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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 5
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Fischer: Christliche Kunst in Bild und Buch, Schule und Haus, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0055

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45

welcher Ueberladung hat sich dagegen der
Künstler im „Pharisäer und Zöllner" ver-
leiten lassen! Der Heiland konzentriert
unsere ganze Aufmerksamkeit aus zwei
Personen, was Schulvirektor Bergmann
als bedeutsamen Zug hervorhob. In
unserem Bild finden wir diese Beschrän-
kung nicht. Der Heiland führt uns die
Gedanken des Pharisäers vor, einen nach
dem andern. Der Maler legt sie alle
für denselben Bioment in dieselbe Ge-
stalt ! Aehnlich ließ auch das Gleichnis
von den Arbeitern im Weinberge sich nicht
ungestraft in ein einziges Bild zusammen-
drängen.

grenzen suchen, was dem orientalischen
Typus und was der Gemütsverfassung
aus die Rechnung zu setzen ist, und
schließlich kommen wir damit doch nicht
ins reine.

Ein Meisterwerk in seiner Art ist
„Der reiche Mann". Das Lebens-
programm des frivolen Genußmenschen:
Wein, Weib und Gesang wird hier zwar
bestimmt, aber doch diskret und dezent zur
Darstellung gebracht. Alles Verfängliche
wird obendrein durch die Person des Laza-
rus paralysiert, welche riesengroß aus dein
Vordergrund in jenes satte erschöpfende
morgenländische Sittenbild initleidsuchend

Der reiche Prasser und der arme Lazarus.

Der „Barmherzige Samaritan"
ist beiden Serien gemeinsam. Es scheint
mir aus diesem Beispiel hervorzugehen,
daß die Darstellung von Canmans der
Schmaukschen bedeutend übe> legen ist.
Der Düsseldorfer verzichtet von vornherein
auf wissenschaftliche Treue der Typen
und der Landschaft. Wie Schmauk die
Bodenständigkeit, so arbeitet er die All-
gemeiugültigkeit des Gleichnisses heraus.
Dadurch wird sein Bild uns viel ver-
ständlicher. Augenblicklich wirkt auf uns
die Hilfsbedürstigkeit des Juden und das
Mitleid des Fremden. Bei Schmauk da-
gegen müssen wir geraume Zeit abzu-

hineinblickt. Ich habe nur das eine eiu-
zuwenden: „Anima saturata calcabit
tavum." Prov. XXVII, 7.

Sieht man davon ab und anerkennt
die ethnographischen und geographischen
Qualitäten als berechtigt, so muß man
dem Takt ehrliche Bewunderung zollen,
der hier wissenschaftliche Treue, künstlerische
Freiheit und verständnisvolles Eutgegeu-
kommen gegenüber dem Publikum in dieser
Weise zu verbinden wußte.

Zum Schluß noch eine Anregung. Die
Wiederkehr des 100. Geburtstags von
Alban Stolz hat die Blicke wieder auf
dessen Legende gelenkt. Wir besitzen au
 
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