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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 2
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Kirchliche Wachszieherkunst im 13. Jahrhundert, [1]
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Effinger, Franz Xaver: Meister Konrad Witz von Rottweil, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0026

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Minister; ihm gelingt es, d>e Ruhe her-
zustellen, er entscheidet sich für St. Rlaiia
in Padua: dort foUle Antonius ruhen,
wie er selbst wollte. (Schluß folgt.)

211eifter‘KonraMPi^ ron Kothneil')•

Vo» Garnisonspfarrer Effing er, Ulm.

(Fortsetzung.)

Die Außenseite dieser Tafel zeigt die |
Befreiung Petri ans dem Kerker. Der
Farbenton ist gedämpft, er soll das
Dämmerlicht des Tages audeuten. Es
sind hier zwei Handlungen auf demselben
Bilde dargesiellt: die Lösung der Fesseln
und die Flucht ans dem Kerker. Trefflich
ist geschildert, wie der Engel sachte und
behende das Halscisen des schlafenden
Petrus löst und sodann mit sicherem
Schritt den noch träumenden Apostel aus
dein Kerker führt. Das Gemälde ist gut
erhalten. Von großer Schönheit ist die
Engelsgestalt irr weißem Gewände, die
Burckhardt wie eine „Vorahnung der
machtvollen himmlischen Boten in Dürers
Apokalypse" betrachten möchte.

Diese eben beschriebenen Genfer Altar-
bilder arrs der letzten Zeit seines Lebens
bezeichnen auch zweifellos den Höhepunkt
seines künstlerischen Schaffens. Werke aus !
der früheren Schaffenszeit des Konrad
Witz konnte der Verfasser dieser Zeilen
jüngst in der Basler Knnstsainmlnng be-
trachten. Die dort vorhandenen Tafeln
(0,92 irr hoch, 0,7-4 irr breit) zeigen Dar-
stellungen aus dem Alten Testament und
der römischen Geschichte, die nach der
Art der biblia pauperum neutestament-
liche Begebenheiten vorbilden sollten. Ans
zrvei Tafeln sehen wir die Helden Abisai,
Sabolhai und Benaja, die dem König
David Wasser ans dem von den Philistern
besetzten Brunnen bringen; diese Helden
galten als Vorbilder der drei Weisen,
die sich vor HerodeS nicht fürchteten.
Eine weitere Tafel stellt Melchisedech und
Abraham dar mit dem Opfer von Brot
und Wein — ein bekanntes Vorbild des
Meßopfers. Ans der vierten Tafel steht
Esther vor Ahasver — ein Hinweis ans

*) In bei- Amuerkg. S. 7 ist ein Versehen
uorgefommen, insofern Heile 2 die Worte: „der
Vater des" ansfielen. Es must also heißen: daß
der Vater deS Konrad Witz in Konstanz geboren
wurde ca. IN75".

die fürbittende Macht Mariens bei ihrem
königlichen Sohne. Die fünfte Tafel zeigt
Antipater, der dein Julius Cäsar vor
Gericht seine für ihn erliltenen Wnndui
und Narben zeigt, nachdem er bei ihm
als treulos verleumdet worden war. Es
ist dies ein Hinweis aus Christus, der
aus seine Wundmale hinzeigen kann, um
für die sündige Menschheit von dem Valer
Gnade zu erlangen. Das Goldgrund-
mnster dieser Tafeln zeigt, daß dieselben
einmal übereinander in zwei Reihen
geordnet waren, nämlich oben: Melchi-
sedech und Abraham, Esther und Ahasver,
Cäsar und Antipater; unten: David
und die Helden. Offenbar sind hier die
Reste eines früheren Flügelaltars noch
vorhanden.

Von der einstigen Außenseite sind bloß
noch drei Bruchstücke erhalteu: eine Tafel
mit dem Bilde der Synagoge, die eine
Binde um die Augen, eine geknickte
j Standarte in der einen und die Gesetzes-
tafeln in der andern Hand hält — als
Gegenstück hatte ihr jedenfalls die Ecclesia
entsprochen. Eine weitere Tafel zeigt
das Bild eines weißgekleideten, schwarz-
bärtigen Mannes, der in der Rechten ein
Messer, in der Linken ein Buch trägt.
Wir haben hier offenbar ein Bild des
Apostels Bartholomäus, nicht eines jüd.-
schen Priesters, wie Burckhardt annehmen
möchte, dem ein Nie sie lesender Priester
als Gegenstück entspräche. Für den
Apostel spricht schon das Buch, das ge-
wöhnliche Kennzeichen des apostolischen
Amtes. Die dritte Tafel zeigt das Bild
des Christophorus, mit dem Jesuskind
durch einen Fluß schreitend; statt des
Goldgrundes haben wir landschaftlichen
Hintergrund. — Von größeren Dimen-
sionen und ohne Beziehung zu den oben
beschriebenen Bilder» ist eine Darstellung
von Joachim und Anna, die an der
goldenen Pforte sich begegnen. Diese
Bilder hängen in demselben Raum —dein
„Konrad-Witz-Saal".

Was ans den ersten Blick an diesen
Basler Bildern das Auge erfreut, ist die
leuchtende Farbenpracht, die sich nuge-
schwächl durch die Jahrhunderte e:halten
hat. Diese Wahrnehmung läßt sich aller-
dings auch noch bei andern Meistern der
schwäbischen Tafelmalerei in der Früh-
 
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