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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 11
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Clavell, A.: Ueber blutende Madonnenbilder, [3]: Nachträge zu Gageurs "Maria vom Blute"
DOI Artikel:
Pfeffer, Albert: Paramentik-Fragen, [3]: ein Vortrag von Stadtpfarrverw. Alb. Pfeffer in Balingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0120

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105

polrecht dem Johann Bux von Schrez-
heim verlieh.

Die kurze, fast vergessene Blüte jenes
Knnfthandwerks in Schrezheim und seiner
nächsten Konkurrenz Crailsheim und im
weiteren Frankenlande hat Schanfsele in
den Württembergischen Vierteljahrsheften
für Landesgeschichte „Zur Geschichte der
Töpferei in Franken, mit besonderer Rück-
sicht auf die in der Haller Sammlung
anfbewahrten Gegenstände. Nebst einem
Anhang über Schrezheim" kurz behandelt *).

Ob nicht dieser Gründer der Porzellan-
fabrik, dessen Grabstein noch in der Kapelle
steht, dessen Vorfahre, Franz Matthäus
Bux, nach dem Beispiel seines Schwieger-
vaters Ziegler die Kapelle weiter ausge-
stattet und 1729 dem hl. Antonius ge-
weiht hat, auch zu deu Stiftern der wachsen-
den Einkünfte der Bnxscheu Kapelle gehört
imb ob nicht gerade an seine Person die
Vermittlung des merkwürdigen Kunst-
werkes sich knüpfen sollte?

(Schluß folgt.)

j)aramentik-Fragen.

Ein Vortrag von Stadtpfarrverw. Alb. Pfeffer
in Balingen.

(Fortsetzung.)

Gegen die chemischen Anilinfarben, wo-
mit die heutigen Paramentenstoffe zum
guten Teil gefärbt sind, ist ferner der
schwere Einwnrs zu erheben, daß sie dem
Lichte nicht standhalten. Die Farben
der kirchlichen Gewandungsstoffe müssen
unbedingt echt sein gegen Licht, Luft und
Reibung. Der nlodernen Färbetechnik
ist es möglich, alle diese Bedingungen
oder wenigstens zum größten Teil zu er-
füllen, indem sie wieder auf die vegeta-
bilischen und mineralischen Farben zurück-
ging. Diese nalürlichen Farben haben
den Vorzug, weniger den zersetzenden Ein-
flüssen des Lichtes ausgesetzt und fast un-
vergänglich zu sein. Gerade diese vege-
tabilischen imb mineralischen Farbstoffe
ergeben bei der Färbung der Stoffe ab-
getönte Farben, keine reinen, un-
gebrochenen Farben. Schon die Natur
meist also aus die gebrochenen Töne hin,
die ans das Auge so wohltuend und an-
genehm einwirken. Freilich sind diese

') 188J. S. 155 ff.

Farben auch erheblich teurer als chemische
Farben. Liegt es.den Konsumenten daran,
farbechte Paramente zu bekommen,_ die
unter der Einwirkung des Sonnenlichts
nicht schießen sollen, gilt es auch, einen
um ein weniges höheren Preis beim An-
kauf von Paramentenstoffen anzulegen.

Es ist ein hoch anznrechnendes Verdienst
der Frau Helene Stummel in Kevelaer,
gegen die Verwendung dieser mit den
giftigen Anilinfarben grell gefärbten Para-
menteustoffe energisch aufgetreten zu sein
und gegen die Begriffsverwirrung, als ob
chemisch- und physikalisch-reine Farbe und
kirchliche Farbe sich decken müßten, den
Kamps ausgenommen zu haben. Wir
müssen die Dame in diesen Bemüh-
ungen unterstützen. Es ist wahr: die
Anschauung von deu reinen Farben, von
den sog. „kirchlichen" Farben ist so all-
gemein angeuomnien, so tief eingebürgert,
daß es längere Zeit brauchen wird, bis
ein besserer Geschmack sich wieder nu-
gebahnt hat. Paramentenvereine, Para-
mentengeschäfte, Konsumenten, Pfarrer
müssen gemeinsam eine Besserung erstreben
und erwirke».

Als vor Jahren ein Paramentenhänd-
ler aus seinem großen Koffer die grellsten
Rot und Violett und die giftigen Grün-
Paramente herausholte und mir anbot,
entsetzte ich mich über diese Geschmack-
losigkeiten und fragte verwundert, wie er
denn dazu komme, diese abscheulichen
Sachen zu führen und einem feiner emp-
findenden Menschen anzubieten. Ruhig
gab er zur Antwort: „Diese Sachen,
billig und schlecht, werden gerade am
meisten begehrt. Wir kennen unser Pub-
likum und passen uns seinem Geschmacke
an. Und wenn ich die Pfarrherrn frage,
warum sie gerade diese grellen Paramente
kaufen, sagen sie, diese Farben sind eben
die kirchlichen." Es lut not, daß beide,
Produzenten und Konsumenten mit der
bisherigen Praxis brechen: die Geschäfte,
daß sie edlere, lichtechte, besser und to-
uiger gefärbte solide Stoffe zu Paramen-
ten verwenden, die Pfarrer, daß sie
grundsätzlich keine solchen geringen, schrei-
enden, häßlichen Paramente kaufen, kon-
sequent alles Geschmacklose znrückweisen
und nur Gutes und Solides von ihrem
Geschäft sich zeigen lassen. So viel seinen
 
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