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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 7
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Wunder, ...: Die Altäre der Stiftskirche in Wiesensteig, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0071

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ljeronsgegebeii und redigiert von Universitäts-Professor Dr. L. Lonr in Tübingen.
Ligentnni des Rottenbnrger Diözesan-Knnstvereins;

Roniinissions-Vcrlcig und Druck der Akticn-Gescllschaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Jährlich 12 Nummern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.28 ohne
*7 Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Nerlagshnndlung IQOO«

i ' Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart pro Jahr M. 4.50. ' '

Die Altäre der Stiftskirche in
Wiesensleig.

Von Pfarrer Wunder, Mühlhausen.

I. Die 12 Altäre vor dem Brand
der Kirche im Jahre 1648.

Die im Jahre 1466 erbaute spätgotische
Stiftskirche zum hl. Cyriak iu Wiesensteig
wurde im Jahre 1648 von den Schweden
iu Brand gesteckt und bis auf die massiven
Mauern und Gewölbe zerstört. Aus den
stiftischeu Akten jener Zeit ertönt immer
wieder die Klage über den großen Ver-
lust, der tiefe Schmerz über die zerstörte
herrliche Stiftskirche. Wie das Innere
dieser bedeutenden Kirche ausgeschaut hat,
ist jetzt natürlich nicht mehr genau zu
sagen, da ja die ganze Inneneinrichtung,
Altäre, Kanzel, Orgel vom Feuer zer-
stört wurde'). Aber so viel ist auch jetzt
noch zu erkennen, daß vor allem der hohe,
schlanke Chor mit seinem gotischen Nippen-
gewölbe und hohen Maßwerkfenstern, die
gewiß auch mit Glasgemälden verziert
waren, ein herrlicher Raum gewesen sein
muß. Sodann war die Kirche allem nach
sehr reich aus gestattet mit Altären und
anderen Kunstgegenständen. Wenigstens
ist in den Stift-Wiesensteigischen Akten
im K. Staatsarchiv Stuttgart ein Schrift-
stück erhalten, wonach die Kirche nicht

5) Im Registrum subsidii caritativi vom
Jahre 1508 (herausgegebeu von Rieder, Freib.
Diöz.-Arch. N. F. VIII (1907) 58) ist genannt
eine capeilania altaris S. Jeorii (Georg),
capellania altaris Omnium Sanctorum
et Michaelis, ein altare S. Spiritus in
hospitali und eilt altare S. Petri in ecclesia.
Damit sind wenigstens einige Altäre genannt, die
eigene Kaplaneistiftungen besaßen.

weniger als 12 Altäre besaß. Dieses
Schriftstück hat die Aufschrift: „Ver-
zeichn us wie die Altäre in der
S t ü f t s k ü r ch e n vor d e in Brandt
geweßen." Es werden dann die Altäre
im einzelnen aufgezählt und beschrieben
wie folgt:

1. Der Hochaltar im Chor hat
gehabt in Corpore (im Mittelschrein) fünf
Bilder, in der Mitte ist gestanden Unser
Lieben Frauen Bild mit dem Kindlein
Jesu uff dem Armb; auf der rechten
Seilten 3. Cyriaci (Patron der Kirche)
undt 3. Marcelli Papae et Martyris
Bilder, auf der linken Seilten 5. Udalrici
(Ulrich) und Erasmi Bild. Und (unter)
dem Corpore seindt gewesen die Bilder der
1000 Märtyrer (das war sicher die Pre-
della) neben dem Corpore, zur beiden
Seitten seindt gestanden die Bilder
5s. Apostolorum Petri et Pauli; uff
(über) Dem Corpore in der Mille ist ge-
standen die nakhende (nackte) Bildnus
Christi mit der Krone uff dem haubt,
Rueth nndt Gaisel in den Hände». Zur
beiden Seitten die Bild 8. Virginis et
3. Joannis Evangelistae.

Dieser Choraltar war zweifellos ein
spätgotischer Flügelaltar. Das
Interessanteste an ihm ist seine frappante
Ähnlichkeit mit dem berühmten
Hochaltar in der Klosterkirche zu
Blaubeuren, einem der schönsten
Altäre Deutschlands. Beide zeigen den
gleichen Aufbau, die gleiche Disposition,
zum Teil sogar die gleichen Bilder. Beide
haben eine Predella, beide im Mitlel-
schrein fünf Figuren, beide in dessen
> Mitte Unsere Liebe Frau mit dem Jesus-
 
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