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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 5
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Kleinschmidt, Beda: Das Weihwassergefäß für das "Asperges", [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0051

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kseransgegeben und redigiert von Universitäts-Professor Dr. £. Lonr in Tübingen.
(Eigentum des Rottenbnrger Diözesan-ltmistvereins;

Kommissions-Derlag und Druck der Aktien-cLesellschaft „Deutsches Deiksblatt" in Stuttgart.

. Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne

r1 Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Nerlagshandlung IQOQ<
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Das Weihwassergefäß für das
»Asperges«.

Von Beda Kleinschmidt, O. P. M.,
Harreveld (Holland).

Unter den liturgischen Gebranchsgegen-
ständen nimmt das Weihwasserkesselchen
für das sonntägliche Asperges eine sehr
untergeordnete Stellung ein. Trotzdem
hat die Kunst vergangener Jahrhunderte
es verstanden, dasselbe recht sinnig und
entsprechend zu verzieren. Auch hielt man
für einen so unscheinbaren Gegenstand
selbst Gold und Silber für nicht zu
kostbar; handelte es sich ja um den Dienst
Gottes. Eine zusammenfassende Studie
über dieses liturgische Möbel existiert
meines Wissens nicht und doch verdient
es trotz seiner geringen Bedeutung die
Aufmerksamkeit eines jeden, der „die Zier
des Hauses Gottes liebt". Deshalb möchte
ich hier die kunstgeschichtliche Entwicklung
des Weihwafferkeffelchens in R ürze darstellen.

Die Aspersion der Gläubigen mit ge-
weihtem Wasser vor dem sonntäglichen
Hochamte ist uralter Gebrauch. Bestimmte
Nachrichten darüber haben wir allerdings
erst ans karolingischer Zeit. Damals er-
mahnten z. B. Papst Leo IV. (-j- 855)
und Erzbischof Hinkmar von Reims die
Priester, an Sonntagen regelmäßig Wasser
zu weihen und das Volk damit zu be-
sprengen'). Hinkmar bemerkt dabei aus-
drücklich, es soll diese Besprengung aus
eitlem eigenen und geziemenden,
Gefäße vorgenommen werden. Ans
diesen letzten Punkt weisen auch zahlreiche

') Oe cura pastorali, Migne, P. L.,
115, 677 Hincmarus, Migne, P. L., 125, 774.

Synoden des 13. und 14. Jahrhunderts
besonders hin. Sehen wir zu, wie man
dieser Aufforderung nachgekommen ist.

Als ältestes Weihmassergefäß gilt ein
in Tunis aufgefnndenes Eimerchen aus
Blei, das wohl noch dein 4. Jahrhundert
angehört. Es hat fast konische Form und
ist ans der äußeren Mantelseite mit einer
Inschrift und mit figürlichen Darstellungen
verziert, deren Zusammenstellung merk-
würdig anmutet'). Neben denr guten Hir-
ten, einer Orante und einem Gladiatoren
erscheint nämlich ein halbtrunkener Silen
und eine fast nackte Nymphe. Die grie-
chische Inschrift „Schöpfet Wasser mit
Freude" erinnert an das Prophetenwort
(Js. 12, 8): haurite aquas de fonti-
bus Salvatoris. Die Verwendung dieses
alten Monuments für liturgische Zwecke
wird durch den Umstand wahrscheinlich
gemacht, daß manche Weihwasserbecken
aus späterer Zeit ebenfalls diese Inschrift
tragen. Daß es aber je zur Aspersion
der Gläubigen gedient habe, dafür liegen
keine irgendwie sicheren Anzeichen vor,
wie denn überhaupt bis zur Wende des
ersten Jahrhunderts mit Sicherheit kein
Weihwasserkesselchen nachgewiesen werden
kann, wenn man nicht etwa ein topfähn-
liches Gefäß in Bargello zu Florenz
dafür ansehen will, worauf Barbier de
Montanlt zuerst aufmerksam machte und
das er dem 7. Jahrhundert zuwies2).
Der äußere Mantel ist mit folgenden Dar-
Itellungen verziert: Verkündigung Mariä,

') Abb. K'raus, Geschichte der christlichen
Kunst 1, 242.

2) Revue de l’art chretien 46 (1903) 313.
 
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