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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 27.1909

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Nr. 12
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Baur, Ludwig: Ein heiß umstrittenes Marienbild, [1]: die "Madonna mit der Wickenblüte"
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Clavell, A.: Ueber blutende Madonnenbilder, [4]: Nachträge zu Gageurs "Maria vom Blute"
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https://doi.org/10.11588/diglit.15942#0131

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1 ln

mit einem Bild des beginnenden 15. Jahr-
hunderts, Maria mit Heiligen in der
Galerie zu Darmstadt.

Ebenso lassen sich Parallelen erbringen
für die zwei stehenden Heiligen auf den
Flügeln des Altärchens.

Dazu kommen noch einige Beobach-
tungen, welche sich dem Kölner Restau-
rator Fridt aus einer Vergleichung mit
dem ebenfalls anfangs des 19. Jahr-
hunderts übermalten Klarenaltar ergaben:
Dahin gehört die Form der Heiligenkronen
mit den aufgesetzten Tnpfnngen, ferner
eine Form des Nimbus, die sich am
Klarenaltar ebenfalls als neuzeitlich her-
ausgestellt hatte. So zieht Poppelreuter
das Fazit: „Sowohl die Madonna mit
der Wickenblüte, wie die Umstilisierungen
am Klarenaltar sind das Resultat ein
und desselben Zeitabschnitts", ca. 1820.

Gegen diese Auffassung erhob sich eine
zum Teil erregte Debatte zunächst in den
Zeitungen, dann auch in Kunst-Zeitschriften.

Es ist einleuchtend, daß die allgemein
stilkritischeu Bemerkungen Poppelreuters
nicht als stichhaltig befunden wurden.
Firmenich-Richartz (Bonn) machte
sofort geltend: daß die Wahl verschie-
dener Dalstellnngen auf den Innen- und
Außenseiten durchaus der Auffassung der
Meister des 15. Jahrhunderts entspreche
und führt eine Reihe von Beispielen an.
Auch ist die Komposition der Dornen-
krönung für das 15. Jahrhundert ver-
bürgt, brauchte also nicht aus allenthalben
zusammengeholten Motiven zusammenge-
stellt werden. Aus dem Mangel an Nach-
richten über die Provenienz folgt nichts,
da diese auch bei anderen, ja gerade den
berühmtesten Kölner Bildern auch nicht
bekannt ist. (Schluß folgt.)

Heber blutende Alladonnenbilder.

(Nachträge zuGageurs„Maria vom Blnie".)

Von Dr. A. Clavell, Wetten.

(Fortsetzung.)

V.

Das Schrezheimer Fayencealtärchen
und fein Madonnenbild.

Auffallend erscheint, daß ein so seltenes
Kleinod in uirserer Diözese bis vor kur-
zenr kaum Beachtung gefunden hat. Ein

Altaraufsatz aus Fayence mit sämtlichen
Bestandteilen dieses kirchlichen Bauwerks,
Tabernakel, Repositorium, Leuchter, Engel-
fignren u. a., hat überhaupt, in unserem
Lande wenigstens, nicht seinesgleichen und
dürfte auch außerhalb wenig Analogien
haben. In einer Münchener Pfarrkirche
soll sich ein Gegenstück aus Porzellan
oder Fayence, vielleicht Nymphenburger
Arbeit, noch im Gebrauch finde». Ab-
gesehen von einigen früheren Ankaufs-
versuchen, denen der treue Hüter des
Schatzes der kleinen Kapelle in Abwesen-
heit geistlicher Pensionäre, Schultheiß
Waibel, der glückliche Besitzer verschie-
dener Schrezheimer Fayencefabrikate1), bis-
lang erfolgreichen Widerstand geleistet hat,
hat erst neuestens der junge Alteitumsverein
von Ellwangen dem seltenen Kunstwerk Be-
achtung geschenkt und endlich die Augen
des Laudeskonseroators darauf gelenkt.

Schon vor einigen Jahren hatte ich
Veranlassung gegeben, in der Registratur
des Schrezheimer Rathauses nach Kirchen-
rechnungen des 18.Jahihnnderts zu suchen,
geleitet von der Hoffnung, es werden sich
solche, wie für das treffliche schmiedeiserne
Abschlußgitter (H. B. — (Haus Bux) 1757),
auch für das Allärchen aus der einheimischen
Porzellanfabrik finden lassen, und viel-
leicht erwünschtes Licht über seinen Ur-
sprung, den Meister des kunstvollen Ent-
wurfes, die jedenfalls nach heutiger
Schätzung beträchtlichen Kosten bringen^).
Einstweilen sei hier das Rokokoaltärchen
kinz beschrieben, nur soweit es als Rah-
men für unseren neuen Typus von Blut-
inadonnenbildern dient, und erstmals hier
reproduziert nach einer von Photograph
Emil Ling in Ellwangen ansgenommenen
Photographie^.

In der überreichen Produktion der
Porzellanknnst des 18. Jahrhunderts, das

0 Ja seinem Besitz ist auch eine kostbare Original-
urkuaoe vom Jahre 1752, Ausstellung eines Fabrik-
privilegs durch den Kurfürsten von Trier, Fürst-
propst von Ellwangen, Franz Georg von Schönborn

2) Wie ich höre, hat nunmehr Prof. Pazaucek
vom Landesgeiverbemnseum Stuttgart die alten
Urkunden der Kapelle und der Fabrik sich be-
schafft, und wird das Werk die fachkundigste
Würdigung endlich erfahren.

3) Eine kleine Reproduktion bringen „Die
Kunst- und Altertumsdenkmale int Königreich
Württemberg" 111, 1, 175,
 
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