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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 10
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Baur, Ludwig: Die Ausstellung für christliche Kunst in Düsseldorf 1909, [1]
DOI Artikel:
Pfeffer, Albert: Paramentik-Fragen, [2]: ein Vortrag von Stadtpfarrverw. Alb. Pfeffer in Balingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0106

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95

hier zu finden. Man braucht nur an die
Namen Troger, Knoller, Raphael Mengs,
Führich, Moritz v. Schmind zu erinnern.
Ganz besonders instruktiv und fein ist
das Kabinett mit den Handzeichnungen,
Aquarellen, Entwürfen Führichs, die seinen
ganzen Entwicklungsgang veranschaulichen,
angefangen von den unbeholfenen Blei-
stiftzeichnungen des sieben- und achtjährigen
Knaben, bis zu St. Christophorus, der
letzten anSgeführten Bleistiftzeichnung des
vollendeten Meisters. Die ganze Lieblich-
keit, seelenvolle Tiefe, Frömmigkeit, Ehr-
furcht vor dem Heiligen, welche in Meister
Führichs reiner Seele lebte und wirkte,
strahlt uns aus diesen seinen Bildchen
entgegen. Sie gehören zum Edelsten
und Schönsten der ganzen Düsseldorfer
Ausstellung und verraten eine zeichnerische
Fertigkeit, wie sie heute mindestens höchst
selten sein dürfte. (Forts, folgt.)

j)aramentik-Hragen.

Ei» Vortrag von Stadtpfarrverw. Alb. Pfeffer

in Balingen.

(Fortsetzung.)

Für die Alllagsparamente genügen ein-
fachere, aber ebenso solide Stoffe. Es
soll immer mehr Uebnng und Grundsatz
uieiben, schlechte, minderwertige Stoffe
ganz vom Paramentenschrank fernzuhalten.
Nur solide Stoffe zu kaufen, verlangt der
eigene Vorteil, gute Stoffe sind für die
Dailer ailch die billigsten, weil haltbarsten.
Besonders ärmere Kirchen, zumal Diaspora-
kirchen, werden gut daran tun, bei Er-
werbnng von Paramenten ans Goldschmnck
und Passiflora und Rosenstickereien zu
verzichten, dafür aber auf einen ganz
soliden, für viele Jahrzehnte haltbaren
Stofs zu schauen I. Es ist ein trauriger
Anblick für einen Diasporageistlichen, wenn
nach Verlauf von wenigen Jahren ein
Meßgewand so abgenutzt, brüchig, fällig
aussiehl, daß man es als unwürdig für
den Gebrauch am Altar ausscheiden muß,
die Mittel aber zu einer Neuanschaffung

Größeren Kirchen ist zu onipsehlen, bei An-
schaffung von Werktagsgewändern zivei gleiche
Meßgewänder von derselben Farbe zu erwerben,
das hat den Vorzug, daß, wenn die Vorderseite
abgeriebcn ist, lnndige geschickte Hände aus den
Leiden Rückseiten ein noch lange brauchbares Ge-
wand zusaininenfügen können.

fehlen. Darum muß der erste Grundsatz
bei Herstellung wie bei Erwerbung der
Paramente werden: nur solides, gedie-
genes erstklassiges Material; Schmuck und
Verzierung spielen eine ganz untergeord-
nele Rolle. Mit der puren Sachkuiist, der
Materialgediegenheit wäre eine Besserung
der Paranientikverhältnisse zu beginnen.

1L Farbe.

In ihrer oben zitierten Schrift beklagt
Frau Helene Stummel als einen tief ein-
gerissenen Schaden des heutigen Para-
mentikbelriebes das Fehlen eines feinen
Farbensinnes, die Geschmacklosigkeit in
der Farbe '). Die Mehrzahl der heutigen
Paramente milß sich das Verdammungs-
nrteil als in der Farbe geradezu belei-
digend und häßlich für die Kirche gefallen
lassen. Alan mute unseren Damen ein-
mal zu, ein Kleid zil tragen im Tone
unserer sogenannten „kirchlichen" Farben.
Mit welcher Entrüstung, aber auch mit
wie viel Recht würden sie eine solche Ge-
schmacklosigkeit weil von sich weisen!

Woher diese Erscheinung? Als in den
dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts
der Betrieb der kirchlichen Paramenlik
vollständig versandet war in Flauheit und
Charakterlosigkeit und man der bunten
großblumigen Meßgewänder mit beiu miß-
verstandenen plastisch - blumigen Flächen-
schmnck satt war, suchte man nach kor-
rekteren, von der Liturgie aufgestellten miD
vorgeschriebenen Farben. Eben damals
hatte die wissenschaftliche Forschung ans
Grund der Zerlegung deS weißen Sonnen-
lichts in die Farben deS Spektrums die
reinen Farben entdeckt. Aus dem Farben-
kceis des Spektrums entnahm man die
entsprechenden liturgischen Farben in ihrer
krassen Reinheit und Unmittelbarkeit und
stellte in dieseir Farben Stoffe, Seiden,
Samte und Stickmaterial für kirchliche
Zwecke her. Diese wurden über den ganzen
Erdkreis, soweit er katholisch ist, verschickt
unter der Marke „Stoffe in kirchlichen
Farbeit". So entstand das Schlagwort:
„kirchliche Farbe'"). Der Chemie ist es
gelungen, diese Violett, Grün, Rot ans
Teerpräparaten in vollkommenster Re>»-
knltnr herznsteilen, und so entspricht bezüg-

') H. Stummet, 1. c. S. 2(3; 30.

H H. Stummel, I. c. p. 24 f.
 
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