Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

DOI Heft:
Nr. 9
DOI Artikel:
Pfeffer, Albert: Paramentik-Fragen, [1]: ein Vortrag von Stadtpfarrverw. Alb. Pfeffer in Balingen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0092

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
fjcrciiisjeacbei! linb redigiert von Universitäts-Professor Or. L. Baur in Lnbingc».
Eigentum des Rottcnlnirger Diözesan-Annstvereins;
Koininissions-Uerlcig und Druck der Aktien-Gcscllschaft „Deutsches Volksblatt" in Stuttgart.

Or.

Jährlich 12 Nniuniern. Preis durch die Post halbjährlich M. 2.25 ohne

9 Bestellgeld. Durch den Buchhandel sowie direkt von der Berlagshaudlung JQOO
Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt" iu Stuttgart pro Jahr M. 4.50. ' ' '

paramentif^ragen.

Ein Vortrag von Stadtpfarrverw. Alb. Pfeffer
iu Balingen.

Sich mit Paramentik zu befassen, gehört
zu den ältesten Traditionen des Rotteu-
burger Diözesanknnstvereins. Es war in
den fünfziger Jahren des letzten Jahr-
hunderts, als sich drei begeisterte Kunst-
freunde, Dr. Florian Nieß, damaliger
Redakteur des „Deutschen Volksblatts"
und des „Katholischen Sonntagsblatts",
Pfarrer Laib und Pfarrer Dr.
Schwarz, zusammentaten, unt die
kirchliche Paramentik wieder in neue
Bahnen zu lenken. Es mögen damals
trostlose Verhältnisse bestanden haben.
Die lebendige Tradition des Barock,
Rokoko und Klassizismus war unterbrochen
oder hatte sich im Sande verlaufen.
Geschmacklosigkeit, Nüchternheit, eisige
Kälte und Unkultur halte sich in die
Paramentik eingedrängt; es herrschte ein
kau.nl mehr zu unterbietender Tiefstand,
von devl sich manche der älteren Geist-
lichen wohl noch einen Begriff machen
können.

Unter dem Einfluß der Romantiker und
der Reichenspergerschen Ideen wurden diesen
Männern die Knnstschöpfnngen des Mittel-
alters, also der romanischen und gotischen
Periode, Vorbild und unübertroffene Vor-
lage. Die Regeln und Bildnngsgesetze der
mittelalterlichen Kunst sollten auf Neu-
bildungen von kirchlichen Gewandstücken
angewandt werden, nach dem Muster
mittelalterlicher Paramentenstücke sollte
Neues gebildet werden, aus ihnen sollte
sich eine Schule selbständigen Schaffens
entwickeln.

tttgart pro Jahr

. Ansgestatlet mit einem geschärften Blick
für die tatsächlichen Bedürfnisse der Gegen-
wart und den einznschlagenden Weg
i gründeten diese Männer 1857 den
„K i r ch e u s ch m u ck", ein Archiv für weib-
liche Handarbeit. Nach den Ansichten der
Gründer sollte dieses Organ die Para-
mentikkunst neu beleben und befruchten.

! Das ist ihnen auch in reichem Maße ge-
lungen durch eine Fülle von neuen Vor-
lagen und Entwürfen, wie durch die be-
i lehrenden Aufsätze, die in einer langen
Serie von Bänden des „Kirchenschmuck"
erschienen sind. .Dieses Organ hat der
Paramentik in Tat und Wahrheit neue
Wege gewiesen, sie neu belebt und durch-
geistigt. Heute noch zehren wir von dem
künstlerischen Kapital, das von den leiten-
den Mänuerir des „Kirchenschmucks" auf-
gespeichert worden ist.

Seit diese Männer, die einen unver-
gänglichen Ehrenplatz in der Erinnerung
des Diözesanknnstvereins verdienen, mit
ihren Bestrebungen hervorgetreten sind,
ist ein halbes Säkulum dahingegangen.

Wie damals, so ergeht auch heute
wieder der Ruf nach einer Verjüngung
und Neubelebung der kirchlichen Para-
mentenkunst.

In einein beherzigenswerten Artikel
„Vom „kirchlichen" Stilelend" ch legtJo-
hannes Atu mb au er den Finger aus
den bedauerlichen Tiefstand der kirchlichen
Paramentik: Er konstatiert an der Mehr-
zahl der heule gebräuchlichen liturgischen
Gewänder eine „merkwürdig unfeine, un-
harmonische, roh schreiende Wirkung, die

') Hochland II (1904,05), Augusthefk, 542—548.
 
Annotationen