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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 28.1910

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Nr. 1
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Stummel, Helene: Die Farbe in der Paramentik, [1]
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Baur, Ludwig: Der Kreuzweg von Gebhard Fugel
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https://doi.org/10.11588/diglit.16250#0012

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alten Koptengewändern ausgeht, er be-
ruht ans der reichlichen Anwendung dieses
Purpurtones, der zu allen anderen Farben
wie die wohltuende Fülle eines rollen,
weichen Alt im vielstimmigen Chor har-
nionische Nutze verleiht. Bedeutungsvoller
steht diesem dunkeln Ton das N at urw eiß
gegenüber. Es entbehrt jeder an die Rein-
heit des spektralen Weiß erinnernden
Härte, und ist je nach seiner Provenienz
und Art als Wolle oder Seide von mais-
gelbem , brännlich-gran-weißem, goldig
gelbem (bei Seide), selbst bräunlichem Ton
(Wolle), der dem Faden bleibt, da er nur
gereinigt und nach der Entfernung der
fettigen Substanzen mäßig an der Sonne
gebleicht wird. Das Weiß behält so seine
ganze Naturunmittelbarkeit. Es ist da-
durch befähigt, Leben und Wärme allen
Farben mitzuteilen, die als mittlere, far-
bige und dunkle Töne über seinen warmen
Raturtou in der Färbung anfgetragen
werden und nun harmonisch, durchaus ver-
wandt, sich mit ihm zu herrlicher Wirkung
vereinen. Am besten lassen dies jene kon-
barerl allen Orientteppiche in den Samm-
lungen großer Knnstgewerbe-Mnseen, aber
auch noch herrle entstandene Erzeugnisse
orientalischen Handfleißes erkennen, wenn
die alte Tradition nicht der Anilinfarbe
weichen mußte.

Die f i ch e r st e n n b n nmitte l-
barste, wenn auch noch unbewußte
E iuführuug tu Far beu lehre itud
Farben h a r ru o u i e erhielt so das
Menschengeschlecht vorr der R a t n r fei b st.
Durch die stete Veranschaulichung ihrer
eisten Wirkungsbedingungen, wie sie unter
ben in harmonischer Folge sich ablösenden
Gestirnen gegeben waren, lernte nran sehen
und verstehen, wie ein farbiger Eindruck
dem Wechsel unterwoifen war in Licht nitD
Schatten, in Hell und Dunkel, und kannte
Stimmung und Slimmnngswerle und
wendete sie an. (Fortsetzung folgt.)

Der Kreuzweg von Gebhard ^ugelh.

Besprochen von Prof. Dr. L. Bau r.

Eitles christkatholischen Malers höch-
stes Können wird sich erwähren bei Dur-
ch Die 14 Stationen des heiligen
Kreuzwegs nach Originalen von Prof. Geb-
hard Fugel mit erklärendem Text von Jos.

stellnng des Kreuzwegs Jesu. Nicht mir
stellt das Thema schon der Idee nach
ganz außerordentlich komplizierte, psycho-
logische, theologische, kulturhistorische, asze-
tisch-religiöse Anforderungen all beit
Maler, sondern auch die spezifisch male-
rischen Schwierigkeiteli liegen in der gro-
ßeli Alizahl der Szellen, in bereu wir-
kungsvoller Durchführung, Gruppierung,
Abwechslung, Farbengebung. Darum ist
es and; von jeher als eine besonders
beachteliswerte Leistung allgesehen worden,
welili einem Meister ein Kreuzweg ge-
lungen war: von Overbeck, Führich, Moritz
v. Schwind, Ed. v. Steinle, Schraudolph
Nlid Deschwalideli allgefangen bis zu bent
frommen Kreuzweg der Beuroner in
der Marienkirche in Stuttgart und den
lnonnluentalell einfacheil, würdigen Kreuz-
wegbilderit Altartin Feuersteins in
der St. Annakirche zu München. — Zu
ihnen kommt als neuestes Werk der Kreuz-
weg des Meisters Fugel.

Der Kreuzweg, den Ftlgel für die
St. Josephskirche in München malte,
tritt beu genannten durchaus ebenbürtig
zur Seite. Wohl ist er in einer von
diesen ganz verschiedenen Auffassung dar-
gestellt lll der stark betonten Realistik, in
der mehr dem geschichtlichell Ausdruck nach-
geheliden Szenerie: aber der Maler hat
sich — was wir ihm zum höchsten Lobe
anrechnen dürfen — bemüht, den Bildern
religiösen unb frommen Geist einzuhauchen
nlid einen groben unb abstoßenden nnver-
klärten Realismus 511 vermeiden. Ans
der diesjährigen Ausstellung in Düssel-
dorf war ein Kreuzweg von Seuffert
511 sehen. Er mag groß ulid wirksam
fein; seine künstlerischen Qualitäten und
technischen Finessen mögen höchsten Lob-
preises würdig erscheineli: aber es fehlte
dieseil Bildern unseres Erachteils das,
was sie erst berechtigt, die Schwelle des
Heiligtums zu betreten: der warme Puls-
schlag des Glaubens, die fromme Seele.
Es ist kaum zu erwarten, daß diese Bilder
ilnstaude feien, in wahre Gebetsstimmung
zu versetzen, religiös zu erwärmen, zu er-

Bervhart. 14 Aquarellgravüren (53X30 cm)
in sieben Lieferungen mit je zwei Stationen.
München (Verlag von Max Hiriner). Subskrip-
tionspreis pro Lieferung 12 M.
 
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