ansstellungen in München, Berlin, Düsseldorf,
Karlsruhe ». s. w. ans der Feder von Fachleuten
führen sachgeniäß und kritisch in die neueren Be-
ivegungen des künstlerischen Strebens ein. —
Kunsthistorische Arbeite», wie die über die Abtei-
kirche. von Laach, die Abhandlungen über Corne-
lius. Gebhardt, Schraudolph u. a. dürfen als von
bleibendem Werte bezeichnet werden. — So ist
diese Knnstzeitjchrift durchaus zu empfehle». 8.

Hiezu eine K u n st b e i l a g e:

K. Witz: Begegnung von Joachim itnb
An na. (Basel.)

Herdersche Verlagshandlung zu Freiburg im Breisgau.

Soeben ist erschienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden:

Künstle, Dr. K„ Legende der drei

Lebenden und der drei Toten und der Totentanz x^krus «b^

die Jakobslegende, im Zusammenhang mit neueren Gemäldefunden aus dem badi-
schen Oberland untersucht. Mit einer farbigen und sechs schwarzen Tafeln
sowie 17 Textabbildungen. Lex.-8“ (VIII u. 116) M. 7.—.

Das Werk behandelt die langumstrittene Frage des Ursprungs der Totentanz-
darstellungen auf Grund eingehender Legendenstudien.

Stuttgart, Buchdrucker«:! der Akt.-Ges. „Deutsches Bolksdlult".
 
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