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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 7
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Wunder, ...: Die Altäre der Stiftskirche in Wiesensteig, [1]
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Weser, Rudolf: Joseph Wannenmacher, Maler, [1]: Nachträge und Beurteilung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0074

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64

Hannes Evangelist zweimal, S. Sebastian
zweimal, dagegen der Kirchenpation S. Cy-
riak nur einmal. (Schluß folgt.)

Joseph wannemnacher, Maler.

dl a ch träge und B e u r t e i l u n g.

Bon R. Weser, Kaplan in Gmünd.
(Bergt. „Archiv f. christl. Kunst" 1907, Nr. 7 - 12.)

Noch während des Druckes der Abhand-
lung über Wannenmacher, im Jahrgang
1007 dieser Zeitschrift, ist der Verfasser von
verschiedenen Seiten auf neues Material
aufmerksam gemacht worden und hat
selbst manches Neue gefunden, so daß er
sich entschloß, alle diese Ergänzungen in
einem Nachtrag zusammenznfassen und
erst diesem Nachtrag die Beurteilung
des Künstlers folgen zu lassen. Ander-
weitige Inanspruchnahme seiner Zeit und
Kraft hat ihn gehindert, das so bald zu
tun, als es vielleicht wünschenswert schei-
nen möchte.

I.

Die neueren Ergebnisse der Forschung
über Wannenmacher haben vor allem auch
eine Berichtigung der im ersten Artikel
(„Arch. f. christl. Kunst" 1907, Nr. 7) auf-
gestellten Behauptung ergeben, daß die
Wirksamkeit Wannenmachers erst mit dem
Jahre 1760 beginne. Als sein erstes
Werk ist vielmehr die Ausmalung der
Kirche in Straß bei Neu-Ulm auzuseheu,
die er als 25jähriger Manu im Jahre
1747 fertigte, woran sich dann 1748
die Herstellung zweier noch vorhandener
Seitenaltarbilder ebendort schloß. Die
Pfarrei Straß gehörte, wie ein Teil des
Heimatortes des Künstlers, Tomerdiugen,
zur Herrschaft des Klosters Oberelchingen.
Es ist mehr als wahrscheinlich, daß Wan-
neumacher von diesem Kloster aus Unter-
stützung fand zur Erlernung seiner Knust,
die er in Straß im Dienste des Klosters
zunl erstenmal ansübte.

Die Kirche in Straß ist dem hl. Jo-
hannes dem Täufer und Johannes dem
Evangelisten geweiht. Ans diese Heiligen
beziehen sich deshalb auch die Malereien.
Das Hochaltarbild, das die Taufe Jesu
durch Johannes darstellt, ist nicht signiert,
dürfte aber höchst wahrscheinlich von Wan-
uenmacher herrühren. Das Freskogemälde
an der Decke des Chores ist eine Glorie

der beiden K i r ch e n p a t r o n e. Der
von Engeln umgebenen Dreifaltigkeit und
Himmelskönigin schweben auf von Engeln
gehobenen und getragenen Wolken ent-
gegen Johannes der Evangelist mit dem
Adlersymbol im grünen Gewand und
roten Mantel und neben ihm Johannes
der Täufer mit erhobenem Haupte und
abwärts gesenkter Rechten, im rotbraunen
Mantel, ein Engel hält ihm den Stab
mit der Inschrift: Agnus Dei. Der
unterste Rand des Rundbildes ist von
einer großen Anzahl von Engeln belebt,
die mit Musikinstrumenten aller Art ver-
sehen, sich in sehr unruhiger Bewegung
befinden. In den vier Ecken der Chor-
decke befinden sich vier Kartuschen: ein
der Sonne eutgegenfliegender Adler, ein
weile Gegenden bestrahlendes Sonnen-
antlitz, ein über Gewitterwolken aufstei-
geuder Adler, eine von einer Hand ans
die Erde herabgehaltene Krone. Die
Bilder sind nicht gezeichnet, lassen aber
deutlich die Hand Wannenmachers er-
kennen.

Am Chorbogen ist das Wappen von
E l ch i n g e n oder eines Abtes vom Kloster
Oberelchingen gemalt. Das Wappen ist
in fünf Felder geteilt: das Mittelfeld
zeigt die Madonna mit dem Kind
(Elchinger Madonna); links oben im
schwarzen Feld befindet sich ein Teil eines
Kronenreifs, über und unter welchem ein
Stern glänzt; rechts oben im blauen Feld
sieht mau einen Löwen, der ein Buch
hält; links unten wird daS blaue Feld
von drei Schilden gefüllt; rechts unten
ist das gelbe Feld geteilt durch ein grünes
Band, in welchem sich ein Aal windet.

Das Schiff der Kirche ist mit zwei
großen Deckengemälden versehen. Das
vordere ist Johannes dein Täufer ge-
widmet und stellt dar die Predigt des
Vorläufers Jesu. Johannes steht,
mit grünem Untergewand, das übermalt
zu sein scheint, und rotem Mantel be-
kleidet, den Kreuzstab in der Linken, die
Rechte lehrend ausgestrcckt, auf einem
Felsstück am User des Jordans. Im
Hintergrund des Bilves sieht man reichen
Baumwuchs und zwei Storren. Also
schon in diesem Erstlingswerk treffen wir
die abgestorbenen oder abgerissenen Bäume,
die sich auf den meisten Bildern Wannen-
 
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