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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 10
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Pfeffer, Albert: Paramentik-Fragen, [2]: ein Vortrag von Stadtpfarrverw. Alb. Pfeffer in Balingen
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Weser, Rudolf: Joseph Wannenmacher, Maler, [4]: Nachträge und Beurteilung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0107

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96

lich der Farbe ein gut Teil der heutigen
Meßgewänder als ein Triumph der Tech-
nik den strengsten Forderungen der Chemie,
nicht aber denen eines guten Geschmackes
und feineren Farbempfindens.

Gegen die Verwendung dieser reinen
Farben, der puren scharfen Grün, Violett
und Not geht zum guten Teil der heutige
Kampf.

Es ist Tatsache, daß wir in der
Natur keine reinen Farben haben. Alles
in der Natur präsentiert sich lonig, die
Farben alle sind gemischt aus verschiedenen
Farben, gemildert durch die weiße, gelb-
liche, bläuliche Farbe des Lichtes, das den
Aether durchflutet. Wir nennen die Er-
scheinung Stimmung1). An einem Sommer-
abend ist alles in Gold getaucht; alle
Farben in der Natur nehmen etwas an
von dem flutenden, leuchtenden, zitternden
Gold, sie verlieren an Schärfe, gewinnen
aber dafür an Verwandtschaft, an Zu-
sammenklang, an Harmonie^). Auch ein
Kircheninterieur an einem festlichen, feier-
lichen Frühlingssonntagmorgen mit dem
allgoldenen Altar, den weichen Wand-
und Deckenfresken, dem milden Schiminer
der allen, ehrwürdigen Kirchenfenster, dem
satten, tiefen Eichenton des Kirchengestühls,
alles durchflossen vom frischen, wohligen
Strahl der Frühlingsmorgensonne, ivelch
eine Harmonie, welch ein wohltuender,
wundersamer Zusammenklang! Da tritt
der Priester an den Altar: in schreiend
rotem oder grünem Meßgewand! Das
Grün schreit, drängt sich auf, macht sich
unangenehm bemerklich, überschreit alles,
zerreißt und löst die schöne Harmonie und
lötet den Zusammenklang. Muß das so
sein? Muß die Harmonie gestört sein?

Alle alte Kunst kennt keine Verwen-
dung ganz reiner Farben im chemisch-
physikalischen Sinne. Ich will nur Hin-
weisen ans die prachtvollen feinfarbigen
orientalischen Teppiche, die letztes Jahr
die Räume des Landesgewerbeniuseums
in Stuttgart füllten, auf die zarten Altar-
bilder eines Lukas Moser, eines Zeitblom,
eitles Jörg Ziegler, des Meisters von
Meßkirch, deren Altarbilder in ihrem
wundersamen Farbenzusammenklang wie

Ü H. Stummel, I. c. p. 18 s.

s) 1. c.

ein zartes lyrisches Lied anmuten, an den
milden Farbenschmelz der alten, herrlichen
Glassenster der Ravensburger Frauen-
kirche, der Eriskircher Wallfahrtskirche
und der Hinter Münsterkapellen, die durch
ein zartes, weiches, abgetöntes Violett
einen straffen Zusammenhalt bekommen
und so wohl aus das Auge wirken. Hin-
weisen will ich auf die Paramente der
alten Zeit, auf die Paramentenausstellung
vor zwei Jahren in Ravensburg, wo sich
die herrlichen textilen Kunstschätze der ober-
schwäbischen Stifter uild Kirchen ein Stell-
dichein gegeben mtb ein stilles, wehmütiges
Zeugnis abgelegt haben von alter Pracht
und Herrlichkeit, eine Ausstellung, die nur
durch die vielen mehrwöchentlichcn opfer-
reichen Bemühungen des Herrn Bild-
hauers Theodor Schnell jr. in
Ravensburg zusammengekommen ist, wo-
für ihm reichster Dank und Anerkennung
gebührt. Hinweisen will ich ans die herr-
lichen Paramente aus den Gmünder Kir-
chen und Nachbarspfarreien, die dank den
Bemühungen des kunstsinnigen Gmünder
Kaplmis Herrn Weser int Vorsaal des
Vereinshauses in so übersichtlicher Weise
ausgestellt sind. Man inöge einmal
diese herrlichen Gewandstücke auf die
Farbe hin besichtigen, diese schweren Rot-
braun und Gold, die 'Modefarben des
Louis Qnatorze, diese prachtvollen silberigen
Blatt und Silbergrau, in die violette und
rote Töne hineinspielen, diesen Wechsel
voit Blau und Gold, diese prächtigen zu
Orange neigenden Rot, diese mildeit, sam-
tenen Grün, diese Violett mit bem Stich
ins Bräunliche, Graue, so warnt und so
wohltuend bem Auge.

(Fortsetzung folgt.)

Joseph Wannenmacher, Waler.

Nachträge und B e u r t e i l u n g.

Von R. Weser, Kaplan in Gmünd.

(Vgl. „Archiv f. christl. Kunst" 1907, Nr. 7-12.)

(Schluß.)

Von allen Kritikern muß anerkannt
werden die Bravour in der Zeichnung,
die wir an allen Werken Wannenmachers
bewundern. Fäh sagt: Wannenmacher
hat „sein Bestes in den glänzenden Archi-
tekturen seiner Ränme geschaffen. Diese,
gehoben durch eine spielende Leichtigkeit
 
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