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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 8
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Wunder, ...: Die Altäre der Stiftskirche in Wiesensteig, [2]
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Effinger, Franz Xaver: Das Münster zu Ulm, [1]: nova et vetera
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0089

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78

1. Der Hochaltar, lieber die Er-
stellung desselben geben die Akten keinen
näheren Aufschluß. Doch wird in einem
Schreiben des Dekans und Kapitels an
den Fürstbischof Johann Christoph von
Augsburg vom 7. November 1667 er-
wähnt, daß der hochfürstliche Montsorlische
Altar in dem Chor gänzlich perfektioniert
sei. Uebrigens mußte dieser Altar schon
im Jahie 1719 einem neuen weichen.

2. D e r B r u d e r s ch a f t s a l t a r,
P f a r r a l t a r oder ch u r f ü r st l i ch e
Altar, links vom Chorbogen. Auf die
Bitte des Stifts um einen Beitrag zur
Erstellung des Bruderschastsaltars ver-
willigt Churfürst Ferdinand Maria von
Bayern 300 Gulden unterm 13. November
166], Verfertigt wurde derselbe von
Johann Thoinas Pnrzberg, Bild-
hauer in Biber ach, im Jahre 1662
und zwar um 220 Gulden. 1664 Ueber-
schlag des Andieas Vogel, Flach-
malers in Wiesen steig, zur Fassung
des Altars u>n 315, 300 oder 245 Gulden
je nach Ausführung. Kam nicht zustande.
1672 Bille des Stifts an den bayerischen
Chm fürsten um einen Beitrag zur Fassung
des Altars.. Am 9. März 1686 bezeugt
Dechant Johann Sntor, daß er von dein
„Hochedelgeborenen Herrn Balthasar
Engenlohr h?), bayerischer Truchseß und
Oberoogt der Reichsgrafschaft Wiesensteig",
300 Gulden zur Fassung des churfürst-
lichen Altars bekommen habe. Das Stift
verpflichtet sich dafür, jährlich 25 heilige
Messen nach der Intention de-Z Chur-
fürsten zu lese». 4. August 1686 Ange-
bot des Johannes Zimmermann,
Malers in Augsburg, den Lieb-
srauenaltar um 300 Gulden zu fassen.
Eine schöne Zeichnung dieses Altars von
'Meister Purzberg ist in den Akten des
K. Staatsarchive!- in Stuttgart noch er-
hallen (Kopie im Besitz des Verfassers).
Ec zeigt das gewöhnliche Schema der
Renaissance- und Barock-Altäre: großes,
im Halbkreis geschlossenes Mittelbild, um-
geben von zwei gewundenen Säulen,
darüber das verkröpfte Gebälk und ge-
schweifte Giebel, zwischen ihnen ein kleinerer
Ausbau (Aedikula) ebenfalls mit gewun-
denen Säulcheu, aber geradem, gebroche-
nem Giebel. Der Altar zeichnet sich aus
durch einfachen, klaren, streng architek-

tonischen Ausbau. Das Ornament zeigt
vielfach den in jener Zeit üblichen Knorpel-
stil. Der Bilderschmuck stimmt beinahe
ganz überein mit dem des alten gotischen
Pfarraltars (oben Nr. 12). Im Mittelfeld
sehen wir die Himmelskönigin, auf einem
kleinen Tabernakel stehend, mit Strahlen
und den fünfzehn Geheimnissen des Rosen-
kranzes in kleinen ovalen Medaillons um-
geben. Unten, links und rechts vom
Tabernakel knien der hl. Dominikus und
die hl. Katharina von Siena. Links und
rechts von der Netabel bauen sich zwei
kräftige Konsolen mit Engelsköpfen ans,
ans ihnen stehen der hl. Stephanus und
Laurentius. Auf den geschweiften Giebeln
stehen der hl. Joseph mit Dem Jesuskind
und der hl. Benediktus. In der Aedikula
steht S. Cyriak, der Patron der Stifts-
kirche, auf derselbe:! S. Dorothea, auf
den Giebeln der Aedikula sitzen Engel
mit Leidenswelkzeugen. Der Altar wäre
der Nachahmung setir würdig.

Das Münster zu Ulm').

Nova et vetera.

Von Garnisonpsarrer Fe. £. @f fing er, Ulm.

Das ehrwürdige Ulmer Münster hat
in dem im Spätherbst 1905 erschienenen
Werke R. Pfleiderers, langjährigen Stadl-
pfarrers dieser Kirche, eine würdige Dar-
stellung gefunden, die sowohl hinsichtlich
des Textes als der bildlichen Wiedergabe
des Baues und seiner Kunstwerke allen
Ansprüchen gerecht wird. Die 48 Tafeln
des Werkes sind mustergültige Abbildungen
nach Originalausuahmeu, die teilweise mit
großen Schwierigkeiten verbunden waren.
In der Verwertung der Literatur dürfte
dem kundigen Verfasser kaum ein wichtiger
Aufsatz oder Artikel einer Zeitschrift enl-
gangeu sein.

Bei der Grundsteinlegung des Münsters
am 30. Juni 1377 leitete die alten Ulmer
vor allem der Gedanke, ihre Pfarrkirche
innerhalb der Mauern zu bekommen und
zugleich sich von der kirchlichen Ober-
Herrlichkeit des Klosters Reichenau unab-
hängig zu machen. Die alle Pfarrkirche
— die „pfarre über veld" — stand aus

'•) Das Münster zu Ulnt und seine Knnst-
denkmäler von Or. :!!. P f l e id e r e r. Gr. Folio.
Stuttgart (K. Wittiver) 1907. Preis 40 M.
 
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