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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0062

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52

das Kind der Fischersfrau auf bem Antonius- j
bild: Eingekeilt zwischen zwei großen Gestalten,
halbverdeckt durch die Mutter und von deren
Arm »nt dein dunklen Gewand auch noch ge-
halten — und dennoch ist es sehr deutlich sicht-
bar. Oder man betrachte vom selben Gesichts-
punkte aus auf dem L'averiusbild die zwei am
Boden kauernden Gestalten links hinter den bei-
den aufrechtstehenden Männern: auch sie sind nach
Haltung, Stellung, Beleuchtung und Kolorit so
ungünstig situiert als möglich, und doch sind sie
sehr gut noch zu sehen. Oder man trete endlich
einige Schritte zurück und sehe sich die Bilder
von ferne uid nur mit einem Auge durch die
vorgehaltene hohle Hand an. Wie beleben sie
sich da! Wie treten die einzelnen Personen
heraus — und dennoch fallen sie nicht ausein-
ander. Ruhe und Bewegung sind zugleich zu
ihrem Rechte gekomnien..

So sind denn die beide» Reproduktionen durch- l
iveg als gelungen zu bezeichnen und sind damit
geeignet, zwei tüchtigen Kunstwerken das Privat-
haus zu erschließen und den Ruhm des Meisters
wie dxn Ruf der Kunstanstalt und der Gesell-
schaft, von der sie ins Leben gerufen wurden,
in dasselbe zu tragen. Mögen sich ihnen recht
viele Türen öffnen und mögen sie beim Ein-
rahmen vor der kürzenden Schere und vor Simili-,
Talmi- und anderem unechten Rahmenwerk be-
wahrt bleiben! Wer den hl. Antonius oder
Franz Tauer als Patron verehrt oder einem
Antonius oder Franziskus, einer Antonia oder
Franziska ein vornehmes Geschenk machen will,
dem seien die Blätter besonders enipfohlen.

Straßburg. Prof. Dr. Rohr.

V a ii Dyck, des Meisters Gemälde in 537
Abbildungen heransgegeben von Emil
Schn eff er (Klassiker der Kunst in
Gesamtausgaben Bd. XIII). Stuttgart
Deutsche Verlagsanstalt 1908. XXXVI
und 559 S. Preis 15 M.

Ein gefeierter Modemaler, und doch noch nach
Jahrhunderten als „Klassiker" anerkannt, — das
Widersprechende, das hierin liegt, miteinander zu
vereinigen, ist vielleicht in der ganzen Kunstge-
schichte nur Einem gelungen: Anthonis van Dyck.
Ist er auch keiner von jenen Allergrößten, die
der Menschheit ganz neue Gebiete des Sehens
und Fühlens aufgeschlossen, hat er auch im
wesentlichen nur die Kraft des Rubens ins Weiche,
Sentimentale und Elegante übersetzt, immerhin
bat er eine Reihe von Werken geschaffen, die
als unvergängliche Meisterwerke anerkannt sind
und bleiben werden, und hinsichtlich der Trag-
iveite seines Einflusses auf die spätere Kunst hat
er sogar manch Größeren weit übertroffen.

Es ist ein eigenartiger Genuß, in dem vor-
liegenden stattlichen Bande all die Herren und
Damen der vornehmen Welt Genuas, Antwerpens,
Londons an sich vorüberziehen zu lassen, die
Anthonis' genialer Pinsel verewigt hat.

Emil Schaeffer, der Herausgeber, hat zu dem
Werke des Meisters eine kurze verständige Ein-
leitung geschrieben, die den großen Rubensjünger
trefflich charakterisiert. Was die Reproduktionen
anlangt, ist der Verlag offensichtlich bemüht,
immer vorwärts zu schreite». Die Bilder deü I

vorliegenden Bandes mit ihrer feinen, fast immer
klaren, bräunlichen, besonders in den Tiefen wirk-
samen Tönung bieten nicht bloß eine Erinnerung
für den. der auch das Original kennt, sondern
vermitteln, wo und soweit es bei Verzicht auf
die Farbe möglich ist, wirklich einen künstlerischen
Genuß. So ist es vielleicht nicht übertrieben,
wenn ich sage: jeder dieser dreizehn Bände der
„Klassiker" ist mit der Fülle geistigen Reichtums,
den er ins deutsche Haus trügt, wirklich eine
Kulturtat.

Di l l i s h a u s e n. Dr. D a m r i ch.

Franz Gerh. Cremer, Beitrage zur
Beurteilung antiker und moder-
ner K u n st b e st r e b n n g e n unter b e -
sondererBerücksich 1 igung derDar-
stellung des Nackten. Düsseldorf
(Düsseldorfer Tagblatt). Preis 1 M. 50 Pf.
Ein recht aktuelles, lesenswertes Buch; ein
scharfes Verdikt über die Afterkunst des Nackten ;
ein offenes Wort, von einem Künstler gesprochen
zur rechten Zeit. Man denke nur an die Berliner
„Schöuheitsnbende", an das Auftreten der Tes-
niond. au die Nacktloge Aristokratische Nudo-natio-
Jlllianz, au die in der Oesfeutlichkeit und in der
Kunst immer frecher hervortrelende Nacktkultur!
Man ist dem Verfasser, einem Historienmaler, zum
Dank verpflichtet für seine auf geschichtlichen
Studien und reicher Belesenheit ruhende Studie.
Neben der neueren deutschen, einschlägigen Litera-
tur wild auch die griechische und römische, selbst
die chinesische und indische in den Kreis der Be-
trachtung gezogen. Offen wird ausgesprochen,
daß Sensation und Geistesarmut, nicht aber
höhere Kunst dcr Nacktkultur zugrunde liegen. Es
ist erfreulich, daß neben Hans Thoma und
Professor Konrad Lange die Stimmen aus der
Künsilerwelt selbst sich mehre», die gegen den
Kult des Fleisches und die Herabwürdigung der
Kunst protestieren.

Heiden heim. Dr. E h r hard t.

Die Einheit der Architektur. Betrach-
tungen über Bankunst, Ingenieurbau und
Knnstgewerbe von Hermann M u t h e s i u s.
Berlin (Karl Cnrtins) 1908. 03 S.

Eine recht anregende Studie, welche den Nach-
weis erbringen will, daß die Architektur als die
Königin dcr Künste wieder ihren alten Eiusluß
auf die gesamten darstellenden Künste und das
Kuiisthandwcrk zurückeiober» soll. Dir Verfasser
bespricht die befruchtenden Ansätze, welche die
heutige Architektur aus dcm Kunsthaudwerk und
aus der Jngeineurkunst gewann, Ansätze, welche
zwar »och nicht zur einheitlichen Formwclt einer
nationalen Architektur sich durchgeläutert haben,
aber doch die Wege zu einer solchen erösfueten.
T ü b i u g e ». L. B a u r.

Annoncen.

j _ I

LsoairglesgroitesiSjasLa.

h Bereits 51 Anlagen errichtet. Zeich-
nungen und Kostenanschlag bereitwilligst.
Alois Hueber, Wallerstein, Bayern.

Stuttgart, Buchdruckeret der Akt.-Ges. „TetttscheZ Polkiblatt".
 
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