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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 8
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Weser, Rudolf: Joseph Wannenmacher, Maler, [2]: Nachträge und Beurteilung
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Baur, Ludwig: Ein Prachtstück der Metallurgie
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0086

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gemälde, die heiligste Dreifaltigkeit
darstellend, berichtet, das einst im Pfarr-
haus zu Tomerdingen mar und jetzt in
Privatbesitz (Herr Redakteur Dr. Stein-
häuser in Stuttgart) sich befindet. Ich
habe das sehr schöne Bild eingesehen.
Dasselbe ist von einem oberen Altar-
anffatz und bezog sich offenbar auf das
eigentliche Altargemälde. Es ist nämlich
nicht die Dreifaltigkeit, sondern nur Gott
Vater (herrliche Figur!) neben der Welt-
kugel und der hl. Geist dargestellt. Rechts
vom Vater steht in den Wolken ein Thron-
sessel, auf dem ein Kreuz liegt, die zweite
göttliche Person ist also nicht ans dem
Bilde. Das abwärts zeigende Zepter
des Vaters und die vom hl. Geist aus-
gehenden Strahlen weisen auf ein unteres
Bild hin, vielleicht eine Taufe Jesu. Das
Bild ist datiert und wurde 1760 gemalt.

Ein anderes Leinwandgemälde von
Wannenmacher findet sich in der K. Alter-
tnmssammlung zu Stuttgart, es ist eine
sehr hübsch und anmutig genralte hei-
lige Familie, das an einem Ort mit
sehr ungünstiger Beleuchtung hängt. Joseph
mit de»l Stab in der Hand ist besonders
schön. Maria mit lieblichem, etwas be-
kümmertem Antlitz hat eine Hand um
Jesus geschlungen, während ihre andere
Hand das Gewand zusammenrafft. Es
scheint der Moment festgehalten zu sein,
wo Jesus nach dem Wiederfinden im
Tempel jene bekannte Zwiesprache mit
Maria und Joseph hält, lieber den drei
Personen schwebeir drei Engelsköpschen.
Auf der Rückseite des Bildes liest mau:
Josephus Wannenmacher leert 1770.
Eine am Bild angebrachte Bemerkung
sagt, es sei ein Altarblatt ans Gmünd.
Nähere Nachrichten fehlen.

V.

Der Kuriosität halber ist auch zu der
Beschreibung der Malereien in der Domi-
ni ka nerkir ch e zu Rot t we i l(„Archiv"
1907, S. 105) uachzntrageu, >vas Nagler,
Neues allgemeines Künstleriexikon, Bo. 21,

S. II5/116 zu berichten weiß. Derselbe
nennt Wannenmacher einen Zeitgenossen
eines Malers Wannemann, der in
Rottweil in der jetzigen protestantischen
Kirche (Dominikanerkirche) ein Decken-
gemälde gemalt habe, welches die Belage-
rung der Stadt durch die Franzosen nach

dem dreißigjährigen Krieg vorstelle. Das
Gemälde, sagt Nagler, zeichnet sich aus
durch kühne Anordnung und eine seltene
Kenntnis der Vogelperspektive. „In der
Vorhalle des gotischen Turms der Stifts-
kirche malte er Szenen ans der Leidens-
geschichte des Herrn, effektvolle Bilder.
Auch im Innern der Kirche sind Fresko-
gemälde von ihm, aber so flüchtig und
manieriert, daß man in jedem Pinselstrich
eine Bestätigung der schlechten Bezahlung
des Künstlers merkt. Die Handfertigkeit
Wannemanns war außerordentlich. An
der Mauer des alten Gottesackers ist eine
Krenzschleppnng mit ungefähr 30 Figuren,
welche er in Einem Tag in Fresko malte.
Ebenso schnell malte er den Einzug Christi
in Jerusalem an der Außenseite des
Unteren Tores zu Roltweil. Um sich
für das schlechte Honorar zu rächen,
nahm er diesmal nur Leimfarben, führte
aber den Esel in Fresko aus, so daß
nach kurzer Zeit beim Eintritt des Regen-
welters alle anderen Figuren weggewaschen
wurden. Der jüngeren Generation galt
der Esel als Stadtwappen, bis endlich
in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts
(d. h. des 19.) der Wappenträger ab-
gebrochen wurde. Wannemann verließ
sogleich Rottweil." So weit Nagler. ES
ist klar, daß er statt Wannenmacher einen
Wannemann in die Kunstgeschichte ein-
geschleppt bat, der gar nicht existierte.
Was er Wannemann zujchreibt, die Fres-
ken der Dominikanerkirche, gehört uuierem
Wannenmacher an und Naglers Wanne-
mann ist ans dem Künstlerlexikon zu streichen.

(Fortsetzung folgt.)

Lin Frachtstück der Metallurgie').

Besprochen von Prof. Dr. Ludwig B a u r.

Daß auch in der Melallknust, soweit sie
innerhalb der Kirche Verwendung findet,
die Abkehr von der Fabrikware zur Losung
geworden, ließ schon die Abteilung für
christliche Kunst auf der Münchener Aus-
stellung 1908 erkennen. Dort waren von
verschiedenen Firmen Erzeugnisse der kirch-
lichen Unedel- und Edelmetallknnst, Kreuze,
Monstranzen, Leuchter, Meßkännchen und
dergl. ausgestellt, welche unter Anwendung

’) Zw» allgem. vergl. Liter, Geschichte der
Metallkunst I, Stuttgart 1904.
 
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