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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 11
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Baur, Ludwig: Die Ausstellung für christliche Kunst in Düsseldorf 1909, [2]
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0127

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112

drängte, ja in gewissem Sinn fast ganz
aufhob.

Es gilt in der Tat auch hier das Urteil,
das Kuhn in seiner Kunstgeschichte in die
Worte zusammeufaßt: „Wer die religiösen
Werke dieser Meister durchgeht, wird selten
Entlehnungen aus den vorraffaelitischen
Malern begegnen (gemeint sind die Um-
brier, Umbroflorentiner und Sienesen) —
ja, auch nur Anklängen an sie, wohl aber
wird er deren reine, heitere, innige, ge-
fühlvolle religiöse Auffassung finden —
doch, und dies muß besonders betont wer-
den, in auffallend ausgesprochener deut-
scher Uebersetzung." (Forts, folgt.)

Literatur.

Fritz Kunz, Der hl. Franz von Assisi,
mit Text von Heinrich Feder er (Ver-
lag der Gesellschaft für christliche Kunst).
München 1908. 4°. 48 Seiten, mit sechs
Farbentafeln. Preis 5 M.

Die Kunst, ein Buch als Ganzes schön zu ge-
stalten, ist niemals höher gestanden als in Deutsch-
land zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks.
Was Guteuberg und seine Genossen in: engen
Anschluß an die sichere Tradition der mittelalter-
lichen Handschriften geschnitten, gegossen, gesetzt,
gedruckt haben, das hat keiner ihrer Nachfolger
an Kraft und Harmonie übertroffen. Es ist
heute noch ein Entzücken, eine gute' Inkunabel
zu durchblättern: ein schöner Letternsatz, breiter
Papierrand, kräftige Initialen, die Holzschnitte
als Ornamente mit dein Text zu Einem Ganzen
sich zusainmenschließend. Im 19. Jahrhundert
ist die Buchausstattung von ihrer Höhe tief, sehr
tief gesunken. Erst wenige Jahre sind es her,
daß man der schönen Gestaltung eines Buches
wieder seine Aufmerksamkeit zuwendet. Das Buch
als Kunstwerk: das ist die Forderung von heute.
Z:r den erfreulichsten Proben eines guten Ge-
schmacks in der Buchausstattung gehört das vor-
liegende Werk. Ein Leben bes einzigartigen
Heiligen von Assisi darf auch nicht in der all-
täglichen Buchausstattung sich vorstellen, sondern
in einem ganz schlichten, künstlerisch-echten Aeußern,
wie es hier geschieht. Der große Lelternsatz in
Antiqua mit kräftiger Linienumrahmung ist für
das Auge sehr wohltuend. Zwischen dem Text
stehe» die schlichten, bewußt-prinütiven Schwarz-
Weiß-Zeichnungen des Schweizer Malers Fritz
Kunz. Sie passen sich in ihren fast ungeschlachten
Pinselstrichen den Taten und Worten des ein-
fachen Heiligen recht wohl an. I» diesen Blät-
tern spricht etwas voni franziskanischen Geist her-
aus. Weniger befriedigen die Dreifarbendrucke,
die au sich ganz hervorragende Leistungen der
fortgeschrittensten Drucktechnik sind. Sie sind
hergestellt nach großen Oelbilderu des Malers
Kunz, die in den letzteil Jahren auf den Mün-

chener Ausstellungen zu sehen waren. So voll-
kommen auch die Dreifarbendrucke nach den zarten
duftigen franziskanischen Idyllen in technischer
Beziehung sind, in dieser Verkleinerung auf glattes,
glänzendes Kunstdruckpapier gedruckt, wirken sie
zu weich und süß. Schlichte Originallithographien
oder Schwarz-Weiß-Zeichnuugen hätten eine kräf-
tigere, einheitlichere Wirkung ergeben. Alles in
allem ist das Buch eine erfreuliche Leistung, ein
eminenter Fortschritt in der Verfeinerung des
Buchäußern, ein Vorbild für Ausstattung von
Heiligenleben. In einem begeisterten Text, der
wie ein Hymnus auf den Armen von Assisi sich
liest, klingen die Kunzischen Bilder weiter. Zu-
iveilen wird das begleitende Wort zu oratorisch
und will mit dem kindlich-einfachen Heiligen Franz
nicht mehr restlos zusammenharmonieren.

Balingen. Stadtpfv. Pfeffer.

Die Wandmalereien von Prof. L.

Seitz in der Deutschen Kapelle der Ba-
silika zu Loreto, beschrieben von Msgr.

G. Milanese. (48 Illustrationen im

Text und zwei Einschaltbilder.) Einsiedeln,

Benziger.

Eine kostbare Festgabe, die Freude zu schaffen
in hohem Grade geeignet ist, ein schönes Denk-
mal für den 1908 verstorbenen, als Mensch wie
als Künstler hervorragenden Direktor der Vati-
kanischen Pinakothek.

Jnniitteu der Wüste der modernen Malerei
mit ihrer Anarchie der Formell, ihrer Geistes-
armut und ihrem oft abstoßenden Naturalismus
mutet diese Kunst an wie eine freundliche Oase,
wo schönstes Leben blüht, die Quellen wahrer Kunst
und hoher religiöser Begeisterung springen. Seitz
hat bei den großen Meistern des Mittelalters
gelernt, bei den Florentinern, Unibriern und Sie-
nesen; aber er ist selbst auch ein Großer, groß in
der Konzeptioir, Komposition und in der malerischen
Ausführung. Die Entwürfe zeugen von hohem
künstlerischen Schauen, die Komposition von großer
Meisterschaft. (Vgl. die großen Gruppenbilder
z. B. Grab Mariä.) Die malerische Ausführung
geht freilich ganz airdere Wege als die Moderne.
Sie ist auch naturwahr; da und dort glaubt
mau eine Szene aus dem italienischen Volks-
leben zu sehen, aber es findet sich nirgends Ab-
stoßendes, Bizarres oder gar Gemeines. Wollte
man etwas vielleicht anders wünschen, so könnte
es wohl am ehesten der fast übermäßig reiche
architektonische Hintergrund sein. Die Kunst von
Seitz ist voll Formenschönheit, aus tiefinnerem
Glauben herausgeschaffeu; sie erhebt und stimmt
zur Andacht, sie betet. Es läßt sich auf sie ein
Wort von: Künstler selbst anwenden: „Alles
Schöne ist eine besondere Gabe, welche außer
dem Nützlichen und Guten den Charakter des
Göttlichen offenbart."

In dem Herausgeber G. Milanese hat Prof.
Seitz selbst den trefflichsten Interpreten seiner
Werke und dargestellten künstlerischen Ideen ver-
ehrt. Der erklärende Text, der den vielen und
wohlgelungenen Illustrationen beigefügt ist, gibt
ihm dies gleiche Zeugnis.

H e i d e n h e i in.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt'

Dr. Ehrhart.
 
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