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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 5
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Kleinschmidt, Beda: Das Weihwassergefäß für das "Asperges", [1]
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Fischer: Christliche Kunst in Bild und Buch, Schule und Haus, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0053

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zwei bärtigen Männerköpfen unterbrochen,
die sich einander gegenüber befinden und
als Henkeleinsatz dienten. Die Figuren
der obern Reihe repräsentieren einen seg-
nenden Papst zwischen Kaiser und eine»,
Erzbischof, sie sitzen auf Stühlen; ihnen
zur Seile stehen fünf geistliche Würden-
träger, wohl die drei geistlichen Kurfürsten
und der Bischof von Lüttich und der Abt
von Kornelimünster. In der untern Reihe
sieht man acht Paladine des Reiches mit
Kettenpanzer, runden Schilden, Helmen
und Lanzen. Sie stehen in den geöffneten
Toren einer Stadt. Vier Türme und
zwei Schilde sind mit Kreuzen verziert h.
-- Das verwandte Gefäß in der Eremi-
tage zu St.P e 1 e r s b u r g (früher Kollektion
Bastle,voki-Paris) zeigt in zwei Zonen
übereinander Szenen aus dem Leben und
Leiden Jesu, angefangen von der Fnß-
ivaschung Petri bis zum nnglänbigeu
Thomas^). Das Elfenbeingefäß zu Kra-
nen bürg ans dem Anfang des 11. Jahr-
hunderts mit eisernem Henkel zeigt den
gleichen Typus: zwei Reihen 'Reliefs, die
durch Streifen mit eingesetzten Gold-
plättcheu voneinander getrennt sind. In
der untern Zone sind es vier Szenen aus
dem Jugendlebeu Jesu und seine Taufe,
in der obern ebensoviele Darstellungen
vom Abendmahle bis zur Himmelfahrt^).
Zu diesen vier Elfenbeingefäßen glaubte
Braun noch ein fünftes hinzufügen zu
können. Seine Gründe haben mich nicht
überzeugt. Wohl veranlaßt durch die
Bemerkung von Kraus (Real-Enzyklo-
pädie II. 98), daß nicht unwahrscheinlich
einige alle Elfenbeinpyxiden als Weih-
wassergefäße gedient hätten, publizierte er
eine 1890 in der Schweiz e, wordene
Pyyi» von 8,5 cm Höhe und gleicher
Breite; auf dem Mantel sind Christus
und zwei Engel, die Verkündigung Mariä
und einige andere Figuren dargestellt;
zwei, ein Bischof und ein König (?) tragen
eine Art Aspergil. Die Pyxis ist nach

Braun eine lombardische Arbeit aus der
Wende des 8. zum 9. Jahrhundert und
soll ursprünglich als Weihwasserkesselchen
gedient haben. Dagegen spricht zunächst
der geringe Umfang des Gesäßes, in
welches sich ein Aspergil kaum tauchen
läßt; daß der König mit einem Aspergil
abgebildet wird, ist unwahrscheinlich; auch
der Gegenstand in der Hand des Bischofs
braucht nicht als Aspergil gedeutet zu.wer-
den. Wenn das Gesäß znm Aushängen
eingerichtet war, so spricht auch dieses
nicht gegen Verwendung als eucharistische

Pyxis i).

(Schluß folgt.)

') Abb. bei Atis'in Weerth, Kunstdenkmaler
der Nhemlande, Taf. XXXIII", R eissel, Knnst-
schätze des Aachener Kaiserüomes, M.-Glavbnch
W04, Taf. V, benierkt, daß der Henkel und die
drei Streifen mit Edelsteinen erst 1860 anae-
ferttgt wurden.

2 Nohault de Fleury pl. 420.

J •ogC 6teinen, Kunstdenkmäler der Nhein-
provmz. Kreis Kleve, S. 131.

Christliche Kunft in Äild und Luch,
Schule und Haus.

Von Stadtpfarrverw. Fischer, Bopfingen.

(Schluß.)

7. Umgekehrt liegt die Sache bezüg-
lich der „Neuen biblischen Wand-
bilder" Dr. A. 'Reukaufs. Farbige
Kunstblätter von Karl Schmauk.
Bearbeitet unter Zugrundlegnng der
neuesten Quellenwerke. In vielfachem
Farbendruck ausgeführt. Größe 92X 65cm.
Einstweilen liegen sechs Gleichnisse vor.

Das Begleitwort meint: „So lebens-
wahr sind diese Schöpfungen ver reli-
giösen Gestaltungskraft des Heilandes, daß
>ie geradezu ausfordern, im Bilde dar-
znstellen, was seine Worte malen." Blag
sein. Allein man muß doch wohl auch
sagen: was schon anschaulich ist, solle
nicht noch mehr veranschaulicht werden.
Das Interesse würde dadurch eher von
der Moral des Gleichnisses ab-, als auf
lie hingelenkt. Man nehme z. B. den
„Sämann". Würde derselbe nach Be-
handlung des entsprechenden Gleichnisses
vorgezeigt, so müßte das unbedingt störend
und zerstreuend wirken. Man zeige das
Bild also vor der Darbietung- Vielleicht
ließe sich an der Hand desselben die anti-
zipierende Methode von Frey erfolgreich
zur Anwendung bringen.

Uebrigens ist viel zu wenig gesagt, wenn
man feststellt, daß die Worte des Heilandes
inalen. Unser Herr verfügt in den
Gleichnissen mit unumschränkter Gewalt

’) Mitteilungen des Germanischen Rational-
museums 1890, S. 20 ff. '
 
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